Review

Nach der Novelle von James Dickey inszenierte Regisseur John Boorman seinen besten Film. Gerade mal zwei Millionen Dollar durfte er verpulvern. Dickey selbst verwandelte seine Novelle in ein tolles Screenplay und taucht selbst im Film als Sheriff Bullard auf. Boorman schockte ein paar Jahre später seine Zuschauer mit dem grottenschlechten Sequel zu "Der Exorzist". Mit "Deliverance" vollbrachte er eine Meisterleistung und Regisseure wie Wes Craven (The Hills have Eyes) ließen sich dadurch inspirieren.

Es sollte eine spassige Kanufahrt werden, doch Ed Gentry (Jon Voight), Lewis Medlock (Burt Reynolds), Drew Ballinger (Ronny Cox) und Bobby Trippe (Ned Beatty) konnten nicht vorhersehen, dass sie während der Fahrt auf dem Chattooga Fluss an zwei Hillbillies geraten. Bobby wird von ihnen vergewaltigt und Ed muss hilflos zusehen. Das Ganze endet mit einem Mord, denn Lewis erschoss den Vergewaltiger mit der Armbrust, der Andere Hinterwäldler kann fliehen. Aus Angst vor der Polizei lassen die Vier die Leiche verschwinden. Mit schlechtem Gewissen fahren sie weiter den Fluss hinab, bis ihre Kanus bei einer gefährlichen Stromschnelle kentern. Auch der andere Hillbillie beginnt die kleine Gruppe nun zu attackieren.

Wie schmal doch manchmal der Grad zwischen zivilisiert und unzivilisiert ausfällt. "Deliverance" will sich nicht durch besondere Schauwerte oder blutige Action in den Vordergrund drängen. Der Film präsentiert die harte Realität. Jon Voight, Burt Reynolds, Ronny Cox und Ned Beatty waren damals noch kleine Lichter. Für eine sehr niedrige Gage liefern alle Vier hier eine Glanzleistung ab. Sie verkörpern Menschen wie du und ich. Die Hillbillies werden von echten Waldeinwohnern verkörpert, sehr professionell für Laien. Man packt sie zwar ein wenig in diese unzivilisierte Schublade, doch auch der Städter bekommt sein Fett weg. Hauptsächlich untermalt von Banjoklängen baut der Film eine unheimliche Atmosphäre auf. Trotz der schönen Naturkulisse, den einmaligen Panorambildern und den schicken Kanufahrten, fühlt sich der Zuschauer von Anfang an unbehaglich. Es fängt alles so fröhlich an. Man paddelt los, bewältigt erste Stromschnellen, campt abends neben dem Fluss, bevor am Morgen dann das Schicksal zuschlägt.

Die Szene in der Ned Beatty vergewaltigt wird, ist heute noch starker Tobak. Es wirkt so real und genauso beängstigend. Ed muss dabei zusehen und weiss genau, dass er der Nächste ist. Doch der Hillbillie kann mit Hilfe von Pfeil und Bogen ausgeschaltet werden und stirbt einen grausamen und dreckigen Tod. Hier in den Wäldern hat der Tod nichts ehrenvolles. Man stirbt auf bestialische Weise, die Leiche wird dann neben dem Fluss verscharrt. Wirklich stark sind hier die Charakterwandlungen. Nicht alle werden mit dem Mord fertig, kurze Zeit später kippt Einer aus dem Boot. War es nun Selbstmord oder wurde er vom anderen Hinterwäldler erschossen ? "Deliverance" punktet weniger durch Action, sondern durch seinen harten Bezug zur Realität. Boorman lässt sich ein Weilchen Zeit, durchleuchtet sehr sorgfältig die Charaktere, bevor er sie ins Verderben schickt. Die Vergewaltigung, der Mord, die Abfahrt der gefährlichen Stromschnelle und die Jagd nach dem zweiten Hillbillie sind die einzigen Actionszenen im Film. Dank des Geldmangels mussten die Darsteller all ihre Stunts selbst ausführen. Die letzten fünfzehn Minuten spielen dann wieder in der Zivilisation. Man legt sich eine Story zurecht, doch der Sheriff entdeckt Lücken und bläst zur großen Ermittlung.

"Deliverance" kann man zu Recht heute als Klassiker zitieren. Spannender und atmosphärischer hätte man diesen Kanutrip gar nicht gestalten können. Wie grausam die Realität doch sein kann. Obendrein punkten absolut glaubwürdige Darsteller. Boorman´s bester Film.

Details
Ähnliche Filme