Review

„Blue Sunshine“ wird stes als kleiner, feiner Geheimtip unter den kostengünstigen Thrillern der 70er gehandelt, als der bessere Film von Jeff Lieberman gegenüber dem wunderbar grobschlächtigen ekligen Würmerhorror „Squirm“. Leider ist der Film aber dann doch nicht so vorurteilsfrei genießbar.

Zunächst: inhaltlich ist es wirklich ein fieser, kleiner Reißer- endlich mal ist es nicht ein einzelner Killer, sondern eine Gruppe von Ex-Stanford-Studenten, die sich 10 Jahre zuvor dummerweise den falschen Trip des titelgebenden LSD-Derivats reingezogen haben. Das Zeug verändert schleichend die Chromosomen und wenn die Frist abgelaufen ist, mutieren die lieben Chromosomen, man verliert seine Haare, kriegt Stielaugen und wird zum grunzenden Amokläufer. User Held Jerry schubst nach einem anfänglichen Massaker in höchster Not einen Bekannten vor einen Lastwagen und ist fortan auf der Flucht, um das Phänomen aufzuklären, bzw. aufzuhalten.

Mit patentierter Gruselmusik und einigen horriblen Sequenzen kommt dann zeitweise auch wirklich Horror auf, wenn eine ganze Familie dem Daddy zum Opfer fällt oder die Ex-Frau eines angehenden Politikers sich daran macht, die Nachbarskinder zu meucheln. Die LSD-Opfer sehen wirklich recht unheimlich aus, wenn sie zur Tat schreiten und es spricht für Lieberman, daß er ohne graphische Gewalt auskommt und man sich das Ausmaß der Meucheleien nur vorstellen muß.
Das Finale, in dem der Wahlkampfmanager auf einer Veranstaltung neandertalesk ausflippt, ist dann auch ein hübscher Höhepunkt.

Der Rest ist leider extrem beliebig, wenn nicht sogar falsch konstruiert. Die Aufklärung der ganzen Affäre kommt beinahe beiläufig ans Licht, obwohl Held Jerry sich mehr als ungeschickt anstellt, um hinter die Zusammenhänge zu kommen. Stets die falschen Fragen stellend und wohl ohne einen Hauch Raffinesse auf die Welt gekommen, macht er praktisch alles falsch und ist ständig weiter auf der Flucht.
Gespielt wird er von Zalman King, der immer ein wenig wie ein angepißter Sean Penn ausschaut und den Gesichtsausdruck auch so gut wie nie wechselt. Daß die Leute ihm trotzdem irgendwie alles erzählen, ist genauso hirnrissig, wie sein Verhalten nach dem Massaker zu Beginn, wo er erst vor den Lastwageninsassen flüchtet, sich dann aber ruhig an den Tatort zurückbegibt, wo ihn der Zeuge mit Waffe stellt, um dann auf diesen unter geschrienen Unschuldsäußerungen loszugehen.

Das Budget war wohl gering, aber das merkt man eher an den manchmal behäbigen Darstellern, der Wiederverwendung weniger Standorte und zeitweiser mauer Kameraführung. Nimmt der Film aber mal Drive auf, dann wirkt das Ergebnis dann doch recht ordentlich.
Warum aber die Infos nicht mal der Presse oder der Polizei zugespielt werden, ist wohl ebenfalls fehlendem Geld oder mangelndem Einfallsreichtum zuzurechnen.

Im Ganzen unterhält der Film aber mehr, als daß er nervt, auch wenn ich mich nur zu einer mittleren Bewertung durchringen kann, will ich „Blue Sunshine“ eine gewisse Originalität nicht absprechen. Warum so ein Film nicht mal effektvoll remaked wird, bleibt die Frage, die Extasyszene würde nach dem schleichenden Tod der Love Parade einen guten Boden bieten. (5/10)

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