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Der einzige und dazu noch früh terminierte Italowestern von Silvio Amadio („Sonne, Sand und heiße Schenkel“, „Police Killer“) nimmt sich des allseits beliebten Leitmotivs der Rache noch ungewohnt reif an, ist darüber hinaus noch viel zu tief in den amerikanischen Gegenstücken verankert, als das mit „Für 1000 Dollar am Tag“ etwas wahrhaft Eigenständiges entstehen könnte.

Der Rächer ist in diesem Fall der junge Zachary Hatcher. Seine Eltern werden kaltblütig von Clarke-Brüdern hingerichtet, weil sie (klassisch) ihr Land nicht abtreten wollten, was Hatcher alias Hud dazu veranlasst in die Lehre eines alten, im Rollstuhl sitzenden Revolverhelden in die Berge zu gehen, um ein Jahr und viele Schießübungen beim alten Lehrmeister später wieder hinabzusteigen, Milch zu trinken und seine Rache zu vollziehen.

Ungewöhnlich sind also nicht die Motivationen sondern der Ablauf, da Hud gar nicht darauf auf ist umgehend reinen Tisch zu machen, ja den Clarkes, die ihn wiederum gar nicht kennen, sogar das Leben rettet, und sich bei ihnen, den ausgemachten Angsthasen, für ein fürstliches Entgelt von 1000 Dollar pro Tag als Beschützer einstellen lässt. Deren Nervosität wirft das Konzept dabei leider ein wenig über den Haufen, denn wie glaubwürdig sind Angst und Schrecken vor Ort verbreitende Männer, die sich in ihrem eigenem Heim fast in die Hose strullern, unter jeden Rockzipfel kriechen und sich einen Revolverhelden zu völlig überhöhtem Preis leisten?

Wenigstens, und da wären ausführlichere und tiefgreifendere Dialoge wünschenswert gewesen, wird die Rache selbst mal etwas genauer unter die Lupe genommen. Huds Freundin Betty sitzt beispielsweise zwischen den Stühlen, weil sie einerseits den Wunsch nach Rache nachvollziehen kann, anderseits ihr Bruder Steve (Mimmo Palmara, „Django - die Bibel ist kein Kartenspiel“, „Django spielt das Lied vom Tod“), nunmehr der Sheriff, die Gebrüder legal dingfest zu machen versucht und eifrig Beweise sammelt, um zum Schluss dann nur eine Lektion in Sachen Recht haben und Recht bekommen zu erhalten.

Die noch recht frohe und keinesfalls grundlegend pessimistische Stimmung kostet „Für 1000 Dollar pro Tag“ leider viele Sympathien, wo dran vor allem die reichlich überdramatisierende Musik und ein paar kitschige Dialogfetzen ihren Teil beitragen. Auch ist Zachary Hatchers Darstellung des getarnten Racheengels, der seiner wahren Beweggründe heimlich nachgeht und trotz aller Offensichtlichkeit nicht durchschaut wird, auch nur durchschnittlich. Ein eiskalter, abgebrühter Darsteller, dem der Wunsch nach Vergeltung aus jeder Pore trieft und der in den richtigen Momenten mit den provozierenden Kommentaren stichelt, wäre sicherlich von Vorteil gewesen.

Nichtsdestotrotz spielt er als vermeintlicher Beschützer genüsslich mit der Psyche seiner Opfer, um final doch noch, auch entgegen den ersten Bedenken von Steve, mit dem er auch befreundet ist, alles Notwendige in die Wege zu leiten.
Füllmaterial lässt sich wenig entdecken, auch wenn die Auftritte der am Kauf des Landes interessierten Union Pacific kaum einen Zweck zu erfüllen haben und der Angriff der Indianer aus dem Nichts sehr erzwungen auszieht. Meine Güte, fast wie in den amerikanischen Western, wo die Rothäute auch immer aus dem Nichts auftauchen und gleich grundlos skalpieren wollen.

Die Action geht derweil in Ordnung, ist solide aber auch leider frei von Kniffen. Seine stärkeren Phasen hat der Film im Mittelteil, wenn Hud sich seiner Sache gewiss ist, Köder auslegt und exekutiert. Ist er erst einmal enttarnt, wird es doch recht konventionell inklusive standesgemäßem Abschluss. Wenn man bedenkt, dass vorweg tatsächlich intelligent mit Auszügen aus der Bibel diskutiert wurde, enttäuscht der Ausgang leider.

Fazit:
Auf den ersten Blick ist „Für 1000 Dollar pro Tag“ nur ein gewöhnlicher Revenge-Western doch bei näherem Hinsehen lässt sich mehr Intelligenz als üblich entdecken, wenn auch recht verborgen. Die Darsteller bleiben eher blass und auch die Umsetzung weist sich nicht mit besonderen Qualitäten aus, doch dafür sind die Anwendung der Rache und die mal sinnvolleren Dialoge eben von höherer Güte. Das macht den Durchschnitt in diesem Fall aus.

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