Der dritte Teil der Sasori-Serie unterscheidet sich wieder markant von den beiden ersten, jedoch treibt der Regisseur nur Elemente bis ins Extrem, die in den beiden Vorgängerfilmen schon angelegt waren. Zunächst erhält der Zuseher noch vor den Credits einen kräftigen Schlag in den Magen. Sasori wird von dem Leiter der Großfahndung nach ihr in der U-Bahn festgenommen. Mit Handschellen an ihn gekettet, bleibt ihr keine Wahl als ihm den Arm abzuhacken. Die ganzen Credits hindurch sieht man sie mit dem an hrer Hand baumelnden blutigen Arm durch die belebten Straßen laufen. (Das Bild wird ironisch aufgegriffen wenn später ein Hund den vergrabenen Arm ausgräbt und mit ihm ebenso durch die Straßen läuft.) Bereits hier wird die Isolation der Heldin als das zentrale Motiv des Films deutlich. Insbesondere gilt das für die erste halbe Stunde, in der relativ wenig geschieht. Man lernt jedoch Personen kennen, die ebenso alleine sind wie Sasori, die gerade von der Isolation her ein Element der Verbindung zu diesen entwickelt, als letzte menschliche Regung in der sonst nur mehr als Racheengel existierenden jungen Frau. Ist dies Sasori oder ein Teufel? fragt der Regisseur im Interview. Durch die Begegnung und Identifikation mit den beiden anderen weiblichen Figuren führt er sie den Film hindurch schrittweise wieder zur Menschlichkeit zurück. Da ist zunächst die Elendsprostituierte mit ihrem schwachsinnigen Bruder, die ihr Unterschlupf gewährt. Eine weitere schwangere Prostituierte wird von einer Zuhälterbande zu einer Abtreibung gezwungen, an der sie schließlich verblutet - neben Sasori. In der zweiten Hälfte des Films werden die Motive der distanzierten Freundschaft zu der ersten - übrigens ebenfalls schwangeren - Prostitutierten und die Rache für den Tod der ihr im Grunde unbekannten anderen weiterverfolgt. Aber im ersten Teil dominieren Studien über die Trostlosigkeit der menschlichen Existenz am Rande der Gesellschaft, die die Verwandtschaft mit den vom Regisseur genannten Vorbildern Bergmann und des frühen Bunuel deutlich zeigen, nur daß die Bilder viel konsequenter ästhetisiert sind, jede Einstellung ist durchkomponiert, jeder Schnitt und jede Bewegung ist ins kleinste Detail durchdacht. Diese Überakzentuierung eines an sich nicht sonderlich originiellen Befunds der Einsamkeit menschlicher Schicksale führt nicht nur sehr weit vom Manga weg, sondern kann auf die Dauer auch nerven. Genreelemente kommen als Zitate vor (z.B. die drastische Verbrühung eines Zuhälters), sind genauso bewußt gesetzte Akzente wie die Motive der Streichhölzer oder der Plakate. Im letzten Drittel verlagert sich mit Rache und Flucht wieder das Schwergewicht hin zur Action. Allerdings werden die Rachemorde an der Zuhälterbande nur im Ergebnis gezeigt. Die Flucht Sasoris durch das Kanalsystem - als Parallele zum den ganzen Film hindurch präsenten U-Bahn-Netz - erzeugt erstmals Spannung, und schließlich kulminiert der Film am letzten Schauplatz, dem Gefängnis, in das Sasori allerdings unerkannt und nur wegen "Brandstiftung" kommt, in einer drastischen Sequenz, die geschickt eingefädelt ist, den Film erst als eine Einheit verwirklicht und auch sonst nichts zu wünschen läßt. Der Inhalt soll hier jedoch nicht verraten werden. Habe ich schon im zweiten Teil beklagt, daß Sasori gleichsam nur mehr als Zitat ihrer selbst anwesend ist, so scheint das den Anfang dieses Films hindurch auch so zu sein - was trotzdem einen großen schauspielerischen Einsatz erfordert -, dann geht sie etwas aus sich heraus, um am Schluß wieder der zum Klischee erstarrte kalte Racheengel, "das Skorpion" zu werden, zu dem sie schon am Ende des ersten Teils geworden war. Ito hat das selbst konstatiert: die von ihm geschaffene Welt habe sich schließlich als stärker erwiesen als die Fähigkeit, sie wieder zu überschreiten. Im Grunde hat Ito auch mit den drei Filmen einen Kreis beschritten und konsequenterweise eine weitere Arbeit an der Serie abgelehnt.