Review

kurz angerissen*

Ein opulentes Gemälde dient diesem italienischen Besessenheits-Horrorthriller als Portal ins Okkulte, und wie ein Gemälde verhält sich auch der Film. Gesamtheitlich betrachtet ein träges Stillleben, informationshaltig, aber ereignislos, beginnt "The Night Child" in seinen Details zu leben. In den Hetzjagden durch barocke italienische Altstädte, die mit ihren Pflastersteinen und ihrem Halbdunkel an Bavas "Lisa und der Teufel", an seinen "Baron Blood" oder auch an Roegs "Wenn die Gondeln Trauer tragen" erinnern. In der Halle voller verhangener Kunstwerke und Statuen, die Massimo Dallamano mit einem Blick für stimmungsvolle Unheimlichkeit einfängt. In Flashbacks mit angedeuteter Ich-Perspektive, die sich den mythologischen Unterbau von Friedkins "Der Exorzist" borgen. Oder in Giallo-esken Schreckmomenten, die den Täter mit hektischen Close-Ups auf das Mordwerkzeug verbergen, nicht aber seine Tat. 
Kombiniert man die unterschiedlichen Referenzen mit der Feststellung, dass der Soundtrack ein einzelnes Motiv immer und immer wieder einfach nur variiert und nimmt dann noch die sichtbar unerfahrene Kinderdarstellerin dazu, die mit höchster Anstrengung Grimassen der Furcht und der Boshaftigkeit kombiniert, so ist das "B" vor dem "Movie" schnell identifiziert; eine englische Synchronisation über englisch geformten Mundbewegungen tut ihr Übriges, um an der Einordnung der Klasse keinen Zweifel zu haben.

Daraus resultiert, dass man in "The Night Child" zweierlei sehen kann: Entweder einen Langweiler erster Güte, der voller sich wiederholender Elemente steckt, oder aber ein Mosaik cineastischer Kostbarkeiten, nicht immer fachgerecht zusammengesetzt, aber gerade in dieser Anordnung ausgesprochen reizvoll.

*weitere Informationen: siehe Profil

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