Review

New Fist of Fury ist aus filmhistorischer Sicht wahrscheinlich interessanter als er es letztlich verdient hat. Dabei ist der Film keineswegs so schlecht wie oftmals verlautbart, aber kann als offizielle Fortsetzung zu Bruce Lee’s Todesgrüsse aus Shanghai nur wenig mit dem straighten Vorgänger mithalten; vor allem hinterlässt er nicht den bleibenden Eindruck. Auf der anderen Seite ist es der erste grosse Film mit Jackie Chan in der Hauptrolle und im Gegensatz zu den hundertfachen Klonfilmen, die als Trittbrettfahrer nach Lee’s Tod entstanden sind ist es auch ein ernstzunehmendes Werk, dass mal nicht im Schnellschuss produziert wurde. Wahrscheinlich sollte man sich von der Vorstellung des Originals einfach lösen – auch wenn es schwer fällt – und den Film als das sehen, was er ist:
Eine Weiteerzählung der Ereignisse um die Jing Wu – Schule, die sich gegen die japanische Besatzung und Unterdrückung wehrte und durch feiges Handeln seitens der Okkupierer zum Schluss ihren Helden Chen Zhen [ Bruce Lee ] verlor.

Die drei Überlebenden des finalen Massakers, darunter Chen’s Freundin Li – Er [ Nora Miao ], beschliessen Shanghai zu verlassen und sich heimlich nach Taiwan zu begeben. Dort setzt der Film nach einem aufpeitschenden Vorspann an; die Lage ist nicht viel anders als in der verlassenen Heimat. Auch Taiwan ist von den Japanern eingenommen, die eingeschüchterte Bevölkerung schweigt und duldet die Regentschaft. Auch der Taugenichts und Taschendieb Ah Lung [ Jackie Chan ] kümmert sich nur wenig darum und geht ansonsten seinen eigenen Weg; sowieso kann er ohne Kung Fu Künste nur mit einer grossen Klappe aufwarten. Trotzdem hat er das Herz am rechten Fleck und noch genug Courage, um sich nicht als Laufbursche bei der Schule vom Überläufer Lin Ching Kai [ Liu Ping ] zu verdingen; die Verweigerung führt beinahe zu seiner Erschlagung.
Als Li – Er nach dem provozierten Tod ihres Grossvaters dessen Hinterlassenschaft übernimmt, eine neue Jing Wu – Schule eröffnet und auch Ah Lung anlernt, bekommt sie Ärger mit Akumora [ Chen Sing ], der sämtliche Kampfschulen unter seinem Namen vereinigen und kontrollieren will.

Das abschliessende Treffen ist einer der wenigen Höhepunkte des Filmes und kann im letzten Moment noch einiges an Eindruck und Wirkung herumreissen. Vorher passiert nämlich nicht allzu viel, was nach Aufregung oder Anspannung aussieht; der narrative Aufbau ist langer und ruhiger Art.
Mangelnde Mühe kann man Regisseur und Co – Autor Lo Wei also nicht vorwerfen; der Film steht zum Schluss auf relativ festen Beinen und besitzt ein dramaturgisch sicheres, wenn auch stereotypes Konzept. Nur leider fehlt die Sorgfalt, die Szenen stehen zwar zumeist im syntaktischen und stilistischen Zusammenhang, aber die Tiefenstruktur bleibt schwach. Ausserdem hätte etwas mehr Aggressivität beim Erzählen nicht geschadet; selbst die ständigen Provokationen der leicht cartoonhaften Japaner laufen ja beinahe ins Leere, wenn die Chinesen kaum oder gar nicht reagieren. Die von Li – Er frühzeitig angesprochenen Rachegefühle merkt man nie an; man hat eher den Eindruck, dass man sich so gut wie möglich mit der Situation der Herrschaft arrangiert hat statt auflehnt. Der Film hat trotz Überschwangs an Ethnozentrismus zuwenig Gefühl und Emotionen, er wirkt über viele Teile etwas leblos und distanziert. Todesgrüsse war da direkter und vertraute aus guten Gründen seiner Simplizität viel mehr. Ausserdem steigerte er sich kontinuierlich; hierbei wird wirklich nur zum Ende hin Adrenalin eingeflösst.

Jackie Chan selber kommt dabei auch lange nicht so überzeugend weg wie Lee, was natürlich an den Vorgaben von Drehbuch und Film liegen mag, aber auch sehr an seiner Art liegt. Da sein Charakter erst im letzten Drittel sein Training bekommt wird zuvor vermehrt clownesk agiert; so unterschiedlich zu späteren Produktionen ist seine Figur nämlich gar nicht. Der etwas linkische Typ macht sich selbst beim Showdown noch bemerkbar; da fehlt einfach die ernste Präsenz und Aura von Lee, die dann auch seine Wut spürbar machte.
Dabei spricht es dann wieder für den Film, dass man die Erfolgsformel nicht einfach 1:1 zu übernehmen versucht und dem Publikum Bekanntes und Bewährtes auftischt, sondern bis auf die propagandistische Ausgangsthematik des Aufstandes gegen Unterdrückung und Rassismus neue Wege zu gehen versucht. Es wird anders erzählt, aber nicht alles vorher Aufgebaute verworfen; so dass zwei verschiedene Filme mit einigen gleichen Merkmalen entstanden, die für sich selber Berechtigung haben, aber trotzdem ncoh miteinander verbunden sind.

Aufgrund der späten Einspannung von Ah Lung als Kämpfer / massgeblicher Rädelsführer und der recht vorsichtig angeordneten Konstruktion ist die Action nicht so wirklich häufig vertreten. Der Showdown nimmt sich seine zustehende Zeit; davor sind einige ausgetragene Rivalitäten zwischen unmutigen Kampfschulen bzw. deren Leitern und Akumora gegeben, der sich auch gegen einige heimliche Attacken wehren muss. Dabei kann die Choreographie von Co – Star Han Ying Chieh weder mit späteren Chan – Werken noch mit der Durchschlagskraft von Lee’s Filmen mithalten, aber ist durchaus ansehbar und abwechslungsreich gestaltet; Chen Sing’s Badehausszene bleibt als kleines Standout sogar in Erinnerung.

Das ist nicht ausreichend, um den Film wirklich zu puschen; aber die Attraktion kommt ja sowieso von der filmographischen Relation her.

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