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Da "Die Purpurnen Flüsse" ein internationaler Erfolg war, musste natürlich eine Fortsetzung her. Leider war Regisseur Mathieu Kassovitz (Hass) inzwischen dem Ruf Hollywoods gefolgt, um "Gothika" abzudrehen, weshalb sich Luc Besson (Das fünfte Element) kurzerhand selber daran machte, ein Skript für ein Sequel zu schreiben. Für die Regie verpflichtete man den einstigen Videoclip-Regisseur Oliver Dahan (Schon tot). Auf den ersten Blick erinnert die Fortsetzung dann an einen Mix aus "Sieben" und "End of Days", kann jedoch weder mit diesen beiden Werken noch mit dem Original mithalten. Der Fehler dafür liegt weniger beim Regisseur als bei Drehbuchautor Besson.

Rätselhafte Mordfälle ereignen sich in Lothringen, was Kommissar Niemans (Jean Reno) auf den Plan ruft. Dieser arbeitet dabei mit seinem jungen Kollegen Reda (Benoit Magimel) zusammen, der ebenfalls einen undurchsichtigen Fall zu klären hat. Nachdem man im Kloster einen gekreuzigten Mann gefunden hat und woanders auf einen halbtoten Mann stößt, der sich wie eine Inkarnation von Jesus gibt, ziehen die beiden Polizisten die Religionswissenschaftlerin Marie (Camille Natta) zu Rate. Erste Spuren führen zu einer geheimnisvollen Sekte, doch die Ermittlungen gestalten sich schwieriger als erwartet...

Hier wirkt Jean Reno (Wasabi) deutlich fiter und jünger als im Original, was jedoch seine schauspielerischen Fähigkeiten keineswegs mindert, da er eine gewohnt gute Leistung vollbringt. Als Vincent Cassel-Ersatz haben wir hier nun Benoit Magimel (Das Tödliche Wespennest), der mehr oder weniger aber nur eine Kopie von Cassels Charakter ist und Renos Leistung mit flotten Sprüchen ergänzt. So, wie man es halt aus dem Buddy-Movie-Genre kennt. Eine passable Performance gibt auch Camille Natta (Not For, Not Against) ab, auch wenn sie außer Reli-Unterricht zu geben kaum was zu tun hat. Altstar Christopher Lee (Star Wars: Episode 3 - Die Rache der Sith) mimt den lokalen sowie deutschen (!) Schurken. Ja, ja... der böse Deutsche! Allein für dieses asbachuralte Klischee möchte man Besson am liebsten das Skript in die Futterluke stopfen. Was Lee dazu bewegte diesen Part anzunehmen, kann ich nicht sagen und er wirkt auch ziemlich unterfordert.

Was "Die Purpurnen Flüsse 2 - Die Engel der Apokalypse" an Inhalt fehlt, versucht Dahan mit visuell beeindruckenden Bildern und einzeln verstreuten Action-Einlagen zu kaschieren. Denn optisch macht der Film wirklich was her, während er storymäßig nur einfacher Thriller-Okultismus-Brei ist. Der Hauptschuldige ist daher Besson und nicht Dahan. Denn Onkel Besson kopiert mehrere Elemente des Vorgängers, was man u.a. an Magimels Charakter sehen kann. Wie Cassel liefert er sich zu Beginn ein kurzes Martial Arts-Duell mit einem bösen Buben und auch sein Fall kreuzt sich hier mit Renos Ermittlungen. Und beide Fälle haben überraschenderweise miteinander zu tun. Ansonsten geizt Besson auch nicht gerade mit Ideenlosigkeit. So entpuppten sich die superstarken Kapuzen-Knilche als mit Amphetamin aufgeputschte Bimbos des Altnazis. Eine gewisse Bedrohlichkeit können besagte Kapuzen-Knilche anfangs noch versprühen, wobei diese jedoch flöten geht, sobald das Geheimniss gelüftet ist. Niemans und Reda selbst kosten im faden Showdown von dem Gummibären-Saft, um sich vor dem feuchten Tod zu bewahren. Mag der Showdown auch hier visuell durch einen kurzen Shoot-Out beeindrucken, so hat Besson hier einen lahmen Indiana Jones-Aufguss zusammengeschrieben, der so wie er ist eigentlich langweiliger und uninspirierter nicht sein kann. Als der böse Deutsche dann merkt, dass er mit seinem tollen Plan baden geht, verarbeitet er sein Hirn kurzum selber zu Hackfleisch. Sorry, Luc... aber so geht das nun wirklich nicht! War das Finale des Originals noch ein überraschender Knalleffekt, so herrscht hier überwiegend einfach nur pure Langeweile ohne einen Hauch von Realismus oder Originellität. Auch die glorreiche Idee, dass alle Mordopfer haargenau die selben Namen und Berufe wie die zwölf Apostel haben, halte ich einfach für schwachsinnig. Und wirklich aufpassen können unsere beiden Super-Bullen auf die potentiellen Opferkandidaten auch nicht, da einige sogar vor ihren Augen dahingeschlachtet werden. Hier handelt man fahrlässiger, als die Polizei erlaubt. Da müssen Scharfschützen und Bodyguards her, die das baldige Opfer vor seinem Schicksal bewahren. Doch hier ist von diesen Maßnahmen weit und breit nichts zu sehen. Luc Besson sollte wirklich nur noch produzieren oder Regie führen. Als Drehbuchautor zeigt er deutliche Abnutzerscheinungen auf. Besson hatte ich eh nie für den überbewerteten Regie-Gott aus Frankreich gehalten, da er mich lediglich nur mit "Leon - Der Profi" und "Das fünfte Element" begeistern konnte.

So bleibt "Die Purpurnen Flüsse 2 - Die Engel der Apokalypse" ein kurzweiliger, oberflächlicher Thriller-Schund voller Klischees und Logikfehlern, der außer dem Titel und Renos Charakter nichts mit dem Original gemeinsam hat. Allein durch seine Bilderkraft und drei überzeugende Darsteller kann der Streifen einigermaßen unterhalten. Für die hirnlosen Einfälle Bessons können Regiesseur und Schauspieler ja nichts!

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