Review

„The Killer Reserved Nine Seats" - Das ist ja eigentlich ganz nett von ihm, aber...

 Dieser etwas späte Giallo von Giuseppe Bennati ist dessen letzter Film. Die Gründe dafür sind mir unbekannt, aber an diesem Kriminalfilm mit etwas Mystery-Topping dürfte es nicht gelegen haben, denn da gab es zu dieser Zeit wesentlich schlechtere Filme. Allerdings gab es auch wesentlich bessere und unterhaltsamere und insgesamt war ich eher enttäuscht, denn unter Genreliebhabern wird „L'assassino ha riservato nove poltrone" durchaus empfohlen.   


Die Musik von Carlo Savina ist auch wirklich ganz stimmungsvoll und im besten Sinne zeitgenössisch. Die Kameraarbeit von Giuseppe Aquari fängt das Theater als Setting gut ein, unterwirft sich aber der narrativen Struktur und ist weitestgehend funktional, wenn auch schöne Totalen von der Theaterbühne und Spielereien mit Fokus und Schärfe etwas Abwechslung bieten.   

Inhaltlich werden die zwei Ebenen durch das Theater als Handlungsraum leider kaum genutzt, allein eine Szene aus „Romeo und Julia", die mit der ersten Toten endet, schlägt in diese Kerbe. Aber bereits dieser erste Mord weiß in Sachen Spannung und Inszenierung nicht zu überzeugen. Und das ist angesichts des 10-Kleine-Unsympathen-Prinzips dann doch zu enttäuschend, denn zeitweise wird zwar so etwas wie eine unheimliche Atmosphäre erzeugt, die aber in keine der Mordszenen hinübergerettet werden kann. Der Film ist einfach nicht spannend und da die Figuren allesamt unsympathisch und ohne Tiefgang sind, konnte ab dem ersten Drittel kaum etwas meine Aufmerksamkeit auf einem funktionierenden Level halten. Zum Schluss gibt es dann eine Art Twist, aber der war mir irgendwie egal, denn über seine Laufzeit hat es der Film einfach nicht geschafft, mich in regelmäßigen Abständen wieder aus meinem Dämmerzustand zu holen. 

An den Schauspielern hat es nicht gelegen, denn die machen ihre Sache gut und der Cast ist in weiten Teilen Kennern des italienischen Genre-Kinos ein Begriff. Dass die Frauen hier größtenteils blankziehen, wirkt dann aber angesichts der eher nüchternen Machart wie deplatzierte Exploitation, die dem Film überhaupt nicht guttut. Auch der einzig ausgedehnte Mord, der sehr an „Das Geheimnis der grünen Stecknadel" erinnert, fügt sich nicht so recht in den Film ein. Der Regisseur hatte irgendwie keine durchdachte Idee für den Film und so vermute ich mal, dass es auch daran liegt, dass dies seine letzte Regiearbeit war.  


Fazit 

„The Killer Reserved Nine Seats" ist nicht der Geheimtipp, als der er mancherorts hochgejazzt wird. Im Grunde ist dies ein Film, der zu wenig aus seinen durchaus erkennbaren Möglichkeiten macht und dem es leider an Spannung und den besonderen Giallo-Momenten mangelt. Die Beschreibung „solide" passt hier durchaus, ist aber im Kontext italienischen Sensationskinos von gänzlich anderer Bedeutung als bei Autos, Schrankwänden oder Ehen. Ich hätte mich über ein wenig mehr Wahnsinn gefreut, um auch in Zukunft wieder einmal Gast zu sein.

Aber so wird mein reservierter Platz zukünftig verwaist bleiben.    

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