Die Dokumentation über Aileen Wournos befasst sich nicht mit den Taten des ersten weiblichen Serienmörders der amerikanischen Geschichte, sondern beleuchtet eher die Kindheit von Wournos und die Zeit nach ihrer Verurteiung bis zur Hinrichtung. Leider ist das alles etwas zäh, da während des Films kaum neue Fakten ans Licht kommen. Alles was gesagt werden muss ist schon im ersten Teil gesagt und somit wiederholt sich der Großteil in der zweiten Hälfte nur. Regisseur Broomfield versucht eine psychisch kranke (er selbst nennt sie im Film immer wieder Wahnsinnige) vor der Todesspritze zu retten und somit ein Plädoyer gegen die Todesstrafe zu schaffen. Den Verschwörungsspekulationen der Mörderin werden meiner Meinung zu viel Zeit eingeräumt. Broomfield versucht somit die gestörte Psyche von Wournos darzulegen. Eigentlich reicht hierfür aber schon eines der Interviews aus. Das in den Interviews gesagte und ein Blick in die Augen der Killerin sprechen Bände. Immer wieder wiederholt Wournos in den Befragungen, das die Polizei schon nach ihrem ersten Mord wusste wer sie ist und somit Schuld an den weiteren Morden hätte. Die Polizei soll geschwiegen haben damit sie weiter morden konnte und nach ihrer Verhaftung dann die Geschichte vermarktet werden kann. Wournos geht davon aus, das es in vielen Fällen von Serienmördern so zu gehen würde. Fakt ist das wirklich Polizisten an der Vermarktung von Filmrechten dieses Falles beteiligt gewesen sind, doch es gibt keinerlei Beweise oder Indizien, das Wournos nach dem ersten Mord als Verdächtige galt. Ausserdem konnte niemand nach der ersten Tat von einer Mordserie ausgehen, also steht die Theorie auf sehr wackeligen Beinen. Broomfield lässt Wournos Theorien kommentarlos im Raum stehen. Stattdessen befragt er lieber einige andere Zeugen aus Wournos Umfeld, Sinn und Zweck dieser Befragungen bleben mir ein Rätsel. aus den Interviews werden nur wenige Sätze zusammengeschnitten, die meist ohne Aussage sind oder nur die schwere Kindheit von Aileen bestätigen.
Das eigentlich schockierende an der Dokumentation ist nicht die Killerin oder ihre Taten, sondern die amerikanische Kleinstadtwelt die der Regisseur hier aufzeigt. "Das ist der übliche stadtbekannte Pädophile" sagte da ein Zeuge in einer Szene "alle Kinder gingen immer zu ihm". Hier wird der Anschein erweckt es gibt so in jeder Stadt einen Pädophilen und die Bewohner lässt das kalt und sie schicken dort trotzdem ihre Kinder vorbei. Aileen flog mit 13 Jahren aus ihrem Elternhaus weil sie schwanger war und lebte danach in einem Waldstück, selbst im Winter. Leider hält sich die Kritik an Eltern und Gesellschaft in der Doku zurück, stattdessen versucht Broomfield dann auch noch den Sprung zur großen Medienkritik und zur Kritik an der Vermarktung des Falles, doch muss er sich fragen lassen, ob er mit dieser Dokumentation nicht selber auf diesen Zug der Vermarktung aufgesprungen ist. Zu gute halten will ich ihm, das er sich über Jahre hinweg mit dem Fall beschäftigt hat und bereits 11 Jahre zuvor eine Dokumentation darüber drehte ...
4/10