Alle Kurzkommentare


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So trocken wie ein Arztbericht. Ich will diesem "Klassiker" seine Bedeutsamkeit fürs Genre - es deutet sich hier schon an, in welche Richtung sich Horrorfilme entwickeln werden: Die Effekte werden realistischer und expliziter und der Schrecken geht zunehmend von menschlicheren und weniger übernatürlichen oder metaphorischen Übeltätern aus - gar nicht absprechen. Trotzdem hat er mir nicht sonderlich gefallen, weil er über weite Strecken entsetzlich dröge ist. Meist blicken wir nur auf die kalkweiße Maske der Arzttochter mit ihren großen Kuhaugen. Immerhin lässt sich eine gewisse aufwühlende Nähe zu einem realen Grauen, das damals noch gar nicht weit zurücklag, nicht leugnen: Wenn Dr. Génessier (und nicht Rasanoff!) in seinem "Schreckenshaus" illegale Gesichtstransplantationen an gefangenen Mädchen vornimmt, dann liegt ein Hauch von Josef Mengeles entsetzlichen Experimenten in der Luft.

9

"Augen ohne Gesicht" ist ein einfallsreicher, atmosphärischer Gruselfilm, der mit einer ruhigen Hand und einem brillianten Gespür für Dramaturgie inszeniert wurde. Auch heute, mehr als fünfzig Jahre nach seiner Entstehung, vermag Georges Franjus Werk seinen Zuschauer noch zu fesseln; was sicherlich nicht zuletzt an der dezenten Tragik liegt, die den gesamten Film über mitschwingt. Die Schauspieler leisten Großes; wie eigentlich alle Beteiligten. Und im Mittelteil kriegt man ganz nebenbei noch völlig unerwartet eine Szene zu sehen, die selbst nach heutigen Maßstäben noch eklig und krass ist. Hier war der Schöpfer seiner Zeit definitiv voraus. Großes Kino.

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"Das Schreckenshaus des Dr. Genèssier" ist ein feiner Schwarz/Weiß-Horrorfilm. Die Geschichte überzeugt, die Tochter des Doktors als tragische Figur gibt dem Film Tiefe, Dr. Gènessier selbst ist kein genretypischer, verrückter Wissenschaftler, sondern ein verzweifelter Vater der es mit seiner Hingabe und seinem Berufseifer übertreibt. Insgesamt ein recht ungewöhnlicher Horrorfilm, der für die damalige Zeit (1959) doch recht blutige Spezial Effekte bietet. Für Fans des Genres (oder Film-Fans im allgemeinen) ein sehenswerter Film.

8

Georges Franjus "Augen ohne Gesicht" ist einer der bedeutendsten Klassiker des Horrorgenres. Das liegt zum einen an der hervorragenden Inszenierung, die geschickt den Spannungsbogen bis zum grausig-schönen Finale hochhält, zum anderen an der zeitlosen Geschichte, denn nicht zuletzt ist der Film auch ein deutliches Statement zum Verhältnis von Wissenschaft und Ethik. Die für damalige Verhältnisse ungemein explizite Operationsszene ist ein früher Schritt in Richtung Splatterfilm. Fast 30 Jahre später drehte Jess Franco ein gelungenes Remake unter dem Titel "Faceless".

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