Als wahre Perle unter des nicht immer überzeugenden Ausschusses der ehemaligen B-Movie-Schmiede P. M. Entertainment erweist sich „Steel Frontier“. Jacobsen Hart („T-Force“, „CyberTracker“) und Paul G. Volk fleddern für ihren Film zwar ganz frech die Ideen diverser Vorbilder und Genrekollegen, setzten mit ihrer Inszenierung aber dafür echte Glanzpunkte.
Einmal mehr ist Postapokalypse angesagt – die Erde ist also mal wieder eine einzige Wüste, Gesellschaftsstrukturen sind weitestgehend zusammengebrochen und böse Buben terrorisieren friedliche Siedlungen. Der schweigsame Einzelgänger Yuma (Joe Lara, „American Cyborg: Steel Warrior“, „Human Timebomb“) stößt in so einem verkommenen Nest ausgerechnet auf die Truppe des herrschsüchtigen General J.W. Quantrell (B-Ikone Brion James, „Tango & Cash“, „Blade Runner“). Um Ärger aus dem Weg zu gehen, schließt er sich der Truppe zunächst an.
Man erkennt hier schnell viele Anlehnungen an solche Genregrößen wie „Mad Max 2“ oder „A Fistful of Dollars“. „Steel Frontier“ erweist sich als ein stilsicherer Mix aus Western und Endzeitaction, der ausführlich mit konventionellen Genremotiven auf seinen Ursprung hinweist. So erinnern vor allem die Locations und die heruntergekommenen Vehikel an eine Verwurzelung im Western- und Endzeitbereich.
Der gesamte Aufbau des Films, vom einsam durch die Wüste ziehenden und einem Sterbenden helfenden Revolverhelden, bis hin zum unausweichlichen Konflikt mit der sich gebärenden Bande von Vergewaltigern, Dieben und Mördern, ist diesen beiden Filmen nachempfunden. Sogar die gar nicht so edlen Absichten Yumas lassen sich in den Vorbildern wiederfinden. Sei es drum, B-Action muss keinen Innovationspreis in Sachen Handlung gewinnen, sondern soll unterhalten können und das tut „Steel Frontier“ bisweilen vorzüglich.
Obwohl es ihm an einem wirklichen Höhepunkt mangelt und der B-Touch unverkennbar ist, lässt sich die Kurzweiligkeit des Szenarios nicht leugnen. Geballert wird sehr ausführlich, auch in Zeitlupe und mit blutigen Shootouts, die Explosionen sind auf B-Niveau absolut referenzverdächtig und die, wenn auch nicht so häufigen, Blechkarambolagen ebenfalls auf dem höchstmöglichen Niveau angesiedelt. Was hier an Trucks und Autos zerschrotet wird, sich überschlägt und in Flammen aufgeht, lässt das Herz des B-Action-Fans höher schlagen.
Die erzählerischen Schwächen des Streifens kristallisieren sich nach und nach leider recht deutlich heraus. Auch wenn mit viel Action dieses Manko zu kaschieren versucht wird, lassen sich ein paar Durchhänger nicht übersehen. So ist die, für einen einsamen Helden schon obligatorische, Frau natürlich von Yuma recht angetan und pflegt ihn später auch eine Runde gesund, damit er wieder losziehen kann. Die Dorfbewohner proben irgendwann den Aufstand, der sich in die Bande einschleusende Yuma spielt die debilen Pistoleros gegeneinander aus und alles wendet sich irgendwie wie erwartet.
Was „Steel Frontier“ an dramatischen Geschick fehlt, macht er mit seiner Atmosphäre wieder wett. Wenn Duelle nach dem „Wer zieht zuerst“ – Motto aufgezogen werden und die Kamera nur auf Augen und Halfter hält, dann kann man den Staub förmlich atmen. Dreckig und schmutzig geht es in dieser zerfallenden Welt zu. Martial-Arts-Gekloppe bleibt fast komplett außen vor, würde hier auch nicht passen, stattdessen eben ausführliche Ballereien.
Joe Lara schlägt sich als schweigsamer Fremdling überzeugend und liefert hier eine seiner besten Leistungen ab, während Brion James, der leider zu wenig Screentime hat, mal wieder als psychopathischer Bösewicht in seiner Paraderolle glänzt. Erwähnenswert ist neben dem ehemaligen Jason-Vorhees-Darsteller Kane Hodder noch Bo Svenson („Double Target“, „Delta Force Commando“) als dem Film eine Portion Tiefe verleihender, sympathischer Handlanger des Bösen.
Fazit:
„Steel Frontier“ zeichnet sich durch, jedenfalls im B-Action-Bereich, erstklassige Pyrotechnik, klasse gemachte, spektakuläre Blechschäden und seinen atmosphärischen Mix aus Western- und Endzeitthematik aus. Die dröge Story und fehlende Spannung sind angesichts des ausgelutschten Plots weitestgehend zu vernachlässigen. So spektakulär geht es im B-Sektor leider zu selten zu.