Eine sich wiederholende Enttäuschung
„Red Scorpion" und ich haben seit jeher ein zwiespältiges Verhältnis. Dem Papier nach hat der Film alle Zutaten, die für vergnügliche 90 Minuten sprechen, aber bei allen Begegnungen im Fernsehen zu Beginn oder Mitte der Neunigerjahre schaffte ich es nie zum Showdown. Der Film verlor mich auf dem Weg dorthin, weil ich nie so recht wusste, was denn das Ganze eigentlich von mir will.
Nun, fast dreißig Jahre später, versuche ich es erneut und schlafe prompt beim Finale ein. Der Weg bis dahin war erneut zäh und lang. Die Mischung aus Kriegsaction, plumper Kritik am Sowjetsystem und überkitschter afrikanischer Mystik weiß nie so recht, wo sie hin will und was sie sein will. In erster Linie nimmt man „Red Scorpion" als stumpfsinnige B-Action wahr. Lundgren kann ja die eiskalte Kampfmaschine überzeugend verkörpern (siehe „Rocky IV") und Zito kann aus geringen Budgets viel rausholen (siehe „Invasion USA").
Aber wenn das Drehbuch die Einzelteile der Handlung nicht miteinander verbunden bekommt, zerfällt auch der einfachste Film in seine bloßen Bausteine. Eventuell hat man Lundgrens Figur Nicolai zu viel Entwicklung zugestanden und Pfade betreten, die den Zuschauer rustikaler Hauruck-Action schlicht zurücklassen. Zusätzlich ist diese Entwicklung dann nur leidlich interessant und so wirkt der Film in weiten Teilen gestreckt. Wäre „Red Scorpion" schwarzer Kaffee, würde er aussehen wie eine Tasse Earl Grey.
Das ist bedauerlich, denn Dolph Lundgren ist auch hier eine beeindruckende Erscheinung, das Setting sowjetischer Besatzung in Afrika böte Raum für schicke Actionszenen und auch der innere Konflikt der Hauptfigur ist ein grundsätzlich interessanter Ansatz. Zudem hat der Film mit M. Emmet Walsh und Brion James darstellerisch noch zwei Pfeile im Köcher, die allerdings im ersten Fall verschossen und im zweiten Fall gar nicht erst richtig gezogen werden. Aus seinen vorhandenen Möglichkeiten holt „Red Scorpion" also schon mal nichts raus. Zudem kommen noch grobe Schnitzer der Produktion. Der Darsteller des Antagonisten General Vortek ist mir gänzlich unbekannt und das auch vollkommen zurecht. Der finale Konflikt dient somit nicht als Zugpferd, um das Interesse des Zuschauers über die Laufzeit aufrecht zu halten.
Irgendwie wirkt dies hier wie eine billige Variante von „Rambo III", die zweifelhaft versucht, mehr sein zu wollen, als das Publikum eigentlich verlangt und auch Zito kommt mit den geringen Production Values arg an seine Grenzen. Eine episodisch eingeflochtene Schießerei an einem Wasserloch wirkt wie eines etwas bessere und nur etwas härtere Variante einer Actionszene aus der Serie „ A-Team".
Fazit
„Red Scorpion" war nie gut und wird es auch nie werden. Er ist nicht hochwertig genug, um ernsthaft zu unterhalten und nicht trashig genug, um ein abseitiges Vergnügen sein zu können. Zwar ist er handwerklich angesichts des schmalen Geldbeutels solide inszeniert, aber über weite Strecken inhaltlich uninteressant und ohne klaren Handlungskern. Sprich: Die meiste Zeit ist „Red Scorpion" einfach langweilig. Trotz Lundgren, Zito, böser Russen und einem unverbrauchten Setting. Dass der Film nach so langer Zeit die identische Reaktion bei mir auslöst, sagt mir, dass ich es mit „Red Eagle" gar nicht erst nochmal versuchen sollte. Der teilt sich in meiner Erinnerung nämlich eine Schublade mit „Red Scorpion". Wenn Rot, dann offenbar nur „Jagd auf roter Oktober"...