Review

Bereits „My Story“ gewährte einen kleinen Blick hinter die Kulissen von Jackie Chan’s Filmen, beschäftige sich aber hauptsächlich mit dem Werdegang Chan’s Filmlaufbahn.
Doch wir Fans wollen natürlich alles wissen, und da kommt „My Stunts“ wie gerufen, ein 93min langes Making of, welches vieler seiner Filme umfasst, und detailliert die Tricks dahinter erklärt.
Tricks, die man beim Bestaunen der fertigen Filmszenen gar nicht als solche vermuten würde.
Es sieht eben alles verdammt echt und realistisch aus, ohne dass irgendwelche Fragen aufkommen würden.
Jackie will uns in diesem Film zeigen, dass auch hinter den einfachsten Actionszenen einiges an Arbeit steckt, wie er die Szenen so gestaltet wie er es sich vorstellt, und warum!

Hierbei führt uns Jackie Chan mit seinem persönlichen Stunt Team durch verschiedene Kulissen, wo sich jede Menge darstellen lässt.

Bevor es losgeht bekommt der Zuschauer noch wesentliche Hintergrundinformationen zum Hong Kong Film der 60 und 70er Jahre geliefert, ehe Jackie in einer künstlich wirkenden chinesischen Innenstadt vor vermeintlichen Gegner davonrennt und schließlich im Einzelnen die Bewegungsabläufe beim Schwert- Stock und sogar Hocker-Kampf erklärt.

Hier am Anfang möchte er ganz besonders auf die Unterschiede zum klassischen Schwertkampf Film und seinem persönlichen Kung Fu Film hinweisen, und demonstriert realistische, aber trotzdem unterhaltsame Alternativen zu Albernheiten, wie Meter hohen Sprüngen um sich in Sicherheit zu bringen.
Er scheucht auch nicht davor den Kameramann mit künstlichem Blut voll zu spritzen, ein filmisches Element worauf Jackie selbstverständlich nie selber zurückgreifen würde.

Weiter geht es zum Zertrümmern simpler Hocker.
Als Jackie Chan am Ende von Drunken Master 2 einen Hocker mit zwei Fußtritten eindrucksvoll zertrümmerte, habe ich das einfach so geschluckt, ohne die Echtheit dieser hübschen Szene anzuzweifeln, doch Jackie bringt mich auf den Boden der Tatsachen zurück, und zeigt, dass der Stuhl selbstverständlich vorpräpariert war.

Though!! *sich an die Birne klatsch*

Nun denn, weiter geht’s zu den nächsten Stunt Erläuterungen, jedoch nicht irgendwelchen, sondern zu den härtesten seiner Filmkarriere, und da führt uns Jackie an die Originalschauplätze von Police Story.
Hier zeigt Jackie allerdings weniger Sportlichkeit, aber gleichzeitig einen Haufen an Vernunft, wenn er darauf verzichtet unter anderem den Kronleuchter Stunt im Finale des Filmes zu wiederholen.
Auch vor dem erneuten Herunterrennen des steilen Abhangs am Anfang des Filmes hütet sich Jackie, und demonstriert möglich auftretende Fehler lediglich mit einem Ball.

Sehr weise.

Der nächste große Abschnitt sind die Dreharbeiten zu „Who am I“, auch hier ist es interessant zu sehen, worauf Jackie so alles im Einzelnen Wert legt.
Der Kicker, der eigentlich über eine hervorragende Beinarbeit verfügt, kommt nicht so Recht mit Jackie mit, und treibt diesen auch schon mal an seine Geduldsgrenzen.
Wer mal einen leicht entnervten Jackie hinter den Kulissen sehen will, sollte sich My Stunts nicht entgehen lassen!

Am interessantesten aber sind Jackie’s Einblicke in dessen privates Stuntlabor.
Hier zeigt er, wie er mit seinen Stuntmen trainiert, was er von ihnen abverlangt, und welche Utensilien er benutzt.
Er benutzt mehr Seile bzw dünne Drähte als es uns lieb ist, und selbst banale Gegenstände wie Schuhe, Regenschirme oder Vasen, sind nicht das was sie vorgeben zu sein.
Eben ganz zum Nutzen Jackie’s.
Eine aus weichem Stoff bestehende „Kissen-Vase“ nutzt Jackie zum ausgiebigen Kopfkicken.
Hier bekommt der Zuschauer unzählige Takes im Schnellablauf geboten, bis Jackies Vasentritt endlich einmal sitzt.
Ähnlich oft wird er es in etlichen Actionszenen probiert haben.

Es bleibt natürlich nicht beim Körperlichen, auch größere Crash Boom Bang Szenen werden mal aus einer anderen Perspektive beleuchtet, ganz besonders gewisse Autostunts aus „Who am I“.
Interessant ist es auch zu erfahren, wie sich Jackie vor dem Take eine Pistole abzufeuern, vorbereitet.

Am Ende hat sich Jackie noch mal etwas ganz besonderes für seine Fans ausgedacht.
Nachdem er in seinem Stuntlab eine längere JC-patentierte Fightszene mit ausführlichen Erklärungen demonstriert, lässt er seine Stuntman selbst in einem furios choreographierten Kampf gegeneinander antreten, verzieht sich hinter der Kamera, und erklärt Fehler bei Einstellungen, die dem Otto-Normal Zuschauer nicht aufgefallen wären.
Er ist eben Perfektionist, und sorgt dafür, dass alles genauestens auf einander abgestimmt ist.
Protagonist dieser Fightszenen ist übrigens Jackie’s Wunderkind „Brad Allen“, der eindrucksvoll unter Beweis stellt, dass auch er eine vielversprechende Solokarriere starten könnte...

Am Ende ist der Jackie Chan Fan um einiges schlauer und dürfte mit dem Filmmaterial ordentlich zufrieden gestellt worden sein. Ein gewisser Resthunger bleibt dennoch bestehen. Gerne hätte ich noch einige Stunts aus Drunken Master 2 erklärt bekommen; Filmausschnitte aus diesem Highlight aus Jackies Filmographie fehlen leider völlig, und wie der äußerst schmerzvoll aussehende Sturz eines Stuntmans mit dem Rücken auf einen hohen Bordstein (in Dragons Forever) durchgeführt wird, ist mir auch noch ein Rätsel.
Und wie hat Jackie die Windtricks in Mission Adler so gut hinbekommen hinbekommen?
Das sind alles Fragen die ich gerne beantwortet bekommen hätte, deren Erläuterung wäre sicher auch witzig gewesen, doch bei all den Stunts die Jackie Chan durchführte, sei es verziehen, wenn er mal das ein oder andere mal vergisst.
Der Einblick, der hinter die Kulissen gewährt wird, ist in jedem Fall sein Geld wert, und auch Leute, die sonst nichts mit dem Kung Fu Clown anfangen können, sollten mal reinsehen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Actionfans diese Dokumentation langweilig finden würden.

Details
Ähnliche Filme