RED SCORPION
„Are you out of your mind?“ - „No! Out of bullets!“… ohne Hirn funktioniert er prima, aber eine Ladehemmung wäre für den „Red Scorpion“ ziemlich unvorteilhaft geworden…
Speznaz-Kampfmaschine Nikolai (Dolph Lundgren) wird von seinem Vorgesetzten General Vortek (T.P. McKenna) auf eine streng geheime Mission geschickt: Rebellenführer Sundata (Ruben Nthodi) soll ermordet werden, damit die Rebellion zerschmettert und Afrika von den russischen Besatzern eingenommen werden kann. Nikolai wird „undercover“ auf einer russisch-kubanischen Militärbasis stationiert, wo er nach „militärischem Fehlverhalten“ im Gefängnis landet. Dort gewinnt er das Vertrauen des Mitgefangenen Kallunda (Al White), welcher ein enger Vertrauter von Sundata ist. Nikolai verhilft Kallunda und dem ebenfalls inhaftierten US-Kriegsberichterstatter Dewey (M. Emmet Walsh) zur Flucht und wird als Belohnung direkt in Sundatas Lager geführt. Nikolai scheitert beim Versuch, seinen Auftrag auszuführen und wird mehr tot als lebendig in der Wüste zurückgelassen. Als seine Vorgesetzten dann auch noch seine Exekution anordnen, schaltet Nikolai kurz mal sein Hirn ein: der „Red Scorpion“ schlägt sich auf die Seite der Rebellen und durchkreuzt mit Waffengewalt die bösen Pläne seiner ehemaligen Kameraden…
Ein Narr wäre derjenige, welcher bei einem „Kriegs“film von Joseph Zito die politischen Hintergründe ernsthaft analysieren wollen würde! Zito-Kenner überspringen diesen mehr als überflüssigen Teil und wissen, was der Regisseur von Werken wie MISSING IN ACTION und INVASION U.S.A. wieder vom Stapel lassen wird: handgemachte, politisch unkorrekte und menschenverachtende Action im typischen, unvergleichlichen Stil der 80er-Jahre!
Nach seinen Auftritten als Ivan Drago und He-Man ist auch die Rolle des Speznaz Nikolai wie geschaffen für Dolph Lundgren. Der starke Schwede spielt den „Red Scorpion“ überzeugend düster und gnadenlos. Mit Wüstentarn und blondem Irokesenhaarschnitt passt er optisch perfekt ins Bild und der russische Akzent rundet die Gesamterscheinung optimal ab.
Wenn sich Nikolai auf die Seite eines unterdrückten Volkes schlägt und sich wenig später durch ein in der Wüste gelegenes Militärcamp meuchelt, erinnert das Ganze ein wenig an RAMBO III: es wird gefoltert, Kampfhubschrauber donnern durch die Luft, schwere MGs und Kanonen spucken Tod und Verderben, Panzer und Wachtürme gehen in Flammen auf…
Eine Verfolgungsjagd mit gepanzerten Fahrzeugen, Jeeps und Motorrädern ruft für kurze Zeit ein leichtes MAD MAX 2-Feeling herbei und wenn sich Nikolai mit Tarnschminke im Gesicht zum großen Showdown aufmacht, bemerkt man, dass man sich eigentlich auch mal wieder das PHANTOM-KOMMANDO anschauen könnte…
Auch die musikalische Untermalung ist gelungen: militärische Märsche, abgerundet durch einen unheimlich coolen Rock’n’Roll-Soundtrack. Little Richards „Good Golly Miss Molly“ und „Jenny, Jenny“ machen die Actionsequenzen noch unterhaltsamer; die Wirkung des Songs „Long Tall Sally“ muss man jemandem, der die Helikoptersequenz aus PREDATOR kennt, wohl kaum noch erläutern…
Erwähnenswert wäre noch, dass Effekte-Guru Tom Savini bei RED SCORPION seine Finger mit im Spiel hatte: eine gemeine Folterszene (Nadel in die Achselhöhle sowie durch die Nackenmuskulatur) und ein abgeschossener Arm sind das sehenswerte Ergebnis. Für Savini hingegen dürfte es nicht viel mehr als ein kleiner Routinejob gewesen sein…
RED SCORPION ist grob, martialisch und ungemein old-school und macht gerade deshalb einen Heidenspaß! Wenn man jedoch berücksichtigt, was Studios wie Cannon oder Carolco in den 80ern und frühen 90ern an Geschossen abgefeuert haben, muss man zugeben, dass RED SCORPION nicht mit der Durchschlagskraft einiger Genre-Highlights mithalten kann!
Ist aber kein Problem für mich: zwischendurch lässt sich der Schwedenhappen immer wieder konsumieren und abgesehen davon würde sich der eine oder andere Nostalgiker freuen, wenn endlich mal wieder neue Actionfilme dieses Kalibers gedreht werden würden!
Originalton und eine ungeschnittene Fassung (zumindest R-rated) sind für das Vergnügen natürlich Grundvoraussetzung!
7/10 Punkten, diBu!