Ernesto Rafael Guevara de la Serna. Kurz Che Guevara. Geboren in Argentinien, am 14. Juni 1928. Wer kennt ihn bitte nicht. Der brasilianische Regisseur Walter Salles, bekannt durch "Central Station" oder "Hinter der Sonne", wagte sich an das bristante Thema heran und verfilmte das frühe Leben des argentinischen Medizinstudenten. Che macht sich gemeinsam mit seinem Freund Antonio auf eine neunmonatige Entdeckungsreise quer durch Südamerika. Zunächst geht es mit der "Allmächtigen", einem Motorrad, voran, doch als das den Geist aufgibt, liegt ein noch beschwerlicherer Gang per Fuß, Boot oder Anhalter vor den Beiden. Auf ihrer Reise begegnen ihnen viele arme Leute, von denen sie Interessantes erfahren. Che ist sehr mitgenommen vom Leid und Schicksal dieser Menschen. Zu Beginn des Films wird schon mal klargestellt, dass hier die Hauptpersonen keineswegs wirklich im Mittelpunkt stehen sollen. Sie sind keine Helden und wollen es auch nicht sein. Es ist nur eine Geschichte über 2 Männer, die sich wirklich so ereignet hat. Nur eine Aneinanderreihung von Fakten und keine Huldigung an zwei große Persönlichkeiten. Die Wahrheit sieht natürlich anders aus. Auch wenn es Che Guevara wohl nie wollte, seinen unumstößlichen Status als einer der bekanntesten Menschen der letzten Jahrhunderte bekommt er nicht mehr so schnell los. Derweil begann Alles so normal und üblich. Che ist 23 und im vorletzten Semester seines Medizinstudiums. Doch er sieht noch Zeit, dieses Studium zu beenden und daher möchte er mit Antonia quer durch Lateinamerika reisen, um mal etwas Anderes zu sehen und ganz einfach Spaß zu haben. Doch auch soziale Einrichtungen, die hauptsächlich gegen Lepra kämpfen, möchte er aufsuchen und dort helfen, wo es nur geht, da er auch schon Erfahrungen als Krankenpfleger gemacht hat. Zunächst werden aber nur Eindrücke der Reise gezeigt. Che und Antonio besuchen Ches Freundin, lernen neue Leute kennen und werden sogar in der Zeitung erwähnt, da Antonio mit seinem unstopbaren Mundwerk jeder potentiellen Nächtigungsmöglichkeit weiß macht, dass er und sein Freund Che Mediziner sind, die Lateinamerika von bis jetzt unheilbaren Krankheiten befreien möchten. In der ersten Hälfte des Films lernt man also nicht unbedingt viel über Che kennen, zumindest Nichts, weswegen er solchen Ruhm erlangte, den er zweifelsohne auch heute noch hat. Wenn man mal davon absieht, dass er von zwei Mädchen, die sie auf der Reise treffen, seinen Spitznamen erhält. Mit fortlaufender Spieldauer geht es dann sozusagen immer mehr ans Eingemachte, will heißen, der Film nimmt an Fahrt zu und zeigt die Entwicklung, die Che gemacht hat. Grundsätzlich von nachdenklicher Natur, machen ihm einige Begegnungen mit ein paar Menschen doch sehr zu schaffen. Als er sieht, wie mit arbeitslosen Minenarbeitern, die wie Sklaven behandelt werden, umgegangen wird, merkt man zum ersten Mal, welch Kämpferherz und welch Sinn für Gerechtigkeit in diesem Jungen stecken. Auch als er sich eines Tages mit einem armen Bauern unterhält, dessen Land ihm weggenommen wurde, bleibt Che nicht ruhig und verspricht sich, gegen solche Vorkommnisse zu kämpfen. Er ist stets darauf bedacht, dass alle Leute gleich behandelt werden, egal, welche Hautfarbe, Religion und Sprache, egal, ob gesund oder krank. Logischerweise ist ihm dann auch die Tatsache, dass leprakranke Menschen von den Gesunden abgeschottet, indem sie auf eine einsame Insel verfrachtet werden, ein Dorn im Auge, wie in dem Moment bewusst wird, in dem Che am Fenster eines Holzhauses steht, auf den Fluss schaut und seinem Freund Antonia sagt, dass dieser Fluss die Kranken von den Gesunden trennt. Auch erste Schritte seines revolutionären Denkens werden hier angespielt, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind. Auf der Insel angekommen, die einer Art Krankencamp ähnelt, weigern sich Antonio und er, sich Handschuhe überzuziehen. Die Leprakranken befinden sich eh in einem Stadium, das nicht ansteckend ist und somit ist es für diese Beiden geradezu deprimierend und erniedrigend, den Kranken mit Schutzhandschuhen die Hand zu geben. Das mag zwar den strenggläubigen und konservativ denkenden Klosterschwestern nicht gefallen und den Beiden die ein oder andere Mahlzeit kosten, doch nichts ist Che wichtiger, als vorzuleben, dass alle Menschen von gleicher Beschaffenheit sind. Erste Früchte trägt sein Denken bald, merkt er doch, wie angetan die Kranken von seinem Verhalten sind. Er ist nett, aufgeschlossen, hilfsbereit und vor allem bereit, etwas zu verändern. Doch wie gesagt, weder der Film, die Kranken noch Regisseur Salles wollen diese "Helfer" in den Himmel loben, im Gegenteil, "Die Reise des jungen Che" ergreift zu keiner Sekunde Partei, nicht wenn es um die Kranken geht und auch nicht in politischer Hinsicht. Hier wird lediglich die Frühphase von Che Guevaras Hang zur Revolution angedeutet, was auch wirklich äußerst interessant ist. Leider bleibt teilweise aber die Unterhaltung etwas zurück, weswegen sich die ein oder andere Länge sicher mal auftut. Es ist eben mal wieder eine Art Biographie, da ist nicht Alles sonderlich spannend oder von irgendwelcher Bedeutung, daher liegen ein paar Längen wohl auf der Hand. Visuell gesehen bewegt sich der Film jedoch auf allerhöchster Ebene. In bewegenden, wunderschönen und poetischen Bildern erzählt Salles die Entdeckungsreise der beiden Freunde. Auch tolle Naturaufnahmen gibt es zu sehen, egal ob aus Bolivien, Peru oder Venezuela, da sind ein paar wirklich verdammt schöne Bilder dabei. Der Aufenthaltsort, das Datum und die bereits zurückgelegten Kilometer werden auch stets eingeblendet, sobald eine neue "Episode" erzählt wird. Eine gute Idee, weiß der Zuschauer immer genau Bescheid, wie lange sie schon unterwegs sind und vor allem, wo sie sich gerade befinden. Alles in allem ist "Die Reise des jungen Che" sicherlich ein geeigneter Film für Leute, die den Mann zwar kennen, aber nicht viel über seinen Werdegang wissen. Hier taucht allerdings noch Nichts auf, weswegen Che Guevara auch heute noch die Massen so polarisiert. Das heißt, hier wird nur gezeigt, was ihn dazu bewegte, so zu denken, wie er letztendlich dachte und später auch handelte. Doch das ist interessant genug. Ein Unterhaltungsfilm ist es allerdings nicht, da er von vielen Dialogen und Begegnungen mit verschiedenen Menschen getragen wird. 7/10 Punkte