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Katja (Yekaterina Golubeva) und David (David Wissak) sind auf einen stinknormalen Trip durchs kalifornische Hinterland. Außer den Weiten der Wüste gibts selten was zu sehen oder zu erleben. So kommt es, dass sich das Pärchen immer wieder in Langeweile, Sex oder Streit wiederfindet. Erst am Ende kommt es zum großen Knall (Vorsicht: Spoiler!!!), als David misshandelt wird und deswegen total ausrastet und Katja umbringt.

Was Regisseur Bruno Dumont mit dem Film darstellen bzw. ausdrücken möchte, ist leicht zu erkennen, denn schon auf dem DVD-Cover ist der Ansatz zur Interpretation gegeben: Die Leere der Wüste als Metapher auf die total Sinnentleerte Welt der Protagonisten ist schnell enttarnt. Überhaupt wird der Zuschauer derart plakativ zur raschen Interpretation gezwungen, dass man sich wundern muss, warum der Film im Spielfilmformat läuft. Die Aufnahmen sind arg in die Länge gezogen, auf Begleitmusik wird verzichtet (wenn man von der charakterlosen Autoradiomusik absieht) und die Dialoge sind trocken. Es ist vor allem die Plakativität der Darstellung die nervt. Dumont hält die Zuschauer anscheinend für etwas träge im Verständnis, anders ist es nicht zu erklären, dass er beim Darstellen von Nichts so dick aufträgt.

Trotzdem vermag die sterile Atmosphäre ein ums andere Mal Spannung zu erzeugen. Man fühlt sich zwar niemals wirklich an den Bildschirm gefesselt, doch zumindest wird die immer wieder auflammende Spannung am Ende mit dem großen Knall befriedigt. Die Stärken des Films liegen aber jenseits der Metapherhaftigkeit für Einsteiger.

Wirklich fesseln vermag der Film zum Beispiel durch die guten Darsteller. Gerade Golubeva nimmt man zu jeder Zeit zu 100% ernst. Wahrhaft eine herausragende Leistung. Ihre Figur ist irgendwie auch interessanter als ihr männlicher Gegenüber: Ihre psychischen Probleme sind tiefsitzend und machen eine Beziehung problematisch; kaum eine Unterhaltung, in der sie sich nicht kurios verhält. Dabei sind die kleinen Probleme, die immer wieder zum Streit führen, stets gewöhnliche und somit die Motive nachvollziehbar. Die Figur des David scheint dagegen zwar rationaler, deswegen aber keineswegs nicht streitfördernd. Jedenfalls macht seine nachvollziehbare Art das Ausrasten am Ende noch dramatischer.

Twentynine Palms ist ein inhaltsloses Drama, als Unterhaltungsfilm ungeeignet. Dumont gestaltet das tiefsinnige Charaktergeplänkel plump und zeitraubend. Mit mehr Feingefühl wären die beiden starken Darsteller und ihre Figuren viel besser zur Geltung gekommen.

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