Review

Wenn man die Daten zu „Der Regenmacher" von 1997 sieht, dann ist man bereits geneigt, den Film einfach zu ignorieren, denn die altbekannten Zutaten von John Grisham werden hier allesamt wiederholt zusammengemischt. 


Allerdings werden die Mechanismen des Justizthrillers hier zwar erwartbar bedient, das geschieht dabei allerdings auf einem gehobenen Niveau, so dass „Der Regenmacher" eindeutig zu den besseren Verfilmungen eines Grisham-Romans gehört. Das liegt wohl an der sicheren Hand Francis Ford Coppolas, der sich nur selten von dem kitschigen Pathos fortreißen lässt, der in den zentralen Figuren und in der Handlung stets angelegt ist. Zwar dürfte dies für Coppola eher eine ungeliebtere Auftragsarbeit gewesen sein, allerdings ist er selbst dann einem Joel Schumacher („Die Jury", 1996) haushoch überlegen, wenngleich er den umfangreichen Inhalt des Romans auch nicht immer gelungen ins Filmische übersetzt bekommt.

Das Duell zwischen Matt Damon, der charakterlich eine ziemlich genaue Kopie von Tom Cruise Figur aus „Die Firma" darstellt und Jon Voight als erwartbar ebenso gerissener wie gewissenloser Gegenspieler unterhält dabei aber grundsätzlich über die volle Laufzeit auf recht hohem Niveau. Der zentrale Konflikt zwischen einem Versicherungskonzern und einer mittellosen Familie aus dem amerikanischen Süden lässt klar erkennen, auf wessen Seite man stehen muss, wird aber inhaltlich auch etwas uninspiriert dargeboten. Es bleibt beim klassischen Spiel aus dem Diskreditieren von Zeugen, beeinflussen der Zusammensetzung der Jury und dem Anwenden schmutziger Tricks innerhalb der juristischen Grauzone und auch abseits von dieser. Gewissermaßen erhält man hier ein Best-Of von Grishams Sujet.

Die Nebenhandlungen sind teilweise ganz unterhaltsam, wenngleich sie hier und da teils im Ansatz stecken bleiben. So werden die zentrale Handlung und die Geschichte um Claire Danes als Frau und Love Interest in Not nicht immer in einen glücklichen Rhythmus gebracht. Die sich zu Beginn aufdrängenden Sideplots um Mickey Rourke als korrupter und vom FBI verfolgter Anwalt und die Erbgeschichte um die alte Vermieterin enden unerwartet abrupt und irgendwie im Nichts. Aber der Film ist auch so schon lang genug.
Besonders hervorheben muss man Danny DeVito, der mehr Ganove als Anwalt eine komödiantische Note einbringt, die von der Regie auch gerne aufgegriffen wird. Wie man die Gegenseite mit kleinen Tricks aufs Kreuz legt, reichert den Unterhaltungswert deutlich an und letztlich sammelt „Der Regenmacher" hier die Pluspunkte, die ihn davon abhalten, ein sehr durchschnittlicher Film zu sein.

Eine Qualitätsnote kann auch die Musik von Elmer Bernstein setzen, die ganz klassisch die einzelnen Szenen untermalt und dabei den richtigen Ton findet. Zwar spielt sie sich nicht sonderlich in den Vordergrund, jedoch merkt man im Vergleich zu vielen Filmen der Neunziger Jahre, dass jemand mit einer langen Erfahrung die Musik komponiert hat.  


Fazit 

John Grishams Romane greifen wichtige Ungerechtigkeiten im US-amerkanischen Justizsystem auf, wodurch sie schnell das Publikum auf ihre Seite ziehen können, wenn dieses über ein einigermaßen intaktes Gerechtigkeitsgefühl verfügt. Dabei kann man seine recht simplen Gut-Böse-Romane dann entweder verkitscht verfilmen, wozu die Grundlagen besonders einzuladen scheinen, oder einen nüchternen Ton treffen, um die spannende Kernfrage den Film tragen zu lassen. Coppola hat sich hier für letzteres entschieden und die dann vielleicht etwas schmucklose Angelegenheit mit etwas Humor angereichert. Dadurch werden einzelne Längen in der Wahrnehmung etwas ausgebügelt, aber dies hätte man auch durch eine bessere Einflechtung der Nebenplots erreichen können. Aber wie gewohnt ist das Schlussplädoyer dann unerträglich kitschig. Man wäre wohl fast enttäuscht, wenn es nicht so wäre.

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