Traffic ist sicherlich ein besonderer Film. Wohl kaum ein sich zum Kultfilm entwickelnder Streifen, doch ein wichtiger Film bleibt er dennoch, der durch seinen ganz eigenen Stil beeindruckt, der sich nirgendwo anbiedert.
Wobei wir gleich bei der Frage sind, ob dies nicht vielleicht doch der passendere "Beste Film" bei den Oscars gewesen wäre. Die Antwort fällt da relativ leicht: er ist zumindest der Film mit der größeren Tiefe, dem besseren Buch, den glaubwürdigeren Darstellern, den überzeugenderen Ideen.
Für mich ist er der bessere Film, doch Actionfreunde mögen da anders urteilen.
Für sie ist Traffic trotz seiner Problematik relativ schmale Kost, begrenzt auf eine Schießerei am Anfang und das eine oder andere Attentat im Laufe des Films. Trotzdem beeindruckt er durch seine Stimmung und Charakterzeichnung, denn Traffic ist deutlich ein Darstellerfilm, in dem die meisten Angehörigen dieses namhaften Ensembles ausreichend Platz erhalten, sich zu entfalten, ohne die Geschichte zu beeinträchtigen. Unterstützt wird dies sicherlich durch den ganz eigenen Inszenierungsstil Soderberghs, der die jeweiligen Handlungsstränge in unterschiedliche Primärfarben coloriert.
So sind die Mexico-Szenen z.B. sonnenintensiv hellgelb, während die Washington-Büroszenen alle in ein kühles Blau getaucht sind. Der rasche Wechsel sorgt dafür, daß der Zuschauer sich immer wieder neu einstellen muß und so in seiner Aufmerksamkeit nicht nachlassen kann. Durch grobe Körnung der Bilder entsteht ein beinahe semi-dokumentarischer Effekt, der die Realitätsnähe unterstützen soll. Ergänzend dazu der manchmal recht ungewohnt wirkende Einsatz der leicht wackelnden Handkamera in weiten Teilen des Films.
Um die Illusion komplett zu machen, spricht Del Toro große Teile seiner Rolle tatsächlich auf spanisch, was bei uns untertitelt wird.
Del Toro ist es auch, der die größte Kraft im Ensemble verströmt, obwohl er kaum einmal eine Miene verzieht. Zwar ist Douglas stark wie immer, doch sein Handlungsstrang um den sinnentleerten Posten wird zugunsten der doch recht bekannten Tochterrettung aufgegeben. Auch Zeta-Jones hat einige starke Szenen, doch bleibt der Eindruck, daß man diesen Charakter ein wenig vernachlässigt hat, ebenso wie Dennis Quaids Anwalt. Die Fahnder, besonders Don Cheadle, bringen ebenfalls intensive Momente ins Spiel.
Beeindruckend sicherlich die Entscheidung, dem Zuschauer keine leichtverdauliche Lösung aller Probleme unterzujubeln, obwohl Soderbergh in den letzten Minuten versöhnliche Töne anschlägt, um niemanden zu deprimieren. Das wäre nicht nötig gewesen, denn der Kampf gegen die Drogen ist über die volle Filmlänge als hinreichend aussichtslos definiert worden. Trotzdem gibt es die Therapie für die Tochter, die Wanze für den Polizisten und die erkaufte Stadionbeleuchtung für die mexikanischen Kids, was den Eindruck ein wenig schmälert. Trotzdem bleibts bei der Abwesenheit der gewohnten Happy-Ends, was aber niemanden vergrätzen sollte.
Ebenfalls auf der Minusseite (wenn man so will): manchmal eine recht sprunghafte Entwicklung der Ereignisse aufgrund der szenischen Konstruktion und die zeitweise recht ausgedörrt wirkenden Bilder, die bei einigen Zuschauern sicher nicht ankommen werden.
Darum sollten alle, die nur den Unterhaltungsfilm der Woche wollen, von Traffic die Finger lassen. Traffic ist anstrengend. Und anspruchsvoll. Und dann erst unterhaltsam.
Und ziemlich nah an der Wahrheit. (8,5/10)