Ein Monster sieht rot.
1979 erschein mit ’Alien’ einer der spannendsten, furchterregendsten und überhaupt besten Horrorfilme aller Zeiten. Eines der Geheimrezepte dieses Meisterwerkes war es, das Monster dem Zuschauer bis zum Ende vorzuenthalten, eine Methode die seither von vielen Regisseuren benutzt wird.
Ein Jahr vorher bedienten sich die Macher eines anderen Monsterfilmes, nämlich ’BOG’, derselben Methode. Allerdings aus offensichtlich grundverschiedenem Anlass. Doch dazu später mehr.
’Bog’ ist also ein Monsterfilm. Tatsächlich ist es einer der schlechtesten Monsterfilme überhaupt, so viel kann hier schon mal vorweg genommen werden.
Zu Beginn sehen wir einen Angler, der mit Dynamit fischt und so das titelgebende Ungeheuer aus seinem ’1000 Monate langem’ (mal was anderes) Schlaf erweckt. Natürlich ist dieser Angler auch das erste Opfer des Wesens. Noch bevor wir erkennen können, was ihn da gepackt hat, springt uns der Vorspann (inklusive grottigem Glibberlogo) entgegen, der von einer furchtbar kitschigen Country Ballade ’musikalisch’ untermalt wird. Na, Das ist doch mal eine Art, Stimmung für einen Gruselschocker zu schaffen.
Nun sehen wir zwei Ehepaare, die sich zu gleichen Teilen in biersaufende Vollidioten und unablässig meckernde Xanthippen aufgliedern, beim Angelausflug. Nach fünf Minuten nervigem Gezeter denkt auch der letzte ’Diese Geigen können doch unmöglich die Hauptbesetzung sein!’ und siehe da, nach einem kurzen Besuch von Bog sind wenigstens die Hippen passé.
Entsezt eilen die Ehemänner zum Sheriff der nahegelegenen Stadt (Aldo Ray, der es durch ähliche Filme zu dem fragwürdigen Ruhm einer B-Film Legende gebracht hat), der ist aber ebenso fähig Herr der Lage zu werden, wie er wortgewandt ist („Der Hund verwendet Dynamit zum Fischen.“ „Was?“ „Na, Dynamit!“). Also holt er sich lieber den greisen ’Landarzt’ (O-Ton) und die örtliche (auch schon eher reife) Pathologin zur Unterstützung. Diese beiden haben aber noch ganz andere Sachen mit einander zu tun. Ja, sie stehen nicht nur gemeinsam vor dem Mikroskop und untersuchen ein (wie praktisch!...und üblich in solchen Monsterfilmen) abgebrochenes Stück des Monsters, sondern knutschen auch noch nachts wild vor dem Kamin herum.
(Auf diese Szene muss ich einfach näher eingehen.
Waren die beiden noch eben in dienstliche Diskussionen vertieft, übermannt sie plötzlich die Leidenschaft. Und ohne Vorwarnung und auch ohne jegliches Gefühl für Schnitt und Athmosphäre wird uns erneut die nervige Ballade aus dem Vorspann (läuft übrigens auch nochmal im Abspann) vor den Latz geknallt. Ein Soziologe würde bei der Betrachtung der knutschenden Rentner vielleicht behaupten, dass es viel zu wenige solcher Szenen gibt. Und das ferner genau das ’Weglassen’ solcher Szenen in den meisten Filmen zu den Problemen beiträgt, die beispielsweise Kinder mit der Sexualität ihrer Eltern haben. Jaha, aber ich bin kein Soziologe, sondern Filmliebhaber. Und ich bin der Meinung, dass eine solche Szene in einen Film mit dem Titel ’Bog-Das Ungeheuer aus den Sümpfen’ genau so passt, wie Freddie Prince Jr. in eine Shakespeare Verfilmung).
Die Untersuchungen der beiden Turteltäubchen sind jedenfalls sehr ergiebig. Das Monster ernährt sich scheinbar von menschlichem Blut und besteht größtenteils aus Krebszellen und Metallpartikeln. Also ein blutsaugender Tumor…mit Scherenhänden. Und da das mit der Chemothearpie anno ’78 noch nicht ganz ausgereift war, ruft man lieber alle möglichen Experten (Hobby-Taucher, Hillibillies und einen Uni-Professor) zu sich, die dann auch nacheinander eher blutarm in Bog’s Scheren enden. Vielleicht hätte man doch auf die alte Hexe Adrianna hören sollen. Diese lebt im Wald (in einer Bude, wie wir sie als Kinder gebaut haben) und scheint eine mysteriöse Verbindung zu dem Wesen zu haben (davon abgesehen sieht sie aus, wie die Oma des Banjo spielenden Mongoloiden in John Boormans ’Beim Sterben ist jeder der Erste’). Leider kann auch sie nur ein paar vage Warnungen in Richtung Zuschauer husten und wird letztlich (einfach so!) vom Deputy über den Haufen geschossen. Und Bog ist immer noch irgendwo da draussen!
Au, au, au. Schrecken, dein Name ist BOG!
Darsteller, Regie, Schnitt, Drehbuch und Musik. Ich weiß garnicht, wo ich anfangen soll das Ding auseinander zu nehmen und fasse mich lieber kurz.
Es gibt Zwischenschnitte ohne jeglichen Sinn und Verstand, die auch jeden Hauch von Spannung zu nichte machen. Die Musik dudelt und trommelt vor sich hin und erreichte in der (absolut verschenkten) Unterwasserszene ihren tragikomischen Höhepunkt, als ich (rein soundtechnisch) dachte, zwei Flugueuge würden synchron abstürzen und die verwenden das als ’Score’.
Die Dialoge sind zum Totlachen („Die alte Hexe hat uns von dem Monster im See erzählt.“ „Hat sie gesagt, was es ist oder wie es aussieht!“ „Nein, sie hat uns nur erzählt, was wir ihnen erzählt haben!“ „Tja ähm, passt auf. Am besten, ihr beide geht erstmal baden…(!!!)“ und die Schauspieler sind (zugegeben witzige) Karrikaturen von Charakteren, die auf stereotype Art und Weise reden, handeln und sich in einem Monsterfilm befinden.
Zum Eingangs erwähnten Erscheinen des Monsters sei gesagt; Als Bog zum ersten mal voll in Erscheinung tritt, ist jedem Zuschauer klar, warum es die ganze Zeit vor dessen Auge verborgen blieb. Ein Wesen, dessen Shilouette der von 'Tabaluga' so sehr ähnelt, kann uns einfach nicht das Fürchten lehren!
’Bog – Das Ungeheuer aus den Sümpfen’ ist von Logiklöchern zerfressener BogMist und kann wirklich nur Leuten angeboten werden, die sich jeden existierenden (und noch so bekloppten) Monsterfilm reinziehen wollen. 3/10