Steve Donegan macht mit seiner Familie Urlaub in Irland, als ein Flugzeug explodiert und genau auf das Haus stürzt, in dem sich Frau und Kinder befinden. Eine Punktlandung, gewissermaßen. Nach dem Schmerz über den Verlust kommt der Wunsch nach Rache – Donegan ermittelt, dass auf das Flugzeug ein Anschlag verübt wurde mit dem Ziel, einen Chemiker an Bord aus dem Weg zu räumen. Der örtliche Inspektor Maloney legt Donegan nicht wirklich Steine in den Weg, weiß er doch, dass dieser als Privatperson Möglichkeiten hat, die einem Polizisten nicht gut zu Gesicht stehen. Und so wendet sich Donegan zuerst einmal an den Rechtsanwalt Brewster, der die Firma Fenway vertritt, für den dieser Chemiker arbeitete. Über Brewster lernt er auch die Journalistin Leighton kennen, die ganz erstaunliche Kenntnisse über die Konkurrenz von Fenway hat, nämlich das Unternehmenskonglomerat Instead, geführt von einem einzigen Mann, dem zwielichtigen Gray Harrison Hunt. Und der wiederum geht für sein Ziel, so viel Macht wie nur irgend möglich zu besitzen, jederzeit auch über Leichen. Der Ex-Green Barrett und Vietnamveteran Steve Donegan aber auch, wenngleich Inspektor Maloney da beide Augen schon ziemlich fest zudrücken muss …
Wie Lockerbie, nur viele viele Ecken kleiner. Das TV-Format von Lockerbie gewissermaßen, wenn das Budget nicht einmal für die Darstellung einer Explosion ausreicht, geschweige denn um das KO-Schlagen eines Bösewichts zu zeigen. Man stelle sich vor: Der Zuschauer hört ein Flugzeug, und sieht dazu Rod Taylor der seine Gesichtsmuskulatur verzieht. Schnitt auf die Haushälterin im Haus, im Hintergrund hört man einen leichten Knall. Schnitt auf das Flugzeug, welches Rauchschwaden hinter sich herzieht und immer tiefer fliegt, bis es außer Sicht hinter(!) einen Hügel fliegt, dann erfolgt eine Explosion. Die Gesichtsverzerrungen Taylors nehmen Cronenberg‘sche Ausmaße an (Stichwort Body-Horror), dann rennt er zu dramatischer Musik los und kommt zu seinem (vollkommen unzerstörten) Auto und einer Mauer, hinter der Flammen aus Fensteröffnungen schlagen. Um zu erklären was passiert ist, wird kurz (aber wirklich nur sehr kurz) ein unzerstörtes Flugzeugleitwerk eingeblendet …
Das klingt jetzt böse, ist aber nicht so gemeint. Für DIE ZEITBOMBE muss der Zuschauer halt einfach bereit sein, Zusammenhänge, logische Abhängigkeiten oder gar sinnvolle Aktionen beiseite zu stellen und sich auf die etwas einfallslosen Bilder der irischen Landschaft zu konzentrieren. Oder auf das hübsche Gesicht von Joanna Pettet. Geschichte, Action oder gar unerwartete Twists sind hier (mit einer Ausnahme) vollkommen fehl am Platz, die Narration läuft so vorhersehbar ab wie das Vorrücken eines Sekundenzeigers. Und die eine Ausnahme ist ein etwas skurriler Ausflug nach Korsika, wo wir Donegans skurrilen Vater kennen- und dessen Verbindungen zum korsisch-skurrilen Untergrund schätzen lernen. Doch das ist nur eine kurze (und skurrile!) Episode, danach geht es wieder nach Irland, wo die Handlung genau das macht was man von ihr erwartet.
DIE ZEITBOMBE ist ein TV-Film, und das sieht man ihm in absolut jeder Sekunde an. Die Darsteller sind vertraut, reißen sich aber kein Bein aus (außer den Gummimuskeln in Rod Taylors Gesicht), die Kameraeinstellungen haben gelegentliche Höhenflüge, sind aber an sich kreuzbieder, und die Musik ist aus der tiefsten Mottenkiste amerikanischer Serienunterhaltung gekramt worden. Unter diesen Aspekten ist der Film insgesamt dann aber doch noch recht ordentlich geworden, und es ist durchaus möglich, dass der Streifen vor mittlerweile 40 Jahren im irischen Fernsehen recht rockig rüberkam. Aber heute ist das alles nicht mehr als eine ordentlich anzuschauende Fußnote. Die britische Fernsehserie DIE PROFIS, die in ebendieser Zeit über die angelsächsischen Fernseher flimmerte, zeigte mit erheblich mehr Rumms im Gedärm, was man mit Attentätern alles anstellen kann, wenn man genügend Wut im Bauch und Feuerkraft in der Hand hat, und darum könnte ich mir auch ohne weiteres vorstellen, dass DIE ZEITBOMBE bereits damals etwas müde wirkte.
Nette Unterhaltung für zwischendurch, aber nichts was man unbedingt gesehen haben muss. Aber auf der anderen Seite ist es ausgesprochen angenehm, mal einen irischen Film gesehen zu haben, in dem die IRA kein einziges Mal auch nur erwähnt wird …