Seit einem Jahr tobt der Krieg zwischen den verfeindeten Gangsterbanden, und eigentlich hätte die Entscheidung über die Aufteilung Hongkongs längst gefallen sein sollen. Auf beiden Seiten kämpfen absolute Topleute: Hier Jack, dort Martin. Beide sind Ehrenmänner, beide stehen auf Rotwein und schnelle Autos, und beide haben keine Angst vor dem Tod. Die zwei könnten glatt Freunde sein, aber so ganz kommen sie halt doch nicht zusammen. Zu groß sind das Misstrauen und die tief verwurzelte Gegnerschaft. Bei einem harten Kampf in einem Motel in Thailand werden beide schwer verletzt. Martin verliert seine Unterschenkel, und Jack verdient seine Kröten anschließend als Müllmann in Bangkok. Die beiden Bosse, für die sie ihre Knochen hingehalten haben, verbrüdern sich unterdessen und beherrschen die Stadt gemeinsam. Jack und Martin, die zwei gebrochenen Helden, tun sich zusammen, um für die tiefen Wunden in ihrem Leben Rache zu nehmen.
Vor vielen Jahren hat mir mal ein Freund, der mehr HK-Filme kennt als ich es jemals tun werde, gesagt, dass es von Johnny To auch schlechte Filme gibt. Damals, mit EXILED und VENGEANCE im Kopf, wollte ich ihm nicht so recht glauben. Nein nein, A HERO NEVER DIES ist beileibe nicht schlecht. Aber so richtig toll ist er halt auch nicht. Eher ein Beweis dafür, wie einfallslos sich das HK-Actionkino der späten 90er selber reproduzierte. Coole, aber blasse Revolvermänner, die sich gegenseitig mit Kugeln beharken, während die Zeit ohne es zu merken an ihnen vorbeiläuft. Dazu Actionszenen die sich mit der Hochzeit des HK-Actionkinos in keinster Weise messen können, sondern die einfach nur einfallslos und müde erscheinen. Abgehalfterte Helden, die an anderen Rache dafür nehmen, dass sie selber einmal die falschen Entscheidungen getroffen haben. Vielleicht mag das harte Urteil auch an der schlechten Qualität der gesehenen DVD liegen, das kann gut sein. Aber irgendwie wollte der Funke nie so recht zünden. Der Kampf in dem Motel ist gut und hart inszeniert, aber einfach irgendwie … unübersichtlich. Uninspiriert. Aus der Kombination viele Killer – viele Türen – sehr viele Wände – Regen – Nacht – große Wummen lässt sich sehr stylisches Actionkino herausholen, an dem man sich auch über 20 Jahre später noch nicht satt gesehen hat. Aber hier macht dieser Shootout schlicht und ergreifend nicht so recht an.
Später im Film hat Lau Ching-Wan als Martin dann keine Unterschenkel mehr. Für einen selbstbewussten und schnell lebenden Hitman natürlich ein echtes Problem, was darin gipfelt, dass seine Freundin irgendwann entnervt feststellt, dass er sich ja die ganze Hose vollgemacht hat. Martin lässt sich komplett hängen. Er starrt nur noch vor sich hin und es braucht lange bis er wieder den Mut findet, es mit den Gangstern aufzunehmen, die ihm seinen Lebensfaden buchstäblich zerschnitten haben. Parallel dazu geht Jack als Müllmann in Thailand umher, während die Bosse in Hongkong einen auf erfolgreiche Obermotze machen. Die Geschichte wird in dem Augenblick stark ausgebremst, das Interesse verlagert sich von den Killern hin zu den Bossen, die schnell und prägnant charakterisiert werden, und plötzlich erheblich interessanter wirken als die beiden eigentlichen Hauptfiguren die sich eher als platte Abziehbilder von Killern präsentieren, nicht als lebende Figuren, und damit nur schwerlich Mitgefühl wecken. Denn sowohl die Bosse wie auch die Freundinnen, die für jeden der beiden buchstäblich durch die Hölle gehen, sind spannender und wecken mehr Interesse …
Wie gesagt, schlecht ist der Film nicht. Aber er hat seine Längen, und es gibt in diesem Bereich so verdammt viel Konkurrenz, und so verdammt viel besseren Stoff …