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Daß ich mich mal einer TV-Serien-Adaption von der homoerotischen Seite nähern würde, wenn es um die Vorzüge eines Films geht, hätte ich auch nicht gedacht, aber „Starsky und Hutch“, die neueste Hollywood-Retro-Mache hat tatsächlich seine stärksten Momente, wenn es buchstäblich „intim“ zwischen den Hauptfiguren wird.

Das hat jetzt gar nichts Anrüchiges oder Revolutionäres, sondern eher einen Hauch von Laurel und Hardy, die ihre Anwandlungen von Homoerotik zwischen den Figuren Stan und Ollie ebenfalls ausgiebigst ausspielten, ohne mit der Kritk oder Moral zu kollidieren. Kennzeichen war eine wunderbar-innige Männerfreundschaft, die in gewissen Momenten einfach „stärker“ war, als jede Frau, die sich dazwischen schieben könnte.

Natürlich sind Stiller und Wilson nicht Laurel und Hardy und die Produktion ist natürlich hauptsächlich damit beschäftigt, eine noch witzigere Variante einer eh schon nicht ganz ernsten TV-Krimiserie zusammenzubasteln, aber es gibt Augenblicke, da kommt der Film über dieses freundlich-unterhaltsame Niveau heraus.
Nach außen hin ist es natürlich eine Buddy-Komödie im leicht übertriebenen Retro-Seventies-Look, aber es ist keine Parodie, auch wenn die furchtbar übertriebene Garderobe manchmal daran gemahnt.

Inhaltlich hat man den Inhalt einer Serienfolge (die auch, hätte die Serie Humor besessen, aus „Miami Vice“ stammen könnte) auf die üblichen 90 Minuten gestreckt. Es gibt nichts wesentlich Neues: zwei schräge, unterschiedliche Cops werden zusammengebracht, fetzen sich, finden sich, bauen Mist, streiten sich, finden wieder zusammen und machen den Bösen alle. Der Plot ist so alt wie die Welt des Films und funktioniert trotzdem wie geölt, wenn die Chemie stimmt.
Und das tut sie.

Wo Stiller natürlich wie üblich den analfixierten, mutterkomplex-beladen Überpolizisten spielt, fehlt am anderen Ende der Skala der lässige Tunichtgut und den mimt Wilson schon aus dem FF. Stiller grimassiert und overactet leicht und Wilson unterspielt das alles wieder.
Was dabei herauskommt, ist in den besten Momenten klassischer „Slowburn“ (Zur Erklärung: das Ausspielen einer Szene durch probates Nichtstun, wie etwa eine ins Gesicht geklatschte Torte halbminütlich zerlaufen lassen, während das Elend der Welt aus den Augen scheint).

Es ist geradezu unglaublich, wie viele Lacher man dann aus einer so ausgelutschte Szene wie der im Umkleideraum herausmelken kann. Unsere Helden verhören eine Cheerleaderin, die sich, in Zeitnot, vor ihnen auszieht. Das Verhör versandet so brachial sanft, daß man aus dem Quietschen gar nicht mehr herauskommt, während die Szene endlos in die Breite gespielt wird.

Der latente freundschaftlich-liebevolle Bezug kommt später hinzu, etwa auf der Rückfahrt vom Gefängnis, wo sie für einen Gefangenen im Austausch gegen Informationen eine bizarr-abstruse Charade aufgeführt haben. Wilson muß sich dabei zunächst so entblößen und fühlt sich zunehmend mißbraucht. Im Auto schließlich sucht Stiller das Gespräch und Wilson reagiert wie die entjungferte Unschuld, die die Ausmaße der Geschehnisse noch gar nicht verarbeiten kann und beinahe in Tränen ausbricht.

Die vielzitierte Szene, in der Wilson gitarrespielend zwei andere Cheerleaderinnen betören will und das Lied aber eigentlich (zumindest für den Zuschauer überdeutlich) in Stillers Richtung singt, ist da schon eindeutiger. Und ihre „Wiedervereinigung“ vor dem Showdown spielt mit der Idee dann brachial.

Abgesehen davon ist der Film good, clean Fun. Sogar Vince Vaughn als Drogenboß scheint so ausgelassen zu übertreiben, als hätte er selbst an Drogen genascht. Juliette Lewis ist deutlich unterbeschäftigt, aber Snoop Dogg als „Huggy Bear“ ist eine gelungene Modernisierung, wenn auch mit seltsamer Synchronstimme.
Einige Stunts zwischen den Albernheiten, die zielsicher den eigentlichen Plot immer wieder aus den Augen verlieren, können natürlich das Heischen nach dem Zielpublikum nicht verhehlen und manches sind übliche Standards, wie mal wieder eine (Disco-)Tanzeinlage von Stiller und das stetige relaxte In-die-Scheiße-reiten, das Wilson so gut aus seinen Shanghai-Filmen beherrscht. Und die Abwesenheit von übermäßiger Brutalität ist auch mal eine angenehme Abwechslung.

Und ganz zum Schluß erfolgt dann noch die nötige Verbeugung vor dem Original, wenn die Seriendarsteller Glaser und Soul ihren Ford an Stiller weiterreichen. Eine symbolische Schlüsselübergabe in einer echt launigen Szene und angemessener Abschied für die Darsteller, die sich praktisch selbst spielen und nicht in einem Cameo-Part versteckt werden müssen.

„Starsky und Hutch“ erfindet das Genre der Buddy-Comedy nicht neu und es ist auch nicht die beste TV-Adaption, aber es ist guter, unkomplizierter und lustiger Film, der sich traut, unter der Oberfläche ein paar Kanten zu positionieren, damit man über doppelte Böden schmunzeln kann. Wenn man nicht eh gerade laut lacht. (7,5/10)

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