Tom und Evelyn befinden sich in Spanien in einem Ferienparadies. Dort ist es ihnen aber zu laut und lebhaft, weshalb man mit dem Boot zu einer Insel fahren möchte auf der Tom schon früher einmal war. "Almanzora" heißt dieser Geheimtipp mitten im Meer. Nach der Ankunft findet man den Ort fast menschenleer vor. Fast! Ein paar Kinder spielen fröhlich am Hafen und auch im Dorf selbst findet man nur jüngere Inselbewohner.
"Ein Kind zu töten" ist ein kleines Juwel das den großen Vertretern des 70er Jahre Horrors in nichts nachsteht. Er unterscheidet sich sogar in vielen Dingen und hebt sich aus der Masse ab. Der Film schafft eine unglaubliche Dichte, wenn man sich die Gegebenheiten ansieht. Es ist nämlich ein absolutes Paradies mit strahlend blauem Himmel. Eine Trauminsel, die sich trotzdem schnell in einen Alptraum verwandelt. Regisseur Serrador hat beispielsweise auf die hereinbrechende Nacht verzichtet, um naturelle Urängste zu schüren, sondern startet mitten am hellichten Tag. Das er die Kombination Paradies, strahlender Sonnenschein und Horroratmosphäre zusammen hinbekommen hat, ist jeden Respekt wert.
Pate könnte der großartige Alfred Hitchcock gestanden haben, da das Szenario stark an "Die Vögel" erinnert. Dort ist es ebenfalls ein Feind den man nie vermuten würde und eine ähnlich herrliche Umgebung. Natürlich auch "Das Dorf der Verdammten" das meines Wissens erstmalig Kinder, in so einer Rolle eingesetzt hat. Die Spannung resultiert aber eben genau aus dieser Konstellation heraus. Ab wann nimmt man ein Kind als lebensbedrohlich war? Wie weit muß es gehen das man sich dagegen wehrt? Kann man sich überhaupt wehren? Kann man ein Kind töten? Diese Fragen muß sich das Pärchen stellen um eine Überlebenschance zu haben. Genau wie der Zuschauer auch. Ab wann möchte man den Opfern "Wehrt euch" zurufen?
Glücklicherweise verzichtet der Film auf explizite Gewaltdarstellungen und legt sein Hauptaugenmerk auf Spannung und den Kernpunkt. Allerdings sollte man einen Faible für den für das Jahrzehnt typischen Spannungsaufbau mitbringen. Nicht mit Krawall und Action, sondern schleichend und bedeutungsschwanger beginnend. Kleine Dinge die auf ein großes Ereignis hindeuten. Eine Art von Beklemmung weil man weiß das etwas passieren wird. Eben Filmkunst ohne Computer, Wackelkamera und ähnlichem Zeug.
Nur die ersten 7 Minuten sind für mich immer noch fragwürdig und trotzdem im Kontext sehr wichtig. Reale Bilder aus 5 Kriegen in denen Kinder zu Schaden kommen und auf unmenschliche Art sterben, sind nicht gerade der beste Opener für einen Horrorthriller. Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht verkehrt das Publikum des Untehaltungsfilms zum Nachdenken zu bringen. Meines Erachtens hätten diese Bilder aber am Ende des Films besser gewirkt. Man beschäftigt sich als Zuschauer nämlich dann über 90 Minuten mit der Frage ob man ein Kind töten kann und bekommt diese drastische Antwort serviert.