Das Schöne an Presse-DVDs ist ja immer wieder, dass man keine Ahnung hat,
was da auf einen zukommt. Da legt man an einem Feiertag einfach mal
„November“ von Sunfilm in den Player und schaut schnell noch vorher bei ofdb
nach, um was für ein Genre es sich handelt. O.K., Mystery, Thriller, Fantasy
steht da. Könnte ja was werden, womit man sich etwas entspannen kann. Und dann bekommt man morgens um 10 Uhr so heftiges Kopfkino geboten. Aber der Reihe nach.
Sophie Jacobs und ihr Partner Hugh sind nach einem gemeinsamen chinesischen Essen am 7. November (ganz wichtig!) auf dem Weg nach Hause. Doch Madame gelüstet es noch nach Schokolade. Also halten die beiden an einem kleinen Laden, um die Sucht zu befriedigen. Hugh spielt den Gentleman und übernimmt den Einkauf der Leckereien. Doch dann passiert's. Der Laden wird überfallen und Hugh erschossen. Sophie hat danach erhebliche Probleme mit ihrem Leben klarzukommen, zumal sie auch noch eine Affäre hatte und Hugh den Seitensprung nicht mehr beichten konnte. Kurz darauf spielen sich in ihrem Kopf merkwürdige Bilder ab, begleitet von üblen Kopfschmerzen. Zusätzlich taucht in einer Diashow an der Uni plötzlich ein Foto des Ladens auf, in dem der Mord passierte und auf dem Fernseher erscheint aus dem Nichts eine Videoaufzeichnung des Verbrechens. Langsam aber sicher beginnt Sophie an
ihrem Verstand zu zweifeln, doch das ist erst der Anfang…
Wer jetzt glaubt, dass sich Hugh aus dem Jenseits meldet, um ihr Hinweise zu
geben, wer der Täter ist oder irgendeine andere übersinnliche Variante, der
liegt vollkommen daneben. Der Film, der als Mystery-Thriller beginnt,
wechselt plötzlich in eine Mischung aus Drama und Liebesgeschichte, um dann
gegen Ende wieder zum Thriller zu mutieren. Eine äußerst seltene und auch
seltsame Kombination, denn der Zuschauer bekommt im Laufe des Films viele
verschiedene Varianten der Ereignisse des 7. Novembers geboten, so dass es
immer schwerer fällt herauszufiltern, was an diesem Tag denn nun wirklich
passiert ist.
Auch Sophies Besuche und Gespräche bei der Psychiaterin verlaufen jedes Mal
anders. Für diese verschiedenen Ebenen hat sich Regisseur Greg Harrison für
ein recht einfaches, aber durchaus funktionierendes Stilmittel entschieden,
in dem er die Ereignisse jeweils durch verschiedene Farbfilter kennzeichnet.
Überhaupt sieht man dem Film an, das hier kein großes Budget zur Verfügung
stand, doch Harrison beweist, dass man dies für einen interessanten Look
auch nicht immer benötigt. Gegen Ende bekommt man zwar häppchenweise einige
Dinge erklärt (wobei das ähnlich inszeniert wurde wie bei "die üblichen Verdächtigen"), vollends lösen sich die Fragen des Zuschauers hierbei aber
nicht auf, was auch mit Sicherheit genau so beabsichtigt ist.
Courtney Cox (die immer noch aussieht wie Ende Zwanzig), ansonsten doch eher
im Mainstream zu Hause, wurde hier eindeutig gegen den Strich besetzt und
spielt durchaus gekonnt gegen ihr FRIENDS-Image an. Sie vermittelt die
innere Zerrissenheit ihrer Person durchaus glaubwürdig. Dass der Film auf
verschiedenen Ebenen spielt und daher schauspielerisch nicht unbedingt
leicht zu meistern ist, untermauert ihre Leistung.
Tja, wem könnte NOVEMBER gefallen? Ich würde fast meinen, dass Menschen, die
DONNIE DARKO mögen, auch hier auf ihre Kosten kommen. Von der Story sind die
Filme zwar nicht zu vergleichen, aber ich denke, dass auch hier jeder gegen
Ende eine andere Erklärung für die Ereignisse parat hat. Auch David Lynch
Fans sind hier nicht unbedingt die gänzlich falsche Klientel.
Wie bereits erwähnt, eine endgültige Aufklärung gibt es meiner Meinung nach
nicht oder ich habe sie einfach nicht verstanden. Aber gerade dieser
Spielraum an Interpretation macht NOVEMBER noch einen Tick interessanter.