Eigentlich gehört so tumbe Söldneraction gar nicht in die Neunziger. „Men of War“ (Der Titel is Programm) ist einer der letzten naiven Vertreter, die Action und Gewalt noch ganz plakativ und ohne viel Federlesen propagandieren, ohne sich dabei um Kritiker und Presse zu scheren. Hinter dieser, über weite Strecken recht linearen und unterhaltsamen Söldneraction steckt niemand anderes als Produzent Moshe Diamant, der bis „Double Team“ so ziemlich jeden van Damme – Film in den Neunzigern produzierte.
Als Regisseur John Frankenheimer („Ronin“, „French Connection 2“) dankend abwinkte, wurde mit Perry Lang ein unerfahrener Notnagel verpflichtet, der sich in Anbetracht der Vorlage diebisch auf die Schlachtplatte gefreut haben dürfte, danach aber nur noch auf TV-Ebene seiner Arbeit nachging.
„Men of War“ ist und bleibt ein Film für Fans der brutalen, politisch natürlich völlig unkorrekten, Machoaction, die sinnentleert und hohl auf das Publikum einprasselt. Die Geschichte ist dabei schnell erzählt. Ein paar findige Unternehmer engagieren den ehemaligen Elitesoldaten Nick Gunar („Universal Soldier“, „Silent Trigger“), damit er ein Inselvölkchen dazu überredet ihr Eiland an die Gesellschaft abzutreten. Er ist natürlich völlig heruntergekommen, säuft wie ein Loch, kann aber immer noch jeden ausgebildeten Bodyguard an die Wand kacken. Das Geld ist knapp, der Winter ist kalt, warum also nicht eine Runde Abenteuerurlaub in der Südsee? Dafür werden erst mal die alten Kumpels (u.a. Tim Guinee und Ex-Wrestler Tommy „Tinny“ Lister) rekrutiert, jeder mit einer ordentlichen Portion Unverwechselbarkeit und vor allem mit Wummen ausgestattet. Ab geht`s...
Für das Produktionsjahr 1994 ist es schon geradezu frech wie „Men of War“ in Folge verfährt – die Strafe gab es dann später an den Kinokassen. Bei der Ankunft wird allerfeinstes Machokino serviert. Neben einer Kneipenschlägerei und die in seiner Überzogenheit schon wie eine Parodie aussehende Waffenabgabe an der Tür, gibt es dort auch einen alten Bekannten. Der heißt Keefer (James Goddard) und ist ein völlig durchgedrehter Psychopath, bei dem nicht mehr alle Kacheln an der Wand hängen. Goddard overacted sich hier von Szene zu Szene und ist in seiner völlig überzogenen Spielweise nicht mehr ernst zu nehmen. Als Gegner ideal!
Nun will der Söldnertrupp um Gunar aber nicht gleich das kleine Buschvölkchen ausrotten, sondern höflich um die Abgabe bitten und da findet sich dann auch die größte Schwäche des Films. So ausufernd das Finale, zu dem ich noch komme, auch ist, wenn die eine Hälfte der Gruppe ihren Moralischen bekommt, verschaltet sich Lang gehörig. Trotz eines kleinen Scharmützels zwischendurch und Testosteron-geschwängerter Machosprüche hat „Men of War“ in der Filmmitte einen Durchhänger, denn Lundgren versucht zu menscheln und das ist verdammt peinlich, weil der Schwede das nun mal nicht kann. So gut er auch als Actionmime zu gebrauchen ist, wenn in ihm die Gefühle wallen und sein Gewissen sich einschaltet, sind Hopfen und Malz verloren. Lang versucht diesen Durchhänger mit etwas Humor und schönen Naturaufnahmen zu kaschieren – ganz gelingt ihm das leider nicht.
Hat man diese Minuten der langen Weile überstanden, wird man auch schon ins überlange Finale eingeführt, wo dann die abtrünnigen Teammitglieder nebst Verstärkung in Person von Keefer auf die Insel zurück kehren. Nicht nur, dass das umfangreiche Waffenequipment von Raketenwerfer, Schrotflinten, Maschinengewehren, Granaten und Pistolen sehr umfangreich ist, es wird auch auf das Blutigste gestorben. Kloppereien gehören dabei weniger zum Finale. Im Urwald wird gerodet und zwar nicht zu knapp. Körper werden zersprengt und blutig durchlöchert. Perry Lang zelebriert hier ein blutrünstiges Finale, dass in seiner schalen expliziten Darstellung schon für einen schalen Beigeschmack bei den zarteren Gemütern sorgen könnte. Gewaltverherrlichung der gröberen Sorte, an der nur Genrefans ihren Gefallen finden werden.
„Men of War“ ist vom vorhersehbaren, dümmlichen Plot her natürlich ein B-Movie, wurde allerdings mit einem ordentlichen Budget gedreht und das hebt ihn dann deutlich über den Genrestandard. Dank der vielen sehr eigenen Charaktere, die zwar keine Tiefe, aber alle ihre Macken haben, ist für Sympathie und Antisympathie gesorgt. Leider sind dabei die notwendigen Oneliner rar gesät, haften bleibt wohl nur Lundgrens „Never sneak up on people“. Keefer pumpt zwar eifrig vor sich hin und ist auch stets schön fies, nur der richtige Spruch fällt ihm dabei nicht immer ein.
Fazit:
„Men of War“ wird zwar nur mit Ach und Krach von einer mitunter sehr unlogischen und nicht nachvollziehbaren Alibistory zusammen gehalten, macht aber dank der Action mächtig Laune. Perry Lang zelebriert hier detaillierte Actionkost mit allem was dazugehört: Dicke Wummen, viel Blut, beeindruckende Pyrotechnik, Machos, coole Sprüche und eine schicke Optik. Schade nur, dass Gerald Gouriet sich so sehr bei Alan Silvestris „Predator“ - Score bedient und der Film in der Mitte so einen bösen Durchhänger hat. Für Genrefans dennoch ein Genuss.