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Mit Kitsch, Sentimentalitäten und im Nachhinein auch Nostalgie erzähltes Versatzstück aus (viel) Drama, (wenig) Komödie und Realität mit fantasievollen Untertönen, in dessen Zwischenreich der tiefen Achtziger Jahre und seinen unendlichen Weiten man sich offensichtlich dem Publikumserfolg von The Happy Ghost (1984) sowie den anschließenden Nachfolgern und Trittbrettfahrern anpassen wollte. Die versuchte Eröffnung eines neuen Zuschauerkreises, weg von den eher für Erwachsene angesiedelten Actionfilmen unterschiedlichster Art hin zu den sowieso in der Ein- und Unterzahl bleiben sollenden Attraktionen für die Kinder, zu dessen Zielgruppe das Werk aus der Feder von Ricky Chan, übrigens der Bruder von Nora Miao und Co-Autor Chow Man schon von seinem Blickwinkel und der Behandlung aus unweigerlich zählt:

Während eines Schulausfluges unter seiner Klassenlehrerin Ms Yu [ Bonnie Wong ] gerät der kleine Weng Xiao-ji [ Leung Jun-git ] von Wege ab und bei Nacht und Blitz und Donner in ein unheimliches Gespensterhaus, aus dem ihm der freundlich gesonnene Geist Jian Ren [ Sek Kin ] in letzter Sekunde befreit und ihm zufortan auch nicht mehr von der Seite weicht. Da in der Zwischenzeit Xiao-jis Vater, der in Scheidung lebende Schwerreiche Joe Weng [ Ti Lung, nur stilecht mit Cowboyhut ] inzwischen die Polizei [ unter Führung von Walter Tso ] informiert hat, trifft auch die aus dem ehemalig gemeinsamen Haus ausgezogene Mrs Maggie Weng [ Josephine Siao ] entsprechend besorgt bei der ungeplanten Familienzusammenkunft ein. Angesichts der Turbulenzen, den Schulschwierigkeiten und des kunterbunt gewordenen Haushaltes, in dem neben Joes Schwester [ Wong Wan-si ] auch ständig wechselnde Freundinnen wie die aufs Geld schielende Jenny [ Elaine Kam ] Einzug halten, fordert Maggie ihr Sorgerecht als Mutter ein. Joe ist von der Idee gar nicht begeistert, und von dem um seine Ex herumscharwenzelnden und seine Macht als Schulrektor miteinsetzende Apple [ Nat Chan ] auch nicht.

Sowieso die Jahre des Übernatürlichen, die Zeiten von Friendly Ghost, von Ghost Bustin', Ghost Informer und Host for a Ghost, verlagert man auch hier das Jenseitige mit dem Einbruch in die bisher noch trübe, nun auf mehrerlei Art und mit unterschiedlichen Intensitätsreihen angereicherte Gegenwart. Genug Sorgen gab es auch zuvor, tritt die Erscheinung hierbei aber als spiritistischer Nebeneinfluss in positiver Funktion, als Ergänzung und Hilfe in der Not und in dem Zusammenhang schon als Ersatz eines Großvaters und gleichzeitig besten Freundes auf. Das Genre ist ein veränderndes Ganzes; im Grunde Not und Prüfung mit einigen komödiantischen, meist harmlosen, zur Hälfte vielleicht sogar amüsanten, aber teils auch mit bitterer Süße überzogenen Tupfern. Dabei verlangt gar nicht die Scheidung im Raum nach dem scheinbar so nötigen Ernst der Angelegenheit, sondern die Trennung der Eltern von dem Kind, welches zwischen den Stühlen sitzend weder den Streit noch die Entscheidung für einen der Beiden treffen kann. Als Botschaft ein allgemeiner moralischer Satz auf einen ebenso allgemeinen, hier aber mit der Spezialität von Metaphysik angereicherten Falles.

Das vielgescholtene Werk von Chan, der sich zuvor mit Disco Bumpkins (1980) einem Saturday Night Fever Verschnitt gewidmet und danach mit To Love Ferrarri (1994) endgültig der rührseligen Idiotie verschrieben hat, weist dabei sogar manche interessante Details, das rückwirkend vorhandene Heimweh nach einem selbst im Schlechten noch bemerkenswert anregenden Kino-Output und seine lyrischen Abstraktionen auf. Ideal ist die nahezu stumme Vorsequenz, in der der Junge in ein verschollenes Geisterhaus unterschiedlichster Mysterien und Gefahren, wie sich bewegende Gegenstände und fallende Treppen, ein unendlicher Gang voller Türen, und schließlich der alles verschlingende Eingang zur Hölle befindet. Selbst Slapstick im überraschenden Moment der Einführung des zerstrittenen Paares gelingt, auch wenn sich die guten Augenblicke danach quantitativ arg verstreuen. Die Besetzung der (leider nicht gänzlich zum Effekt ausgespielten) Dreiecksbeziehung zwischen eifersüchtigen Frauenheld, der die eigene Karriere anstrebenden, aber von den Weibergeschichten brüskierten Unabhängigen und dem nach Liebe und Libido verzehrenden, aber keine Chance habenden Nebenbuhler funktioniert ebenfalls sehr gut, und bietet neben Selbstparodie, Ikonographie und der neuerdings gefragten ausgelassenen Blödheit auch durchaus Ansätze soziokultureller Unterhaltung.

Die Diskussion über Vaterpflichten, Frauenrechte, das Ausspielen eigener weiblicher Vorzüge gegenüber dem vermeintlich stärkeren, hier im Pfauentanz von Ex-Mann und hoffenden Liebhaber eher die Hosen herunterlassenden Geschlecht wird auch durch Alternieren zwischen Schwarz, Weiß, oder doch Grau auf Trab gehalten, ohne jetzt glühende Phantasie irgendeiner Art zu beweisen. Das immer wieder vorhandene Verfallen auf die Ursprungswelt des Kinderfilmes macht natürlich seine gefühls- bis rührselige Rechnung für sich, gibt es klebrig Niedliches und durchscheinend Banales als weitere Aktivposten sowie Verweise auf Akira Toriyamas Manga serial bzw. die darauf basierenden Animes Dr. Slump and Arale-chan.

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