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Zwischen Twins Effect und Twins Effect 2: Die Chroniken von Huadu - Blade of the Rose entstandene Actioncomedy, die die gleichen popkulturellen Einflüsse mitsamt einer bunt ausgesteuerten Warenästhetik verbindet und so exakt dasselbe Publikum anlocken möchte.
Auch hier eine medial unterfütterte Achterbahn-Veranstaltung, die massgeblich auf die Zugkraft der beiden sangeskräftigen Teenies Gillian Chung und Charlene Choi aufbaut und sich entsprechend dieser Voraussetzung auch beizeiten darauf ausruht, die Mädels in allerlei Schabernack mit sich und der Umwelt zu porträtieren.
Dabei beruft sich die Produktion neben dieser Vergötterungsstätte auf einer Jahrzehnte umfassenden Tradition und kann sich so noch rückwirkend auf Mythen und Legenden ausruhen. Mit dem Alternativtitel Black Rose 3 ausgestattet stellt man sich als inoffizieller, vorübergehender Abschluss einer weitgehend unzusammenhängenden Trilogie dar, die ihren indirekten Ursprung bereits 1965 fand.

Chu Yuans Black Rose stellt zusammen mit seinem Sequel The Spy with my Face auch heutzutage noch einen wegweisenden Klassiker und Inspiration gleichermassen für das kantonesische Kino dar: Eine Art Jane Bond Variante mit Anleihen sowohl bei dem gleichjährigen TV Batman als auch der originalen Mit Schirm, Charme und Melone, die Anfang der 90er eine liebevolle Parodie und würdigende Hommage durch Jeff Lau dargereicht bekam. Die Blockbuster 92 Legendary La Rose Noire, Rose Rose I Love You und Black Rose II - 97 Legendary La Rose Noire bezogen sich geschickt auf die klassisch-altüberlieferten Geschichten und formulierten mit moderner Technik und aktuell angesehenen Darstellern eine Huldigung an die schwerelose Kunst der pulp literature. Eine erneut verjüngte, renovierte Wiederveröffentlichung genau dieser Reprint-Reihe stand auch in Aussicht, als Protégé de la Rose Noire angekündigt wurde.
Davon übergelieben ist ausser einigen interessanten Drunken Master Zitaten, etwas Matrix Symboladdition und einem furchtbar gespielten Unding praktisch nichts.

Die hochbegabte, aber introvertierte Psychologiestudentin Gillian [ Gillian Chung ] muss nach abgeschlossenem Studium Arbeit und Wohnung suchen und trifft dabei auf die Ausserirdische Charlene [ Charlene Choi ], die gerade aus dem Betreuten Wohnen für Mutter und Kind geschmissen wurde, weil sie trotz heftigem Beteuern nicht schwanger ist. Als ihnen die gleiche Jobanzeige ins Auge sticht, machen sie sich zusammen auf dem Weg zum abgelegenen Schloss von Black Rose [ Teresa Mo ], die altersbedingt eine Nachfolgerin sucht. Da die Mädels erst abgeschreckt von den ungewohnten Ansinnen den Taxifahrer Jim Lo [ Ekin Cheng ] zu Hilfe rufen, wird dieser ebenfalls in das wundersame Anwesen gelockt. Nach einigen Startschwierigkeiten kann mit vereinten Kräften der Kampf gegen Miss Wisteria [ Faith Woo ] aufgenommen werden.

Dabei stehen die Voraussetzungen für zumindest einen unterhaltsamen, wenn auch geistig eher tief angelegten Zeitvertreib im massmarket-Paperback so schlecht nicht. Hochstilisierte Erinnerung an unwiederbringliche Jahre, frische Formen der Verehrung, entsprechend runderneuert mit viel Tempo und Druck wurde versprochen. Wenn man sich die Prämissen auf dem Papier ansieht, erstaunt das unfassbar miese Abschneiden nahe den ertragbaren Grenzbereichen sogar noch nachträglich. Immerhin werden in den credits mit der Co-Regie von Barbara Wong und Donnie Yen zwei Personen genannt, die es besser können und vor allem auch besser wissen müssten. Jeher mit ungerechtfertigt guten Filmemachern und gleichwertig hochgestuften Budget ausgestattet, scheint auf den Twins diesbezüglich wahrhaftig ein Fluch zu liegen. Schlechtes Karma, vorübergehend alkoholbedingte Geschmacksverirrung oder doch Quotengier; anders lässt es sich nicht erklären, dass über die Jahre hinweg gestandene Leute wie Dante Lam, Corey Yuen Kwai, Patrick Leung oder eben jetzt Wong und Yen plötzlich jegliches Augenmaß verlieren und in Qualitätsdelirien verfallen.

Allzu Peinliches sollte man dann auch vornehm vertuschen. So sind nicht einmal die materiellen Anfangskenntnisse und formalen Grundzüge genügend herausgearbeitet. Optisch hat man eine Märchenwirtschaft mit schwülstiger Melancholie, Pathos, Bombast und Megalomanie angepeilt, aber plüschige Andenkensammlung und einrahmender Konsumkitsch auf Dauer allein erzeugt eher Angst als Nostalgie; der Kastrationsroboter und Ekin Cheng in grünen Unterhosen noch nicht einmal mitzugerechnet. Der Plot des gehemmten Trauerspieles im klaustrophobischen Masochismus findet keine Entwicklung, keine Dramaturgie und kein Ziel, sondern ergeht sich in einem unnützen Sprachgerümpel mit aufdringlich quickvergnügter Barbieattitüde. Die narrative Kleinkram-Strategie wird wie in einer langatmigen Fernsehserie vollzogen: Der sattsam uninspirierten, vollkommen schwunglosen Inszenierung fehlt es von Beginn weg an Gespür, Weitblick und Witz. Szenen werden nutzlos ohne Charakterisierung und Entfaltung aneinandergereiht und zumeist auch ohne Sinn und Verstand ins Unendliche gedehnt, ohne auf den Punkt oder gar die Pointe zu kommen. Das rare Martial Arts Bewusstsein bezieht sich ebenfalls auf eine Erstarrung überlebter Formen. So muss Donnies talentierte Schwester Chris Yen ausgerechnet die Gogo Yubari im knappen Schulmädchenoutfit geben, was dann aber auch gleich für die besten Szenen sorgt; auch wenn diese nur wenige Sekunden andauern und ausser attraktiven Momentaufnahmen nicht der Rede wert sind. Erst in den letzten 20min packt man so etwas wie eine Konfrontation zwischen Gut und Böse aus. Vorher wird vielleicht mal im Nebenher darüber geredet, wenn man sich nicht eher in Schönheitstipps, Klamottenprobe, Rosenzucht, Weinattacken und Liebesschwüre ergeht.
Eine Chronik der Katastrophe.

Nun sind die meisten Zuschauer eh bereits kurz nach dem Zeichentrickvorspann und der Alien-Invasion vom Glauben abgefallen und haben längst mit unverhohlenem Kopfschütteln und Leichenbittermiene das Weite gesucht. Was man auch immer bei den Twins Effect Filmen oder auch dem Twins Mission noch an etwaigen lobenden Worten gefunden - ausgedacht ? - hat, hierbei ist jedwege beschönende Beschwichtigungspolitik nutzlos. Es fehlen auch direkt die passenden Worte, diesen cinematographischen Hungerbrunnen von kalkuliertem Kinderglauben adäquat zu beschreiben.
Vielleicht mit einem Bild, dass direkt eine prägnante Szene aufgreift: Während die kleinwüchsigen Mädels noch galant um einen riesigen Quader Hundekot herumeilen, legt sich die Produktion gleich mitten rein und robbt ohne Rücksicht auf Verluste mit dem Gesicht voran hindurch; nur mühsam vom mitleidigen Mantel des Schweigens bedeckt.

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