Warnung: Komplettspoiler
Soderbergs "Traffic" ist vor allem eines: herzlich belanglos. Wenn man Hollywoods erste, hier solide agierende, Schauspielergarde antreten läßt, und alles was am Schluß zum Thema Drogen übrigbleibt, sich darauf reduzieren läßt, daß Eltern eben auf ihre Kinder besser Acht geben müssen, muß irgendetwas komplett daneben gegangen zu sein.
Die handwerkliche Seite des Filmes ist tadellos, die extreme Farbgebung durch Filtereinsatz ist auf die Dauer zwar etwas ermüdend, inhaltlich aber motiviert, der Score ist angenehm. Am ehesten kritisieren läßt sich der Schnitt, der häufig unmotiviert den Darstellern ins Wort fällt.
Wie die anderen mir bekannten Fime des Regisseurs krankt auch Traffic vor allem daran, daß der Regisseur viel zu halbherzig vorgeht, alle Extreme wegläßt. Zum Thema Drogen scheint ihm schlicht nichts eingefallen zu sein. Um das zu kaschieren, erzählt er drei langweilige Geschichten: eine B-Gangstergeschichte um einen Polizisten in Mexiko (gespielt von Benicio Del Toro, dem meiner Meinung nach einzigen echten Lichtblick), eine Familiengeschichte à la B-Fernsehfilm (Vater erkennt, daß seine Durchschnittstochter drogenabhängig ist) und eine C-Gangstergeschichte à la Tarantino (ahnungslose Ehefrau und Mutter erfährt nach Jahren, daß ihr Gatte Drogen im großen Stil vertickte und als Reaktion darauf geht sie einfach zu den bösen Oberdealern und sagt, daß sie jetzt die Oberoberdealerin ist, was selbstredend jedermann sofort einleuchtet).
Das ganze wimmelt von den übelsten Klischees: Wenn das junge Fräulein nach Drogenkonsum bei der Polizei landet und dann ihre Schuleinser und Arbeiten für wohltätige Zwecke aufzählt, weiß man, daß das Schicksal hier wirklich ganz hart zugeschlagen haben muß. Straßendealer sind als solche zu kennzeichnen und werde durch Farbige gespielt. Damit daß natürlich nicht sofort auffällt, legt der Regisseur dann sicherheitshalber dem Freund der Tochter die Worte in den Mund, daß Schwarze als Dealer ein reines Klischee seien. Die Figur hat damit ihre Schuldigkeit getan und ward im Film nicht mehr gesehen...
Meinem Empfinden nach darf ein Film, der sich mit Drogen befaßt, alles sein, nur nicht risikolos und beliebig, und leider ist "Traffic" genau das.