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Wachsmalstifte oder Wassermalfarben, bei kindlich gekrakelten Vorspännen ist zunächst Vorsicht geboten. In einer üblichen Konstellation koproduziert tritt man in Feuer frei auf Frankie mit einigem verschlissenem Archivmaterial unterschiedlichster Raketenstarts kraftvoll den Gegenbeweis an. Die in einer internen Konferenz lasziv an ihren Nylons nestelnde Erika Blanc scheint das richtige Gegenstück zu einem smarten Joachim Fuchsberger zu werden. Letzterer mimt nicht nur den zu redseligen Wissenschaftler, welcher sich unbewußt in Gefahr zwischen Konzernen und dem Spionagebund Regenbogen begibt. Auch dessen jüngerer Bruder, ein Playboy von Format, wird von Fuchsberger dargestellt, der sich nahtlos in diese Rolle fügt.
Alle Zeichen richten sich gen eines gelungenen Abenteuers, als besagte Frau Blanc sich zeitgemäß darüber echauffiert, nicht ernstgenommen zu werden. Ihr Plan sieht vor, Lebemann Frankie als Kanonenfutter einzusetzen, während sein Geschwist in Sicherheit gebracht wird.

Er habe am Genfer See vor einem englischen Landhaus gestanden und in Richtung Kamera gesehen, wo er lediglich seinen Regisseur mit vor Kälte zugekniffenen Augen erblickt habe, erzählt Joachim Fuchsberger im der DVD beiliegenden Nachdruck des Illustrierten Film-Kuriers. Daß seine Filmpartnerin für den nächsten Tag, die in zahlreichen Genreproduktionen präsente Rosalba Neri, noch vor einer anderen Kamera in Rom stand, ist bezeichnend für die Hektik, mit der unzählige Reißer dieser Tage als Fließbandproduktion in die Kinos gebracht wurden.
Die Lichtspielhäuser rangen mit Größe, Farbe und fernsehuntauglichen Themen um Aufmerksamkeit gegen die Mattscheiben, welche Unterhaltung bequem in die Heime der potentiellen Zuschauer brachten. Auch die erfolgreiche Edgar Wallace Reihe, in der Fuchsberger und der in Feuer Frei auf Frankie ebenso präsente Eddie Arent als beliebte Dauergäste hostieren, versuchte bereits, durch Neuerungen den Ansprüchen eines modernen Publikums stand zu halten.

Der auch am Buch von Feuer frei auf Frankie beteiligte Genre-Regisseur José Antonio de la Loma darf in seinem Ensemble außerdem auf bekannte Gesichter wie Rik Battaglia oder den in meiner kindlichen Erinnerungswelt immer mit den Karl May Filmen verknüpften Walter Barnes zurückgreifen. Während die Namen noch Aufmerksamkeit erregen, so scheint der Plot auf eine willkürliche Actionparade abonniert zu sein. Auch ein Knistern um die weibliche Darstellerriege beschränkt sich gegenüber zeitgenössischen Standards auf die Beinmoden der Frau Blanc. Wie so oft in knapp kalkulierten Schnellschußproduktionen sind es der Aufhänger und ein paar trailertauglichen Szenen, die den Cast unterstreichend für ein paar Wochen der Kartenverkäufe genügen müssen.

Das Gros der in den Archiven schlummernden Master ist eben nicht der unterschätzte Geheimtip. Wer sich auf Feuer frei auf Frankie einläßt, muß sich auf eine fahrige Kaskade beliebiger Haudraufszenen einstellen, in denen Joachim Fuchsberger auf seine Judokünste zurückgreifen darf. Obschon es amüsant ist, wenn ein voluminöser Gegner durch die Badezimmertür in eine überraschend mit einem Schaumbad gefüllte Wanne stürzt (Ein Wink gen Goldfinger?), so können weder mediokre Motorenduelle noch verschmitzte Möchtegern-(James)Bondismen darüber hinwegtäuschen, daß de la Loma mit diesem ausgerechnet von Bruno Mattei montierten Streifen dem McGuffin-Meister Alfred Hitchcock in keinster Weise das Wasser reichen kann. Letzterer hatte schon Jahre zuvor in Klassikern wie Der unsichtbare Dritte bewiesen, daß wie zufällig einbrechende Wendungen zu einem spannenden Thriller dramaturgischer Dichte genügen können.

Nicht ausschließlich gemessen an dieser Hoheit ist Feuer frei auf Frankie jedoch lediglich als Beifang für den Komplettisten eine Freude. Heute als Kriminalkomödie angepriesen erweist sich der Film nicht nur erfreulich fern der Albernheit, sondern läßt insgesamt funktionierende Pointen missen. Ein paar Situationskomiken gegenüber Eddie Arent zum Beispiel scheinen lediglich als Pflichtübungen seinen üblichen Rollenbildern geschuldet zu sein. Es muß schon ein sehr langweiliger Sonntagnachmittag sein, wo man dieses träge Machwerk zusammengeschluster Profilarmut noch ein weiteres Mal hervorkramen mag. Zumindest aber belegt Feuer frei auf Frankie, daß Fuchsbergers Karriere in Wallace-Stoffen festgefahren zu dieser Zeit kaum mehr eine Aufwärtsbewegung erleben sollte.

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