Review

Zumindest die beiden ersten “Addams Family” Filme dürften zu den besten Spielfilmadoptionen der schwarzhumoresken Reihe um die Horror-Family gezählt werden, auch sicher mit das beste an mainstreamigen Wahnsinn skurillster Ideen. Der zweite Teil kommt zwar nicht ganz an den ersten heran (der hatte mehr Handlung in der Addams Villa), dennoch ist dies eine hervorragende Fortsetzung - das gute ist das man die Familie spätestens aus dem ersten Teil kennt:

Zum einen Eheleute Addams, Gomez (der leider viel zu früh gestorbene Raul Julia) und Morticia (Anjelica Huston) - frisch verliebt wie am ersten Tag; er spielfreudiger Messerwerfer, sie morbider Nachtschatten. Zwei Kinder haben sie schon: Sohn Pugsley und Tochter Wednesday (grandios “diabolisch”: Christina Ricci). Neuzugang bekommt die Familie von der plötzlichen Geburt des zweiten Sohnes der auf den Namen Pubert getauft(?) wird. Da sich die beiden älteren Geschwister mit einem Nachzögling überhaupt nicht anfreunden können und alles mögliche versuchen ihn zu töten muss ein Kindermädchen her. Doch bei provozierend sarkastisch bitterbösen Sprüchen Wednesdays, krabbelnden Händen und einer Einrichtung aus einem Möbelhaus für Geisteskranke muss das ein oder andere Kindermädchen rekapitulieren. Nur die unerschrockene Debbie (Joan Cusack) zeigt keine Scheu; geht es doch um eine Menge, mehr noch als Familienidyll - das sie im Laufe des Films zu zerstören droht - nein, es geht um Geld, sehr viel Geld - dieses gehört zum großen Teil Gomez Bruder Fester (Christopher Lloyd). Und während Pugley und Wednesday im Ferienlager dahin rotten macht sich Debbie dran in ihrer Lieblingssendung “Americas Most Wanted” dem Profil der gesuchten “Schwarzen Witwe” ein weiteres Gesicht zu geben…

Da man wie gesagt die Familie aus dem ersten Teil kennt, sie stark genug charakterisiert um auf jeden Fall als sympathische Freaks in Erinnerung zu bleiben, konnte im zweiten Teil wenig schief gehen. Denn vor allem dem grandiosen Cast verdankte der Film seine Lebendigkeit; die durchweg erstklassigen Schauspieler hauchten den Figuren eine unglaubliche Präsenz ein. Auch hier, wenn auch durch den Handlungsstrang “Feriencamp” ein wenig von der “gewohnten” Handlung im Horror-Haus abgezogen wurde. Hier wie auch da bewegen sich die Charaktere gewohnt schrill, absurd, einfach herrlich.

Insbesondere Christina Ricci brilliert als Wednesday, ihre nicht vorhandene Mimik, ihr ausdrucksloses Gesicht mit dem “ich-werde-Dich-gleich-töten” Blick - herrlich. Zudem sorgt sie mit für die gemeinsten und herrlich derben Sprüchen das diese Figur sich besonders hervorhebt. Und das ist bei dem restlichen Stab schwer. Jimmy Workman ist in seiner Rolle als sprachlich nicht so aktiver Pugsley etwas unterfordert, es liegt eben auch daran das Zuwachs gekommen ist; ein knuffiges Kind das für sein Alter schon recht rege ist und für eine der schönsten Momente (Flugzeug-Fenster) im Finale sorgt. Bis dahin sorgen aber die weiteren Darsteller für abwechslungsreiches agieren. Die größte Wandlung dürfte daher Joan Cusack machen die vom scheinbar unerschrockenen Addams-Gefährtin zum bösartigen Drachen macht; ist Anfangs schon relativ klar das sie böses im Schilde führt (“Americas Most Wanted” läuft ziemlich weit vorne) dreht sie im Laufe immer weiter auf. Der angehende Ehemann Christopher Lloyd ist in seiner Darstellung neben Christina Ricci herausragend, er spielt den trotteligen Verliebten so witzig das es eine wahre Freude ist ihn bei seinem Mimenspiel zu beobachten. Aber auch Raul Julie und Anjelica Huston brechen nicht aus der Reihe. In Erinnerung bleibt vor allem der feurige Tanz im Höhlenrestaurant, optisch wie musikalisch ein echter Leckerbissen wie sie um die Tanzfläche wirbeln.

Es wird eh sehr viel Wert auf das äußere gelegt, das Auge wird ja bekanntlich mitgegessen. Optisch gab es vom Haus im ersten Teil auch aufgrund der vollständigen Spielzeit mehr zu sehen, dennoch gibt es auch hier Horror-Haus-Stimmung en Masse, sei es das schaurige Gebäude selber, als auch die barock-knochige Inneneinrichtung mitsamt Guillotine, Geheimgängen und Spinnenweben. Gruselig wird es aber kaum, mehr makaber, skurril - denn welches Kind hat schon an seinem Mobile Messer anstatt lustigen Tierchen hängen? Es sind solche vielen kleinen Details die mit für den Humor sorgen, gibt es doch immer wieder Details zu entdecken die das normale Leben aufs schwärzeste persiflieren - wie z.B. den Toten der anstatt Dosen am Hochzeitsauto hängt, das Bunny aus der Torte das leider vorm heraus springen in den Ofen geschoben wurde und weiteres. Wie gesagt der Humor ist pechschwarz wie optisch Teile des Films. Kontrast der widerlichsten Art gibt es aber neben der Addams Villa auch: das Feriencamp. In der “Sleepaway Camp” Reihe wird man ja schon vorgewarnt, DIESES Camp jedoch dürfte jedoch alles toppen: alle haben sich lieb, zur Strafe gibt es Disney Videos (auch ein kleiner Seitenhieb auf die gesittete Familienunterhaltung) und es wird ein Theaterstück der besonderen Art aufgeführt das am Ende nachher voll abgleitet und für die HerzSchmerz-Teile voll zufrieden stellt. Das kommt zwar nicht so blutig wie die Schulaufführung aus dem ersten Teil, dafür wilder und länger.

Spaß hat man dann an diesen vereinzelt wirklich gelungenen Szenen wie beim Rest. Langweiler gibt es keine, zugegeben durch die Humoreske Inszenierung entsteht natürlich nicht so etwas wie Spannung, die Atmosphäre ist aber in dem Film einzigartig. Selbst im Feriencamp gelingt es einen Hauch von Morbidem rein zu bringen; auch sehr schön wird das Thema Außenseitertum und gesellschaftliche Akzeptanz aufgenommen, natürlich schön gepfeffert. Trotz der vielen fiesen Ideen ist der Film als harmlos einzustufen; gleichermaßen für ältere Kinder als wie Erwachsene gedacht. Die einen erfreuen sich an den Sachen die man sich als normales Kind nicht traut, der andere lacht über die gelungenen Performancen und dem wilden Stil der flott die Geschichte erzählt ohne Hänger zu haben. Stören mag man sich nur das der “Addams Family” Theme nur Anfangs kommt, ansonsten aber kann man sich über die musikalische Untermalung nicht beschweren, auch sonst gibt es nix zu meckern: die Effekte stimmen, das “eiskalte Händchen” darf sich sogar in einer Szene als wilder Autofahrer erweisen.

Fazit: Eine der wenigen Ausnahmen wo ein zweiter Teil es mit dem ersten aufnehmen kann, aufgrund des relativ hohen Bekanntheit- und Beliebtheitsgrades unverständlich warum es bisher nur Teil 2 auf DVD in Deutschland gibt.

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