M.D.C.-MASCHERA DI CERA hätte die langersehnte Zusammenarbeit von Dario Argento und Lucio Fulci werden sollen. Leider wurde Lucio vorher in den Zombiehimmel abberufen, so daß FX-Mann Sergio Stivaletti, dem man unter anderem die Effekte in den beiden DEMONI-Filmen zu verdanken hat, mit der Regie betraut wurde.
Und dafür, daß M.D.C. sein Erstling ist, schlägt er sich recht wacker...
Silvester 1900: In einer Pariser Wohnung sind einige Leute greulich verstümmelt worden, nur ein kleines Mädchen hat überlebt.
Ein paar Jahre später: In Rom soll ein Wachsfigurenkabinett eröffnet werden, in dem schaurige historische Szenen ausgestellt werden. Ein furchtloser junger Bursche, der aufgrund einer Wette dort die Nacht verbringen will, kommt zu Tode. Außerdem bekommt die junge Sonja dort eine Anstellung als Kostümbildnerin, weil der Besitzer Volkoff offensichtlich scharf auf sie ist. Dieser Besitzer entpuppt sich nach und nach als verrückter Wissenschaftler und Künstler, der seinen nekrophilen Gelüsten fröhnt, indem er Menschen umbringt und sie zu Wachsfiguren verarbeitet. Sonja ist übrigens a) dás kleine Mädchen vom Anfang und b) die Tochter des Museumsbesitzers. Dieser wurde nämlich von seiner Frau betrogen und fiel bei einem Kampf mit deren Liebhaber in einen Kessel mit heißem Wachs, wodurch er sich in eine Art TERMINATOR verwandelte, der prompt furchtbare Rache nahm. Außerdem will er mit Sonja nun seine Art von Inzest vollziehen, indem er ihr mit seiner Maschine das Blut aussaugt, durch ein obskures blaues Zeug ersetzt und sie anschließend seiner Sammlung einverleibt.
Puh!
Inhaltlich waren die Italiener noch nie besonders gut, und so wurde auch bei M.D.C. wieder viel mehr Wert auf Atmosphäre und formale Gestaltung gelegt. Und das gelingt dann auch:
Schöne Kostüme, nette Musik und farbenfrohe Dekors erzeugen klassisch gothische Hammer-Atmosphäre. So arbeitet der Schurke in einem erstklassigen FRANKENSTEIN-Labor, in dem es nur so zischt und blitzt, in dem Wachsfigurenkabinett sind von der Medusa bis Jack the Ripper alle schlimmen Gesellen beieinander und ein herrlich dekadentes Bordell mit vielen leichtbekleideten Damen sorgt für die nötige Erotik.
Der in seinen schwarzen Mantel und Hut vermummte Mörder mit seinem Giftspritzenphallus bedient sich beim klassischen Giallo ebenso wie bei DARKMAN, von dem auch das Verwirrspiel mit den vielfältigen Masken abgeschaut wurde. Unter der Wax Mask lauert dann auch noch ein T-800, was wohl für Stürme der Erheiterung sorgen dürfte.
Die Gewalt kommt auch nicht zu kurz, obwohl die zu einem richtigen Horrorfilm gehörenden Details meist nur als schnelle Inserts zu sehen sind, gibt es unter anderem ein herausgerissenes Herz und eine abgerissene Hand zu sehen, sowie eine morbide Szene, in der Sonja an Schweine verfüttert werden soll.
Eher ärgern kann man jedoch über die Computeranimationen, die sich irgendwie nicht in die etwas altmodische Inszenierung fügen wollen und darüberhinaus recht billig wirken.
Und zur schauspielerischen Leistung in italienischen Horrorfilmen braucht man auch nichts mehr zu sagen...
Somit ist M.D.C. letztlich eine Verneigung vor den klassischen Gruselfilmen, die optisch elegant, mit großteils langsam gleitender Kameraführung, stellenweise jedes Nostalgikerherz höher schlagen lässt, aber nie wirklich an die großen Vorbilder (vor allem HOUSE OF WAX) heranreichen kann.