Adaptionen bekannter TV-Kult-Serien der Siebziger Jahre finden nun schon seit Jahren ihren Weg in die Kinos, können jedoch aufgrund ihrer modernen Interpretation der Stoffe die eingefleischten nicht zufrieden stellen. Ob „Charlie’s Angels“ oder „S.W.A.T.“ – viel hatten sie mit dem Original nicht gemeinsam. Komödienspezialist Todd Phillips („Road Trip“, „Old School“) schlägt mit der Reaktivierung der beiden TV-Cops „Starsky & Hutch“ einen anderen Weg ein und setzt ganz auf den Charme der Siebziger.
Sein Film ist weder eine Parodie (wie es der Trailer leider vermuten ließ), noch eine wirkliche Hommage, sondern eine Bühne für Ben Stiller und Owen Wilson, die als Fans der Serie einen Heidenspaß haben ihre Idole selbst spielen zu dürfen. Die beiden sind auch privat dicke Freunde und haben im durchschnittlichen „Zoolander“ wie im Gagfeuerwerk „Meet the parents“ zusammen gespielt. Auch hier funktioniert die Paarung wieder, wobei Stiller aber klar besser weg kommt.
Wie im Intro erklärt wird, sind es zwei völlig unterschiedliche Cops, die hier von 70er-Ikone Fred Williamson als Captain Doby zu Partnern gemacht werden. David Starsky (Ben Stiller) ist ein Workaholic, dem das Gesetz über alles geht. Humor kennt er nicht, stets scheint er jedes Verbrechen zu einer persönlichen Sache zu erklären. Ken Hutchinson ist da von einem ganz anderen Kaliber. Als Lebemann, Frauenheld und Straftaten recht locker sehender Cop, muss er sich schon in der ersten Szene aus seiner nicht ganz koscheren Undercoverarbeit heraus lügen.
Phillips bezieht seinen Humor aus der Integration beliebter 70er Motive. Er überspitzt einschlägig bekannte Situationen gern oder verharmlost sie, ohne dem Original damit zu schaden. Da springt Starsky in der ersten Szene von einem viel zu hohen Dach in die Tiefe, müsste sich eigentlich sämtliche Knochen brechen, flucht aber stattdessen nur und verfolgt den Verdächtigen weiter. Oft haben Cops mit den ruhmreichen Namen ihrer ruhmreichen Väter zu kämpfen – hier ist es die Mutter. Dank solcher Einfälle wird bewusst, wie einfach Gags sein können, auch wenn sie erst im zweiten Moment treffen. Frauen (u.a. Carmen Elektra, Juliette Lewis, Amy Smart) sind grundsätzlich nicht sonderlich intelligent, laufen knapp bekleidet durch den Film und sind dazu meist noch extrem rattig. Feministinnen dürften angesichts dieser Darstellung des weiblichen Geschlechts Sturm laufen. Dem Publikum gefiel’s und dem ungleichen Duo auch. Sonst so einfach gestrickte Figuren wie Huggy Bears schwarze Aufpasser entpuppen sich auf einmal als wandelndes Lexikon, während das Ausfindigmachen eines Barbesitzers in „Easy Rider“ – Montur sich doch problematischer als erwartet erweist. Die Dialoge garantieren zwar nicht immer einen Brüller sind allerdings dankbar reif ausgefallen, so das selbst das Anbaggern nicht zu einer bloßen Schlacht von Fäkalwitzen verkommt.
Die Story um Drogenhändler Reese Feldman (Vince Vaughn, „Old School“), der Stoff entwickelt hat, den Polizeihunde nicht ausmachen können, gerät schnell in den Hintergrund und ist mehr oder Alibicharakter. Primär geht es darum verdrehte Charaktere einzuführen, Stiller und Wilson in die nächste gewöhnungsbedürftige Situation (u.a. Flucht vor einem Messer werfenden Kind) zu verfrachten oder ihren Filmcharakteren eine homoerotische Beziehung zu unterstellen. Was soll man auch davon halten, wenn sie mit zu kleinen Handtüchern aus der Dusche kommen oder sich der eine an der Schulter des anderen ausheult?
Neben Snoop Dog als Huggy Bear hat Phillips hier auch einige seiner „Old School“ – Mitstreiter wie Will Ferrell vereint. Letzter darf das Duo zu einem urkomischen Auftritt im Gefängnis animieren.
Nicht nur inszenatorisch bleibt Phillips der Zeit treu. Neben den obligatorischen Kamerazooms auf wichtige Locations und dem fliegenden Ford Gran Torino, gibt es unverwechselbare Orte, die jene Zeit so einmalig machen. So darf sich ein versehentlich auf Koks befindlicher Stiller, frei nach „Zoolander“ in einer Diskothek einen Dancebattle (im Übrigen moderiert von „King of Queens“ – Star Patton Oswalt (Spence)) liefern und eine beeindruckende Performance abliefern, die ihn ganz nah an Jim Carrey katapultiert. Die entsprechende Musik ist dabei, genau so wie die mutigen Frisuren, ein „Dirty Harry“ - Poster und offen liegendes Brusthaar, eine Selbstverständlichkeit.
Da „Starsky & Hutch“ mehr auf Komödie als auf Actionkomödie angelegt ist, fällt der Actionanteil dementsprechend klein aus. Einzig und allein im Finale, in dem Phillips mit etwas zu hektischen Schnitten sein Terrain verlässt und die finale Verfolgungsjagd „modern“ inszeniert, hat etwas mehr Tempo und endet dann genau so, wie man es am wenigsten erwartet hat. Ansonsten gibt es neben kleineren Schießereien kaum etwas zu berichten.
Fazit:
Todd Phillips huldigt mit seiner Adaption „Starsky & Hutch“ das Original, dem die beiden damaligen Schauspieler am Ende, wenn auch etwas ungelenk, offiziell ihren Segen geben. Dabei versucht er nie die Siebziger zu kopieren, sondern stellt sie überzogen da und versetzt das grandios aufgelegte Duo Wilson / Stiller in jene Zeit, worauf diese sich richtig austoben dürfen. Der Plot ist hierbei zweitrangig, der Humor reißt es raus. Sofern man weder Kalauer am laufenden Band oder eine Actionorgie erwartet, ist das Ergebnis uneingeschränkt zu empfehlen. Fans des Duos kommen sowieso nicht drum herum… Groovy!