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Ein junges Pärchen kommt auf eine kleine, spanische Insel, Evelyn ist hochschwanger, Tom ist "halber Arzt", ein Biologe mit Hang zum Ich-mach-das-schon. Dieses Zwiespiel zwischen bevormundetem Naivling und Möchtegernklugscheißer zieht sich unterschwellig wie ein roter Faden durch diesen zunächst sehr subtilen Vertreter des fast unterschlagenen Horrorfilms. Was die beiden auf dem idyllischen Eiland vorfinden, ist ein merkwürdig fast menschenleeres Dorf, nur ein paar Kinder kreuzen ihren Weg. Wenn man sich nicht vom einfältigen deutschen Titel in die Irre führen lässt, ist dieser Epidemiehorror in der Tradition von David Cronenberg oder George A. Romero ein klasse B-Movie, trotz südländischen Flairs versteht es der unbekannte Regisseur Chicho Ibáñez-Serrador, Unbehagen und eine klaustrophobische Atmosphäre aufzubauen. Die leeren Gassen, die rustikalen, schon leicht morbide wirkenden Innenansichten der Landhäuser und die verstörende Wahrheit, die sich erst langsam herausschält, sorgen für ein ungewöhnliches Schauererlebnis, das auch heute noch wenig von seiner Attraktivität verloren hat. Ibáñez-Serrador inszeniert seine Fiktion allerdings nicht nur durch sein minimalistisches Setting und seine Stilsicherheit bei der Dramaturgie, sondern lässt den unglaublichen Plot , den man so lieber gar nicht glauben möchte, in offene Gewalt umschlagen, bei der man sich angesichts einiger Tabubrüche wundert. Die Erklärung für die blutigen Vorgänge in dem verschlafenen Fischerdorf soll auch hier nicht verraten werden, zumal eine erhellende Erkenntnis zur Ursache ausbleibt. Nur soviel sei verraten: Zum Anfang schockieren Bilder von dahinsiechenden und sterbenden Kindern, dazu gibt es schockierende Zahlen von umgekommenen Kindern diverser Kriege in utopisch scheinender Höhe und am Ende fragt man sich, welcher Generation denn nun die Welt gehört, wenn überhaupt. So tiefgründig wirkt der Film mit seinem minimalen Aufwand und seiner großen Wirkung nicht, Interessierte werden dennoch eine Perle vorfinden, die mit einem herben Nachgeschmack zu überzeugen weiß. Bei soviel Konsequenz können die "Kinder des Zorns" einpacken und selbst das "Dorf Der Verdammten" erblasst. Ein Horrorthriller, der mit seinen guten Schauspielern nicht unbedingt für ungeduldige Zeitgenossen geeignet ist.

Fazit: Ganz ohne Effekthascherei gelingt eine nachvollziehbare Schreckensvision, die mit Spannung und beängstigender Realität zu überzeugen vermag. Geheimtip! 7/10 Punkten

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