Review

In meinen jüngeren Jahren war ich  hier und da mal auch im Kino. Zwar nicht so oft wie heute, da ich a) sehr wenig Taschengeld bekam und b) für wenig Geld die Bong blubberte (Mein Vater verdiente auf der Kirmes beim Autoscooter zurecht schieben nicht so viel). Aber es reichte, für hier und da mal für einen Besuch vor der großen Leinwand aus. Bei mehreren Filmvorführungen sah ich den Trailer zu "Der Regenmacher" und jedesmal fragte ich mich dabei, wer sich so etwas "freiwillig" ansieht. Der Trailer fühlte sich so an, als ob meine Oma dabei Spaß häte  (falls das Musikanten-Stadl" ausfiel oder besser gesagt: Der Trailer sah irgendwie spießig und langweilig aus, so als müssten alle Glühbirnen ab 12 IQ aufwärts diesen Film sehen.
Viele Jahre später, als dieser Film auf DVD erschien, stellte sich heraus, dass es ein mächtig großer Fehler war, diesen Streifen so zu verurteilen. Denn obwohl es hier keinen "Rambo III" oder "Transformers" gab -  kann ich heute  zugeben, das war ganz großes Kino und "Der Regenmacher" zählt heutzutage mindestens in meine persönlichen Top 50 der (Gefühls-)Filme.

Der junge, idealistische Anwalt Rudy Baylor (Matt Damon) sucht nach der Beendigung seines Jura-Studiums händeringend einen Job und kommt als "Tellerwäscher"  in der Kanzlei von Bruiser Stone (Mickey Rourke) unter. Als Starthilfe bekommt er den etwas trotteligen, aber  sehr intelligenten Deck Shifflet (Danny DeVito) als rechte Hand zur Seite gestellt. Der gewiefte und mit allen Wassern gewaschene Rechtsanwaltsgehilfe zeigt ihm mit "Seinen Methoden", dass die Theorie an der Uni mit der Praxis auf der Straße rein gar nichts zu tun hat und Unfallopfer im Krankenhaus die besten Kunden für einen Rechtsanwalt sind.

Im Krankenhaus lernt Rudy auch noch die zerbrechliche Kelly Riker (Claire Danes) kennen, die ihren Krankenhausaufenthalt mal wieder ihrem gewalttätigen Ehemann zu verdanken hat.
Zeitgleich findet der klamme Rudy eine notdürftige Unterkunft bei der alten Dame Dot Black (Mary Kay Place), die ihr Testament verfassen will und ihr gesamtes Vermögen lieber einem Fernsehprediger vermachen will, anstatt die eigenen Kinder mit Geld zu verfüttern.
Seine Feuertaufe steht Rudy jedoch noch bevor, als er den Fall des an Leukämie erkrankten Jungen Donnie Ray (Johnny Whitworth) übernimmt, der gegen eine mächtige, ja unanastbare, Versicherung kämpft, die Paragraphen im letzten Verzeichnis findet, für diesem krebskranken Menschen nicht zu helfen, geschweige denn zu zahlen. Dieser übermächtige Konzern wird von dem arroganten Anwalt Leo Drummond (Jon Voight) und dessen dreihundertfünfzig Hilfs-Anwälten übernommen.


Was uns da Francis Ford Coppola, der auch für das Drehbuch verantwortlich war,  serviert ist eine typische David-gegen-Goliath-Geschichte, die dank des names auch nicht überraschend enden wird (Diese Meinungen haben übrigens Hardcore-Kritiker exklusiv). Der Lebensabschnitt von Matt Damon´s Charakter wird desöfteren von ihm selber nacherzählt, was ja schon ein wenig den Hauch von "Die Verurteilten" mit sich bringt. Ehrlich gesagt fällt mir auf Anhieb auch kein Film ein, der mit diesem Stilmittel schlecht gefahren ist.

Was für mich den Film einzigartig macht, ist die Vermischung mehrerer Genres in einem Topf.Klar, der Anteil der Leukämie-Erkrankung vor Gericht dominiert ganz klar das Filmgeschehen. Aber vorallem die Moral bzw. Antriebskraft von Damon´s Charakter kommt dabei nicht zu kurz, naiv aber strategisch klug handelnd und vorallem lernfähig zu agieren, was das große Geschäft der Anwalts-Haie ausmacht. Jede dieser drei Hauptstränge wiegt mehr oder weniger, aber jeder verfolgt andere moralische Stränge und wirkt unterschiedliche Gefühle beim Zuschauer aus.
Trotz des ernsten Grundthemas kommt der Humor nicht zu kurz, der meistens durch den 1,20 hohen Allrounder Danny DeVito ins Spiel kommt (was an manchen Stellen schon beinahe an Slapstick ausartet, aber nicht deplaziert wirkt)

Als Sahnehäubchen gibt es (zumindest für mich) noch genau die richtige Portion Schmalz durch Claire Danes, in die sich Damon verliebt und eine Art Helfer-Syndrom für diese zerbrechlich zarte Seele entwickelt.

"Der Regenmacher" ist bis in die Nebenrollen mit namhaften und guten Schauspielern besetzt und all diese dürfen richtig schön durchgezeichnete, brilliante Charaktere spielen, die ab und zu diesem Film einen mächtigen Push verleihen, und je nachdem, wie Coppola die Tage hatte, mal eher ins Schlechte oder doch ins Glückliche abdriften.

Es gibt also rein gar nichts , was ich an diesem Film auszusetzen habe und ihn mir schon sehr oft angesehen habe, da immer wieder der magische Funke überspringt, der mein Gefühlskarussel zum Limit der Batterie antreibt.
Aufgrund der absolut gelungenen Darstellung zwischen drei Geschichten, die nahtlos ineinander greifen und mehr oder weniger Schwerpunkte setzen zwischen Spannung, Humor und großen Gefühlen, bleibt mir nichts anderes übrig, als diesem Film die Höchstpunktzahl zu vergeben.

An dieser Stelle will ich noch einen Gruß an meinen Vater aussprechen, Stoßautos schieben ist auch ein heldenhafter Beruf.


10/10

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