Eine der wenigen guten Comicverfilmungen – gibt es auch mit Lundgren!
Wenn für die Toten in der Hölle kein Platz mehr ist, dann kehren sie in die Welt der Lebenden zurück. So scheint das auch mit Drehbüchern zu sein, denn wie sonst läßt sich erklären, daß Jahre nach der wirklich guten Verfilmung der blutigen Selbstjustizcomics, seinerzeit mit Dolph Lundgren – lesen Sie dazu das Review an anderer Stelle – der Punisher erneut auf die Leinwand darf. Fällt denn den Herren Drehbuchschreibern nichts mehr ein? Werden die nächsten Jahre voll sein mit Remakes, Rip-Offs, Sequels und Prequels? Nun ja, es gibt ja noch ganz viele nichtamerikanische Filme, die von Hollywood adaptiert werden können. Meist ist das Ergebnis solch einer Zweitverwertung eher drittklassig, doch der „Punisher“ erreicht schon die Qualität seines Vorgängers, das mag aber auch daran liegen, daß man als Genrefan derzeit nicht gerade mit harter Action verwöhnt wird. Da wird man gerne ein bißchen nachsichtig und wehmütig, wenn es denn einmal wieder zur Sache geht.
Frank Castle, erfolgreicher FBI-Agent, ist dabei, als der Sohn eines großen Unterweltchefs getötet wird. Rache ist nun angesagt, und so wird Castles gesamte Familie, die sich bei einem Familientreffen zusammenfindet, von den Schergen des Gangsters ausgelöscht. Castle überlebt, wird jedoch zunächst für tot gehalten. Doch ein Mann hat meist ein Ziel, und hier heißt es: ebenfalls Rache. Castle, mit den Maßnahmen der örtlichen Polizei nicht zufrieden, nimmt das Gesetz in seine Hand. Mittels Intrigen verunglimpft er den besten Freund und die Frau des Gangsters, bringt den Mann auch bei seinen Geschäftspartnern um Ansehen, bevor es dann ans große Aufräumen geht. Zwischenzeitlich lebt Castle sich ein bißchen ins Zivilleben ein, er wohnt bei gestrauchelten Menschen im haus und lernt dadurch, selbst wieder Mensch zu sein. Doch allzu sehr ist davon nichts zu merken, denn es muß aufgeräumt werden unter der Gangsterbande, und am Ende sind alle tot – nur Castle nicht, denn der hat einen Auftrag. Bestrafung der Finsterlinge – von nun an wird Castle als Punisher durchs Leben ziehen.
Gespaßt wird hier nicht, es geht immer um Rache, erst Rache des Gangsters, dann Vergeltung für diese Untat. Im Grunde genommen eine dumme Spirale, aber wie viele Filme gäbe es nicht, wenn man auf dieses wunderbare, stets die Bundesprüfstelle ärgernde Motiv verzichten müßte. Gerade dieser Antrieb ist für den Zuschauer nachvollziehbar, fraglich nur, ob man eigenmächtiges Vorgehen gutheißen darf. Hier wird die Gewalt zelebriert, die Rache genüßlich ausgekostet und die Fähigkeiten der Gesetzesmacht werden als unterdurchschnittlich dargestellt. Und wenn man dann noch den legendären „Anlaß“ hat, ja, dann darf man auch ruhig selbst zur Vergeltung schreiten. Eine insgesamt doch sehr fragwürdige Sichtweise, die aber im amerikanischen Kino nicht allzu dezidiert behandelt wird. Da sind die Regeln noch einfach, es heißt immer Aug um Aug. Und diese Bestrafung ist sauber inszeniert, Travolta spielt seine Bösewichtsrolle mittlerweile blind, Tom Jane ist ein guter Punisher, wenngleich mir persönlich Lundgren besser gefallen hat. Der Vorteil des Originals war auch die größere Dichte an Actionszenen, die sich hier doch sehr in Grenzen halten. Wenn es aber knallt, dann richtig, derart kompromißloses Vorgehen hat man lange nicht gesehen. Es darf auf einen Folgefilm gehofft werden, wie eingangs gesagt, liegt der Gedanke daran ja so fern nicht – 8/10