Blue Sunshine (1977)

„Blue Sunshine“ ist ein zutiefst gesellschaftskritischer und politischer Horrorthriller in einer Reihe mit jeglichen „Body Snatcher“-Verfilmungen, „God Told Me To“ oder auch „The Hills Have Eyes“ mit mehr Großstadtbetondschungel. In diesem absoluten Geheimtipp löst eine experimentelle LSD-Variante (die in Zusammenhang mit der Vergangenheit eines kommenden Kongressabgeordneten steht) nicht nur ganzkörperlichen Kahlschlag aus, sondern lässt die ehemaligen Probanden und Nutzer nun Jahre später vollkommen Amok laufen, egal ob gegen die eigene Familie oder den Staat…

Disco ist tot.! Lang lebe der Mord! 

Ein wenig kommen auch Gedanken an „Taxi Driver“ und „The Manchurian Candidate“ in Genreform hoch. Oder gar „They Live“. Insgesamt wundert es mich sehr, warum um diesen starken Beitrag nicht mehr Aufruhr gemacht wird. Zwar ein Kultfilm, gerade in den punkigeren Außenbezirk der Popkultur, aber alles in allem viel zu wenig beachtet. Jeff Liebermans Karriere hätte nach „The Squirm“ und diesem rebellischen Querschläger wenn's nach mir geht viel mehr durchstarten und anhalten können. Der Mann hatte was zu sagen und was drauf. Naja, jetzt hoffe ich einfach, dass „Blue Sunshine“ immerhin mehr Leute entdecken. Das deutsche 4K-Mediabook von Camera Obscura lädt dazu bravurös und empfehlenswert ein, wahrscheinlich die ultimative Version auf ewig könnte ich mir vorstellen. Und was für ein stylisches Cover. Bravo! Zurück zum Film an sich: der gesellschaftliche Unterton und auch Ton gegen die politische Führung bzw. die oberen Zehntausend ist unübersehbar, die Amokläufe und das ikonische Aussehen der „Opfer/Täter“ gehen total unter die Haut und sind intensiv as hell, man leidet durchaus mit unserem staunenden Protagonisten in dem Wirrwarr an Wahnsinn und Beschuldigungen mit. Der Film sieht gut aus und kommt in unter 100 Minuten auf den Punkt. Die Spannung ist durch die Bank hoch. Man wird dauernd das ungute Gefühl nicht los, dass hier überhöht und metaphorisch brutal gezeigt wird, auf wessen Schultern hier der Kampf um Macht, Wohlstand, Ruhm und Geld tatsächlich ausgetragen wird… 

Fazit: ein klasse Paranoia-, Drogen- und Horrorfilm mit klarer politischer Kante sowie B-Movie-Art, genug Anspruch sowie Unterhaltung, vielseitiger Auslegung und dem Gefühl eines vergessenen Klassikers!