Review

Wie ich finde ist der Punisher einer der coolsten Comicfiguren im Marveluniversum und als ich hörte dass es eine zweite Verfilmung geben sollte freute ich mich schon sehr darauf. Ich sammle die Hefte schon seit einigen Jahren und dementsprechend war ich auf die neue Umsetzung gespannt. Entmutigt durch die etlichen Kürzungen der deutschen Fassung, schaute ich mir dann gleich die Englische Version an, und siehe da, sie schien ungekürzt gewesen zu sein. Das war schon mal positiv. Nun zum Film selber.

Natürlich musste im Jahr 2004 die Hintergrundgeschichte von Frank Castle in einigen Punkten geändert werden. Er konnte halt kein Vietnamveteran mehr sein sonst wäre er
schon etwas alt. So ist er zwar ebenso ein Ex-Soldat und Cop, aber weiter wird dann auch nicht auf seinen Background eingegangen. So bildete im Comic z.B. sein Einsatz in Vietnam schon den Grundstein für seinen späteren Wahnsinn(Grandios dargestellt im aktuellen Heft PUNISHER:BORN).
So lässt sich der Film doch etwas Zeit bis der skrupellose Punisher aus Frank Castle heraus bricht. Ehrlich gesagt tritt er erst am Ende als die Figur auf die man im Comic so gerne hat. Eine Kampfmaschine ohne Gnade. Auch der Schauplatz wurde von New York nach Florida verlegt (was vermutlich Budget Gründe hatte) was ich schade finde, da so etwas vom düsteren Flair verloren ging. Durch die Einführung wie der Punisher „entsteht“ zieht sich der
Film nach dem Massaker an die gesamte Familie auch etwas hin. Übrigens wurden im Comic nur Frau und Kind durch Zufall im Central Park getötet, hier wird die gesamte Familie umgebracht, was durchaus positiv für die Entwicklung der Figur ist.

Nachdem die erste Hälfte dann vorbei war, griffen die Drehbuchautoren teilweise auf die genialen Hefte von Meisterautor Garth Ennis(PREACHER, JUST A PILGRIM) zurück und führten einige Figuren ein wie Joan, Spacker Dave und Bumpo die den Punisher ab und zu helfen. Ist es schön solche Figuren auftauchen zu lassen, muss ich sagen dass sie bei weitem nicht so gut funktionieren wie im Heftformat. Das liegt sicherlich daran das nicht mal ansatweise die Qualität von Garth Ennis Dialoge oder absurden Handlungen erreicht wird. So wirken das ein oder andere Mal einige Szenen bemüht witzig, ohne wirklich Lustig zu sein. Trotzdem schön das so auf die Comics eingegangen wird. Auch die Figur des Russen ist
schon fast eine Kultfigur, wird hier aber nur auf einen brutalem Schläger reduziert(gerade sein Verhalten machte aus dieser Figur im Comic was besonders). Dafür ist die Actionszene fast 1:1 aus der Vorlage entnommen. Ebenso die Folterung von Dave. Erst danach wird Frank Castle wirklich zum Punisher, denn bis dahin versucht er das Syndikat von Saint durch taktische Spiele zu zerstören. Was etwas ungewöhnlich scheint, da der Punisher ja eigentlich ein eiskalter Killer ist. Aber ich finde das so die Figur glaubwürdiger dargestellt wird, denn erst durch weitere Geschehnisse und Alkohol entwickelt sich im Film erst die Skrupellosigkeit von Castle; welches mit oben genannten Hintergrund(Vietnam) nicht so ausführlich hätte verlaufen müssen. Es hätte einfach übertrieben gewirkt wenn er sofort zum Amok laufenden Killer mutiert wäre.

Leider hat Autor und Regisseur Jonathan Hensleigh den Film und die Story nicht ganz im Griff. Zwar sind die Actionszenen, vor allem für das Budget, gut gemacht, wenn auch etwas Spärlich und teilweise fehlt einfach etwas der so genannte Kick, aber bei der Story und Inszenierung fallen doch einige schwächen auf. So finde ich es recht albern, dass alle Killer ohne Probleme Frank Castle finden, oder völlig überflüssig, Castle’s Auftritt bei der Polizei.
Auch werden einige nette Ideen verschenkt und andere deplaziert eingesetzt.

Über die Schauspieler gibt es eigentlich nichts Negatives. Thomas Jane hat mich überrascht und überzeugt völlig in seiner Rolle. Ob von der Darstellung der gebrochenen Figur oder auch physisch. Travolta hält sich angenehm zurück und betreibt kein Overacting und Frau Romijn-Stamos soll nicht attraktiv wirken, kann es aber trotzdem nicht verhindern. Es ist halt ein Actionfilm und so sind die Leistungen vollkommen in Ordnung.
Einzig die Musikuntermalung fand ich schwach und manchmal unpassend. Die Kameraarbeit kann man als solide bewerten.

Kommen wir zum Schluss dieser Review.

Insgesamt hat mir der Film wirklich gut gefallen. Wie fast jeder Film hat er auch einige schwächen. So hätte etwas mehr Action nicht geschadet, aber mehr gab das Budget von 32 Mill $ wohl nicht her. Dafür ist der Gewaltanteil doch ziemlich hoch und man ahnt wie sich der Punisher weiterentwickeln könnte.
Thomas Jane überzeugt in seiner Rolle und das Ende deutet natürlich auf eine Fortsetzung hin, die, wie ich schon gelesen habe(weiß leider nicht mehr wo), schon beschlossene Sache ist. Ob diese dann auch ins Kino kommt oder direkt für den Video Markt produziert wird, bleibt abzuwarten. Angenehm waren etliche Anspielungen auf die Comic Hefte von Ennis und das er endlich zum Schluss den Totenkopf auf der Brust trägt.
Für einen gelungenen Kinoabend ist er jedenfalls zu empfehlen. Natürlich nur in der OV!

Ach ja, ist dieser Film besser als der mit Lundgren? Nun gut, als Actionfilm natürlich nicht. Auch an die Härte der ersten Verfilmung kommt dieser nicht ran(ist aber auch schwer!). Aber als Comicumsetzung ist der neue Punisher der bessere. Beim Lundgren wurde ja gar nichts aus den Comics übernommen. Weder lebt der Punisher im Kanal noch trug unser Dolph den Totenkopf auf der Brust etc. Das ist wie Spiderman ohne Kostüm. Das Markenzeichen einer Comicfigur sollte schon übernommen werden. So gesehen ist der Punisher 2004 eigentlich die erste Comicverfilmung dieses Themas, auch wenn dieser nicht optimal ist. Bei einer Fortsetzung hoffe ich dann auf ein Actionfeuerwerk und ein Drehbuch vom genialen Garth Ennis:)

7/10

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