Schwarzbraun ist der Nazistuss
„Es gibt Geisterschiffe!“
US-Regisseur Ken Wiederhorn machte sich in Genrekreisen vor allem mit der ersten „Return of the Living Dead“-Fortsetzung einen Namen, debütierte jedoch bereits im Jahre 1977 mit dem angeblich bereits 1975 gedrehten Low-Budget-Schlocker „Shock Waves - Die aus der Tiefe kamen“: einem Horrorfilm um untote SS-Soldaten.
Ein Ausflugsdampfer gerät in der Karibik in ein Seebeben und wird nachts von einem anderen, unbeleuchteten Schiff gerammt, woraufhin es auf eine Schlammbank vor einer unbekannten Insel aufläuft. Am nächsten Morgen fehlt vom Kapitän jede Spur, weshalb man die Insel betritt und nach Hilfe sucht. Dort begegnet man einem ehemaligen Nazi-Befehlshaber, der nach dem Krieg eine Einheit künstlich erschaffener Elitesoldaten mitsamt ihrem Schiff versenkt hatte. Doch das Wrack wurde durch das Seebeben an die Oberfläche gespült und die genmanipulierte Killereinheit hat überlebt, nun auf der Suche nach neuen Opfern – unkontrollierbar, womöglich unsterblich…?
Wiederhorns Debüt zeigt zu Beginn ein Schwarzweißfoto einer Nazi-Einheit, aus dem Off wird dazu die absurde Geschichte der unverwundbaren Supersoldaten erzählt, die ohne Waffen, nur mit ihren bloßen Händen gegen die Alliierten kämpften. Ja, Deutschlands Nazischergen sind auch im phantastischen Film immer mal wieder ein dankbares Motiv, der Größenwahn und die unmenschliche Experimentiersucht irrer Forscher der NS-Diktatur in Kombination mit um sie rankenden Mythen lassen sich mit etwas Phantasie schnell weiterspinnen – z.B. in Richtung Nazi-Ufos, Mutationen oder eben auch untote Supersoldaten wie hier geschehen. Ein Qualitätsgarant ist eine solch krude Ausgangssituation jedoch ganz sicher nicht, wie leider auch der müde „Shock Waves“ beweist.
Die Rettung einer Schiffbrüchigen (Brooke Adams, „Manchmal kommen sie wieder“) leitet eine Rückblende ein, die die eigentliche Handlung ausmacht, die zunächst noch aus dem Off kommentiert wird. In einer atmosphärisch durchaus gelungenen Einleitung bekommt man das Seebeben und die sich verfärbende Sonne (unter orangem Farbfilter) zu sehen. Das Schiffswrack und die sich aus ihren feuchten Gräbern erhebenden Soldaten verbreiten eine morbide Stimmung und man beginnt unweigerlich, sich auf einen fiesen Grusler der alten Schule einzustellen. Wenn die Soldaten jedoch auf der Insel umherzustapfen beginnen, ist’s aus damit: Sie sehen aus wie Heino und verbreiten weder so viel Angst und Schrecken wie der teutonische Sängerbarde, noch wie man es nach der Exposition vielleicht erwartet hatte. In erster Linie ziehen sie ihre Opfer ins Wasser und erwürgen sie dort reichlich unspektakulär. Das hat zur Folge, dass man keinerlei blutigen Szenen kredenzt bekommt, von darüber hinausgehenden Spezialeffekten ganz zu schweigen.
Der Zuschauer weiß nun ja von vornherein, wer der gestrandeten Ausflugsgruppe überleben wird, wodurch auch das „Zehn kleine Negerlein“-Prinzip wenn überhaupt nur ansatzweise für Nervenkitzel sorgen kann. Der zusammengewürfelte Haufen verhält sich zudem nicht selten derart dumm, dass man sich wundern darf, wie er bis dahin überhaupt den Alltag bewältigt hat. Der ehrenwerte Peter Cushing („Frankensteins Fluch“) hat ein paar nette Szenen als ehemaliger Kommandeur der Nazitruppe, wird aber in erster Linie fürs Namedropping verheizt, ähnlich verhält es sich mit John Carradine („Hexensabbat“) als Kapitän Ben. Wie die finsteren Gesellen dann doch zu besiegen sind, verrate ich jetzt nicht, denn daraus speist sich das letzte Quäntchen Spannung und man darf froh sein, diese Frage überhaupt beantwortet zu bekommen – was es mit dem unnatürlichen Verhalten der Sonne auf sich hat und in welchem Zusammenhang das mit den Raging Heinos steht, verrät man uns nämlich nicht.
Komponist Richard Einhorns minimalistische, experimentelle (und dadurch schräg und seltsam klingende) Elektro-Untermalung verleiht dem Gezeigten zusätzlich sein bizarres Ambiente, bevor der Epilog die einzig Überlebende im Krankenbett präsentiert, eine Handschrift offenbarend ähnlich meiner bei Anfertigung der Notizen zu diesem Film – was jedoch schlicht an meiner Sauklaue liegt und nicht etwa, weil mich diese Wellen sonderlich schockiert hätten. Das war ein Schuss in den Ofen, Mr. Wiederhorn.