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Eigentlich macht der Ex-Cop Johan Falk mit seiner Freundin Helén und deren Tochter nur einen Kurzurlaub in Dünkirchen, und auf dem Rückweg nach Schweden wird er dann mit sanftem Druck dazu gebracht, mal kurz bei seinem Ex-Chef Sellberg vorbeizuschauen, der mittlerweile Leiter der Abteilung für organisiertes Verbrechen bei Europol geworden ist. Klar, ein Abendessen mit Sellberg, lässt sich ja nicht viel gegen sagen. Doch, denn Falk ist definitiv zur falschen Zeit am falschen Ort! Weil Sellberg sich hinterher noch mit einer Informantin trifft, die ausgesprochen tiefe Einblicke in ein Geldwäsche-Kartell besitzt und auch bereit ist Namen zu nennen, kommt Falk gerade richtig zu einer heftigen und blutigen Schießerei in einem Restaurant. Übrig bleiben sehr viele Tote, und ein lebendiger Falk, der eine wichtige Kronzeugin an der Backe hat, die er, man ist ja doch irgendwo noch Polizist, beschützen will.
Und was tun Verbrecher, wenn sie eine Zielperson nicht in ihre Finger bekommen? Sie holen sich die Familie der Zielperson. So sind Helén und Tochter plötzlich im Fokus der völlig skrupellosen Killer, und eine Jagd quer durch Europa beginnt, die jede Menge Leichen zurücklässt …

So kann modernes europäisches Genrekino aussehen, wenn man es nur ließe. Eine spannende und gute Story, die in der Mitte aktueller und tatsächlicher Probleme angesiedelt ist, und mit vernünftigen Dialogen und einigem an Hintergrundinformationen in die Vollen geht. Die Actionszenen sind knackig und reißen mit, die Schauspieler sind ein All-European-Cast mit sehr hohem Niveau, und das Ende ist … Tja, da gehen mir ein wenig die Attribute aus. Apokalyptisch würde die letzte halbe Stunde wahrscheinlich noch am Besten beschreiben. Das Zusammentreffen der Killer, der flüchtenden Zeugen und Sicherheitsleute und der Drahtzieher inmitten einer tödlichen Konfrontation von Schwarzem Block und Polizei – So stelle ich mir den Weltuntergang vor. Die Bilder, die Kameramann Per-Arne Svensson da auf den Bildschirm bringt, machen Angst und erschüttern in ihrer Intensität. Hass und Tod sprühen geradezu durch das Wohnzimmer, und die Aktionen der Charaktere, die durch diese Hölle der Gewalt müssen und dabei auch noch äußerst rücksichtslose Gegenspieler haben, sind unglaublich. Die Aktionen der Killer finden ihren Widerpart in den Aktionen der Demonstranten, und es scheint als ob die Hölle sich öffnet. Recht und Ordnung sind aufgelöst, die Ordnungsmacht Polizei wird blutig zurückgeschlagen und steht vor der Vernichtung, während diejenigen, die im Hintergrund eigentlich für das Chaos verantwortlich sind, eiskalt und rücksichtslos ihre Geschäfte machen und ihre eigenen Interessen bewahren, ja das Chaos sogar noch ausnutzen. Man achte auf die Bilder, wenn die Kriminellen Geld überweisen, das sie aus ihren Machenschaften gezogen haben, und es nun waschen wollen. Da lodert das Höllenfeuer persönlich, während die Polizei, zugegeben unabsichtlich, versucht die Interessen der Gangster zu schützen. Was für ein Kommentar zum grundsätzlichen Thema des Films, dass die organisierte Kriminalität unsere westliche Welt längst komplett vereinnahmt hat …

Auch die Flucht durch Europa kratzt hart an der Realität, genauso wie die Darstellungen des organisierten Verbrechens, welches wir schon lange finanzieren. Als Johan Falk einmal gallig kommentiert, dass die Kronzeugin Rebecca ja letzten Endes auch nur eine Marionette der Kriminellen sei, platzt Helén der Kragen und sie zeigt ihm auf, dass er im letzten Jahr durch ihre Boutique ebenfalls die organisierte Kriminalität großzügig unterstützt hat. Ein Höllenschlund, den ich bei Arne Dahls OpCon-Romanen auch immer wieder gesehen habe, und der ein Licht auf unsere Welt wirft, das zur Verzweiflung bringt. Die einzige Szene, in welcher der Zuschauer etwas Sitzfleisch benötigt, ist die, wenn Sellberg bei einer Pressekonferenz zu Beginn des Films mit vielen Worten erklärt, wie die organisierte Kriminalität Europa mittlerweile im Würgegriff hat. Es würde leicht fallen hier wegzuhören oder sich etwas zu trinken zu holen während die DVD weiterläuft. Aber gerade hier wird die Realität in die Fiktion eingebunden, werden die narrativen Grundlagen für den Film gelegt, und wird eine Welt aufgezeigt, von der ich sicher bin dass wir sie niemals wollten. Unsere Welt …

THE THIRD WAVE ist Thrillerkino wie man es viel zu selten sieht, mit einer ungeheuren Wucht, hochintelligent und megaspannend, technisch perfekt gemacht, düster und mitreißend. Warum nur hat sich dieses Format nicht durchgesetzt? Die Welt ist so ungerecht …

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