(enthält Spoiler!)
Mmh, Kevin Spacey inszeniert ein Geiseldrama mit Staraufgebot, da muß einem ja das Wasser im Mund zusammenlaufen. Und das darf es ob der darstellerischen Leistungen theoretisch auf, wenn die Konstruktion des Dramas nicht mit Längen zu hadern hätte und zum Schluß hin nicht auf tönernen Füßen stehen würde.
Die Ausgangssituation ist noch vielversprechend, wenn drei Einbrecher sich nach Verfolgungjagd und blutigem Unfall in eine Kellerbar retten und die Anwesenden als Geiseln nehmen. Die Polizei umstellt das Haus schon bald und es gerät zur diffizilen Situation, da sich sowohl die Gangster als auch Wirt und Gäste uneins sind, ihre Geiselnehmer zu beeinflußen suchen oder die Situation retten wollen. Überdies sitzt der wirklich Gesuchte der Polizei ebenfalls noch im Lokal.
Spacey hat ein derartig erlesenes Ensemble beisammen, daß man schon fast Wunder erwarten könnte, doch leider macht das Drehbuch diesen Druck nicht mit. Dillon, Sinise und Fichtner (die ohne weiteres für Ich, Über-Ich und Es stehen können) geben eine nuancierte Vorstellung der feinsten Sorte, während Faye Dunaway ihr Möglichstes tut. Mehr oder weniger verschwendet dagegen Namen wie Skeet Ulrich (der kaum etwas zu tun hat), M.Emmet Walsh (der nur Minuten glänzen darf), Joe Mantegna (dessen Bullen-Chauvi-Nummer aufgesetzt und überflüssig wirkt), Viggo Mortensen (dessen vielversprechende Rolle das Drehbuch verhungern läßt) und John Spencer (der tatsächlich überhaupt keine Funktion hat, aber anwesend ist).
Sorgt die Grundsituation vorneweg noch für reichlich Spannung, wird die Inszenierung nach und nach zum psychologischen Kammerspiel rund um familiäre Beziehungen und Abhängigkeiten, um Betrug und Wortbruch. Immer wieder treten leider Pausen ein, die Rededuelle halten einem zweiten Blick leider nicht stand und als Mortensen entlarvt wird, erwartet man einen Clou, der nicht kommt.
Gegen Ende wird's sogar noch schlimmer, wenn das titelgebende Naturgleichnis als Vorbild für einen Rettungsplan wird. Der lange herbeigesehnte Showdown ist dann zwar recht dramatisch vorbereitet, in der Ausführung jedoch nur sekundenkurz. Darüber hinaus ist er für die üblichen Sehgewohnheiten äußerst enttäuschend, eine Sache von Schuld und Lebensrettung, die man so vermutlich kaum sehen will und die genau dann abbricht, wenn es noch spannender werden dürfte.
Für Filmbegeisterte in der Tarantino-Tradition sollte der Film einen Blick wert sein, doch werden die Erwartungen im Lauf des Films sicherlich gebrochen werden, wenn der Film die moralische Saite anschlägt, ohne Schlagseite zu bekommen. Dreckig und hart wäre hier vielen sicher lieber gewesen, in der vorliegenden Version wirkt das alles wie ein abgefilmtes Theaterspiel mit Botschaft. (6/10)