Review

1869, Texas.
Das „Tal der Sonne“ wird von den Gebrüdern Clark erst mit Spottpreisen, dann mit Gewalt aufgekauft, um es später mit horrenden Gewinnen an die Union Pacific anzubieten. Dabei töten sie auch die Eltern des jungen Scott Baker [ Zachary Hutcher ]; dieser geht in die Berge und lässt sich von dem dort lebenden Carranza [ José Calvo ] und seinem Satchmo Jonas in der Schiesskunst ausbilden. Ein Jahr und mehrere Patronenpäckchen später ist Scott wieder in der Stadt, eröffnet seinem alten Freund und nunmehrigen Sheriff Steve Benson [ Mimmo Palmara ] von seinem Vorhaben und schleicht sich in die Clark – Bande ein...

Nur von der Produktion her ein italienischer Western, ansonsten sind eindeutige Zuweisungen zu den amerikanischen Werken vom musikalischen Vorspann [ Bobby Solos „My Gun is fast“ ] weg spürbar, was allerdings vor 1967 noch vermehrt der Fall war.
Der Unterschied zu späteren Spaghettiwestern ist sowohl im gröberen Umfang als auch im Detail sehr klar auszumachen; einzig das Rachethema funktioniert in beiden Subgenres auf die gleiche Weise und wird demzufolge auch hier dankend benutzt.
Ansonsten ist der Umgang damit aber schon differenzierend; die Behandlung von moralischen Grundsätzen über das Für und Wider wird ebenso mit zum Leitthema erhoben wie auch die allgemeine Vorgehensweise des Bestrafenden.

Der rasche Einstieg sieht ihn nach 10min ausgebildet und nach 20min auch direkt vor seinem Ziel stehen, aber hierbei wird eben nicht losgezogen und die Leute einfach umgelegt. Sondern er macht sie vorher mürbe. Er jagt ihn soviel Angst mit Androhungen und Vorhersagen ein, dass sie angesichts der kommenden Übels schon fix und alle sind, bevor es überhaupt losgeht.
Allein schon die Tatsache, dass eine mehrköpfige Bruderbande extra einen Bewacher für sage und schreibe 1000 Dollar am Tag anheuert, ist schon ein starkes Stück; aber ohne fremde Hilfe anscheinend auch komplett aufgeschmissen zu sein beisst sich irgendwie mit der Tatsache, dass die Clarks eigentlich das Schreckgespenst der Gegend darstellen sollen. Damit ist jedenfalls schnell Sense.
Scott instruiert einen Totengräber sowie Klagefrauen, die bei den Clarks mit Prophezeiungen von bevorstehenden Toten auftauchen. Als Folge springen die schon beim geringsten Geräusch wild zuckend in der Gegend herum und lassen Gegenstände wegen zittriger Hände fallen, dass man bei dem flatternden Nervenkostüm wirklich eine veranschlagte Kur bräuchte.
Dass die potentiellen Gegner sich dann eben schnell als Memmen herausstellen, ist ein Manko des Storykonstrukts; derartige Angsthasen, die sogar bei Scott im Bett schlafen wollen, kann man ja wohl kaum als ernstzunehmend ansehen.

Ausserdem stinkt Scotts Plan bei näherer Betrachtung; spätestens nach dem ersten Toten im Haus müsste allen klar sein, woher der Wind wirklich weht. Dem ist nicht so: Erst spät dämmert es den Übrigen, dass sie die Katze im Sack gekauft haben, den Wolf im Schafspelz. Nach dem zweiten Toten ist dann auch Schluss mit dem psychologischen Thrill und der Film bewegt sich vom Haus weg ins offene Feld, um am Ende doch noch die Actionschraube anzuziehen; auch wenn ein Comanchenangriff out of nowhere dafür bemüht wird.
Das später steigernde Tempo schadet nicht, da man die vorherigen Diskussionen um Recht und Unrecht mittlerweile alle auch gehört hat. Besonders Betty [ Pier Angeli ], die Freundin von Scott und gleichzeitig Schwester von Steve verkörpert die objektive Perspektive, den Moderator mit der Funktion der Gesprächsführung sozusagen. Dementsprechend allerdings auch mit zwischenzeitlich wechselnden Argumenten: Mal ist eben „Zwischen Pistole und Strick kein Unterschied“ und sie verteidigt ihren Herzensmann und Sekunden später redet sie diesem vorwurfsvoll ins Gewissen. Da wollte man sich von Seiten der Regie wohl alle Optionen offen halten; der spätere Weg rechtfertigt dann die Mittel der Selbstjustiz, wenn andere Möglichkeiten versagen.
Das Gesetzbuch wird dabei gar nicht mal so wirklich als Grundlage bemüht [ der Gerichtsprozess ist mehr oder minder Farce ], sondern die Bibel höchstpersönlich liefert mit „Auge um Auge“ den stechenden Beleg.

Das Buch Gottes und seine Beziehung dazu ist eines der kleineren Einzelheiten, die mit die Abweichung zu späteren, wirklichen Genrewerken kennzeichen. Hier wird eben wirklich darin nachgeschlagen und seine Antworten auch gesucht, statt sie nur als extravagantes Ausstattungsmerkmal zu benutzen und Phrasen damit zu dreschen.
Sowieso ist die Welt drumherum auch noch sichtbar heiler und aufgeräumter als normalerweise gewohnt; das Erdhörnchen sitzt noch am angestammten Platz und der Barkeeper beschwert sich doch wahrhaftig über zuviel Staub auf der Theke.

Auch der handlungsführende Pistolero wär nur einige Jahre später grundweg ausgelacht worden: Zachary Hutcher gibt ihn nämlich als eher lächerlichen Bubi mit Flaum im Gesicht; vor allem sein so gern cool wirkender Gestus wirkt sehr närrisch. Auch der Aufzug dann trägt gross „Kostümverleih“ als Aufschrift; an der Figur allein hakt der Film auch desöfteren.

Ansonsten ist es ein aber eher noch wohltuendes Endprodukt geworden, dass seinen verspäteten Antrieb zumindest auf ungewöhnliche Weise ganz ordentlich überspielen kann. Wenn schon nicht so richtig gut, dann wenigstens mal was anderes.

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