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In den 50er Jahren entwickelte ein Mann namens Rod Serling ein revolutionär neues Konzept fürs Fernsehen: In (meist) knapp halbstündigen Episoden schuf er in sich abgeschlossene, intelligente Geschichten aus dem phantastischen Genre mit Clou und Moral zum Schluss, die man bis dahin nicht gesehen hatte. Die „Twilight Zone“ war geboren und avancierte zu einer Kultserie, sodass Nachahmer wie in den 60ern die „Outer Limits“ nicht lange auf sich warten ließen.

Anfang der 80er wurden einige Folgen von Fans wie Steven Spielberg in einem Kinofilm verremaket, nach dessen Erfolg ging’s im Fernsehen wieder weiter: mit dem fast gleichen Konzept, etwas aufgefrischt durch Farbe, einen Sprecher nur noch im Off und zeitgemäße Tricks. Trotz vielfacher Kritik lief die Serie einige Jahre, nicht zuletzt dank talentierter Drehbuchschreiber wie J.M. Straczynski.

Und dann im jungen neuen Jahrtausend wurde „Twilight Zone“ zum dritten Mal aufgelegt. War die Zeit reif dafür? Immerhin war in den 90ern die „Outer Limits“-Neuauflage sieben Jahre lang erfolgreich gelaufen und hatte so ziemlich jede Ecke der phantastischen Vorstellungskraft für ein solches Konzept ausgelotet. Nicht zufällig sind dann einige Leute von hinter den „Limits“-Kulissen zur dritten „Zone“ gewechselt.

Nun, gelungen ist die Idee, wie in der Urserie den Sprecher, jetzt von Forest Whitaker gemimt (natürlich kein Rod Serling, aber solide), mitten in der Szenerie auftreten zu lassen. Musikalisch verließ man sich auf den „Akte X“-bewährten Komponisten Mark Snow. Der Vorspann versucht zwar einen Bogen zu schlagen mit zuerst dem alten Bild von Rod Serling, dann dem rotierenden Trichter aus dem Original sowie der schnell vorlaufenden Uhr aus der 80er-Auflage, gemahnte aber zunächst doch eher an einen simplen Abklatsch des letzten „Outer Limits“-Vorspanns, bis er nachher mit einem auf jugendlich getrimmten Cover der alten Musik mit E-Gitarren versetzt wurde. Das frühere Unheimliche jedenfalls war verschwunden.

Auch wieder versucht wurde, ab und zu (zumindest Genre-) bekannte Gaststars einzuspannen. Auffällig viele Teenie- und Twensternchen sind darunter. Überhaupt sticht dadurch ein Unterschied zu früher ins Auge: Hier haben wir keine breite Spanne von Charakteren aller Altersklassen mehr. Darunter leiden aber die Identifikation mit ihnen und ihre Glaubwürdigkeit. Die Charaktere sind zu eindimensional konstruiert um mitzufühlen. Das war wohl der Preis dafür, dass vor allem auf jüngere Zuschauer abgezielt wurde, die die alten Serien nicht mehr kennen. Die älteren würden ja eh nicht zu kriegen sein.

Dazu passen auch die Stories: Sie sind zwar keine Remakes (bis auf zwei Ausnahmen und ein Sequel), bestehen aber aus hergebrachten Themen und Konstellationen mit –für die Älteren– hohem Wiedererkennungswert, welche von den bisherigen Serien her bekannt sind und oftmals nur Variationen alter Episoden darstellen: Ein normaler Mensch wird plötzlich mit etwas Abnormalem, Mysteriösem konfrontiert. Dabei sind häufig der Tod das Thema, Identitätswirrwarr, alternative Lebensverläufe, Zeitreisen, virtuelle Persönlichkeiten und totalitäre Gesellschaftsmodelle. Übermenschliche Fähigkeiten wie Gedankenlesen, realistisches Träumen und Blicke in Vergangenheit und Zukunft sind hier (wieder mal) möglich.

Das alles ist meistens stringent umgesetzt, was in Anbetracht der (oft zu) kurzen Zeit für eine Geschichte auch notwendig ist. Richtige Spannung kommt aber nur selten auf. Zu oft kann man vorhersehen, wie’s weiter- und ausgeht. Dabei ist es natürlich wieder so, dass die einen Folgen besser, die anderen schlechter sind. Anders als in den Vorgängerserien wird dabei kaum noch eine Moral zum Ende der jeweiligen Geschichte gefolgert. Die Cleverness und das Aha-Erlebnis von früher fehlen.

Die Geschichten sind großteils ja durchaus nett anzuschauen und recht unterhaltsam, aber fast nie mehr. Wenn man schon alte Thematiken neu aufwärmt, dann bitteschön auf neue, aufregende Weise. Aber die Folgen wirken oft nur unoriginell und altmodisch – nicht nur wegen der wenig innovativen und vorhersehbaren Plots, sondern auch wegen der praktisch unveränderten, heute jedoch viel zu konventionellen Umsetzung, was Erzählform, Kamera und Effekte betrifft. Das Fernsehen hat sich nun einmal weiterentwickelt in seiner Technik und seinen Stories, siehe „24“, siehe „Alias“ – Serien, die heute so modern wirken wie damals die erste „Twilight Zone“.

Diese neue „Twilight Zone“ sieht dagegen manchmal aus wie altbackenes, längst vergessen geglaubtes Fernsehen. So umgesetzt war ein Flop unvermeidlich und das Ende der Serie nach nur einer Staffel konsequent. Vielleicht gab es auch zu der Zeit einfach nichts Neues mehr zu erzählen nach so vielen phantastischen Serien in ähnlicher Aufmachung; vielleicht sollte man bis zum nächsten Versuch diesmal etwas länger warten.

6 von 10 Punkten.

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