Underground-Regisseur Jim Van Bebber beehrt die Menschheit nicht gerade mit vielen Filmen: Seinem blutrünstigen Streetlife-Movie "Deadbeat at Dawn" (1988) folgte "The Manson Family" (1997) sowie diverse Kurzfilme, die alle von sehr nihilistischem Weltbild geprägt sind. "Gator Green" von 2013 sollte per Crowdfunding finanziert und die Nummer drei werden, doch auch hier reichte es nur für was Kleineres.
Für den wohl berühmtesten Sektenguru aller Zeiten warf Van Bebber den cineastischen Mixer an und vermengte Portrait, Splatter, Doku und etwas surreale Kunst in einem. Was durchaus die Ansätze zu einem interessanten Film geboten hätte, geht nach vielsprechenden ersten 20 Minuten immer mehr in die Binsen: So verkommt "The Manson Family" zum vertrödelten und ereignislosen Zeitgeistlein, das selbst für Menschen mit persönlichem Interesse an der Thematik eine kleine Enttäuschung darstellt. Ganz abgesehen davon ist die Spieldauer viel zu lang geraten.
Dabei ist Van Babber durchaus in der Lage, packende oder surreale Szenen mit hohem künstlerischen Anspruch zu drehen. Manson ist mal Jesus, mal der Teufel und das Hippie-Feeling aus dem Summer of 69 ist ebenfalls sehr schön eingefangen. Freie Liebe und Teufelswahn, Flower Power und Hakenkreuze auf der Stirn: Selbst durch ein extrem niedriges Budget beschränkt schafft es Bebber wieder, dem Film einen gewissen Glanz und Zauber zu verleihen. Die Faszination für Manson lebt und sie ist auch in diesem Werk zu spüren.
Storybedingt eröffnet Van Bebber leider Nebenkriegsschauplätze, die nicht sein müssen. Die höheren Sphären und Mindfucks tun "The Manson Family" gut, zurück auf dem Boden der Tatsachen wird es leider ziemlich trist.
Diesen Leitspruch kann man bis zum Schluss beherzigen - dann wartet der Film mit einem der lächsten Massaker auf, die jemals über den Bildschirm flimmerten. Die Ermordung der Sharon Tate verkommt nicht nur zur Travestie-Nummer, der Regisseur verfällt zudem in einen regelrechten stilitischen Blutrausch, der dem Gesamtwerk leider ein albernes wie unrühmliches Ende verleiht und wie ein Home Made-Amateursplatter daherkommt.
"The Manson Family" hätte das Zeugs zum ganz großen cineastischen Underground gehabt und sogar an die körnige, abgewetzte Filmspur wurde gedacht. Leider hat man das Gefühl, es wurde mehrfach mit vollster Absicht vorbeigeschossen, ohne dabei wirkliche Treffer zu produzieren. So reicht es am Ende nur zu Pseudo-Arthaus im Billiglook und einer hirnverbrannten finalen Gewalteskalation. Schade, denn diese packende Thematik hätte eine durchaus bessere Umsetzung verdient gehabt.