Das Verbrechertum ist eine Art menschlicher Selbsterhaltung.
Ein Leitsatz von "Asphalt-Dschungel", einem weiteren Exempel der schwarzen Serie, die damals sehr von sich zu reden machte. Definiert wurde diese hauptsächlich dadurch, dass man Sympathisanten vergeblich suchte, von Moral keine Spur war und keiner der Protagonisten davor scheute, gegen Recht und Ordnung zu verstoßen. So auch hier wieder. "Asphalt-Dschungel" hat somit eigentlich keinen zentralen Charakter vorzuweisen. Weder jemanden, mit dem sich der Zuschauer sofort anfreundet noch eine Person, die so gut wie immer auf dem Bildschirm zu sehen ist. Das Ganze ist eben ein Dschungel, ein riesengroßer Sumpf aus Intrigen, Lug und Betrug, Korruptionen nicht zu vergessen.
Von Kleinganoven über Anwälte bis hin zu Inspektoren ist alles vertreten. Auch wenn manche Beteiligten auf der guten Seite des Gesetzes stehen, machen sie nicht Halt davor, die Grenze zur Kriminalität zu überschreiten. Im Mittelpunkt steht mal wieder ein groß geplanter, anscheinend perfekt ausgeklügelter Juwelenraub. Der berühmt-berüchtigte "Doc", gerade aus dem Zuchthaus entlassen, will nicht viel Zeit mit der Legalität verbringen und fädelt schnurstracks wieder einen großen Coup ein. Dafür kann er einen korrupten Anwalt, einen Buchmacher und den Kleinganoven Dix für sich gewinnen, wobei auch selbst die Polizei nicht unbeteiligt ist, denn in Form eines bestechlichen Inspektors, der schon gern einmal über ein paar Delikte hinwegsieht, hat man auch einen Vertreter des Staatsdienstes, die eigentlich für die Aufrechterhaltung einer lebensfähigen Gesellschaft zuständig sind.
Der Rest dürfte dann fast schon wieder bekannt bzw. vorhersehbar sein. Nicht, dass ich dem Film, der einen wahren Klassiker der Historie darstellt, Transparenz unterstellen möchte, doch die Produkte der besagten schwarzen Serie ähneln sich in Aufbau und Inhalt schon sehr.
Ich habe mich zu sehr von der Habgier nach Geld blenden lassen.
Dieses Zitat ist symptomatisch und sinnbildich, sowohl für diesen Film als auch für die komplette schwarze Serie. Zig verschiedene Charaktere prallen aus einem bestimmten Grund aufeinander. Dem Geld. Und logischerweise meistens mit einem damit eng verbunden illegalen Weg, an diese Beute zu gelangen. Größtes Vertrauen wird bei diesem Job verlangt, bekleidet doch jeder der Verbrecher einen wichtigen Part des Coups, wobei nur ein winziger Fehler oder Moment der Unaufmerksamkeit das Gefängnis bedeuten könnte. Wer hier allerdings einen Einbruch a la "Ocean's Eleven" oder dessen Sequel erwartet, liegt ziemlich falsch, denn die Szenen des Übergriffs auf den Juwelierladen sind zwar packend inszeniert und fotografiert, der Plan ist jedoch nicht so ausgefuchst oder detailreich wie man zunächst erwarten könnte bzw. möchte.
Um das geht es hier eigentlich aber auch gar nicht. "Ashpalt-Dschungel" ist mal wieder ein perfekter Film über den Menschen und seine Laster. Und meistens wird damit eben die Habgier nach Macht und/oder Geld konotiiert, was hier gekonnt und geschickt aufgegriffen wird. Niemand bleibt dem legalen Leben treu, der Kleinganove bleibt bei seinem "Job" und macht gar keine großen Anstalten, irgendwie anders ans nötige Geld zu kommen. Der Anwalt, der sonst solche Typen vor dem Gefängnis bewahren soll, steigt mit ein ins Verbrechen und er ist es sogar, der über noch weniger Moral verfügt und seine Kollegen übers Ohr hauen möchte. Auch der Inspektor, dessen Chef ihm fehlenden Erfolg beim Senken der Verbrechensrate vorwirft, bleibt zunächst seiner Linie treu und übersieht hier und da einen kleinen Delikt, bis er jedoch einsieht, dass bald auch sein eigenes Blut fließen könnte, wenn er nicht endlich mal wieder Fakten und Verbrecher liefert.
"Asphalt-Dschungel" ist für sich ein undurchsichtiges Stück Filmgeschichte, das Kennern allerdings schneller als gewollt den weiteren Verlauf vorwegnimmt, da derartig gestrickte Filme sich meistens sehr ähneln. Das ist aber nicht sonderlich tragisch, auch wenn es natürlich etwas von seiner Qualität nimmt. Einen zentralen Charakter sucht man vergebens, der Film stellt vielmehr ein Porträt menschlicher Laster dar als dass er die Geschichte über eine spezielle Person erzählt. Es gibt keine richtig sympathische Person, keine sonderlich humorvollen Szenen und auch kein Happy-End in diesem Sinne. Zumindest siegt die Gerechtigkeit. Wenn man es so will.
Unterhaltsam, sozialkritisch, realistisch und vor allem zeitlos.
8/10 Punkte