Der Junge Luke zieht nach dem Unfalltod seiner Eltern mit seiner Großmutter nach England. Da seine Oma an Diabetis erkrankt ist, wird beschlossen, dass die Zwei ein paar Tage Urlaub in einem Strandhotel an der See verbringen wollen. Luke gerät zufällig in einen Hexenkongress, und muss am eigenen Leib erfahren, welchen garstigen Plan die glatzköpfigen und grausamen Hexen ausgeheckt haben: Alle Kinder sollen in Mäuse verwandelt werden.
Soweit die Story, die natürlich recht überschaubar ist; was aber auf gar keinen Fall ein Minuspunkt sein soll, ganz im Gegenteil. Man sollte auch bedenken, dass es sich bei "Hexen hexen" eigentlich um einen Kinderfilm (!) handelt, der aber viel zu sehr unterschätzt wird. Ich (heute 21 Jahre jung) bin praktisch mit diesem Film aufgewachsen, und er gehört seit der ersten Sichtung im Alter von 8 Jahren zu meinen absoluten Lieblingsfilmen. Doch wie gesagt: Dass dieser Film ständig im Nachmittagsprogramm läuft finde ich so nicht in Ordnung. Zwar ist er ab 6 Jahren freigegeben, doch Kinder bis ca. 10 Jahren sollten sich den Film nicht alleine (oder zumindest mit einer weiteren Person im Haus ;) ) ansehen. Die eigentlich vernünftige und in Deutschland nächste Altersfreigabe nach 6 Jahren wäre 12 Jahre, was für "Hexen hexen" die vernünftigere Wahl gewesen wäre. Gerade wenn man bedenkt, dass der Film schon 20 Jahre alt ist, und seit eh und je ab 6 Jahren freigegeben ist. Denn der Film hat es in vielen Punkten in sich:
Da ist natürlich einmal das absolute Highlight des ganzen Films; der Hexenkongress und die Demaskierung der Hexen (besonders natürlich die der Oberhexe, die von Angelica Huston verkörpert wird). Der schockierenste Anblick zeigt sich einem, als die Oberhexe sich frisch aus ihrer Maske pellen lässt. Die Maske rollt sich mit einem garstigen Stöhnen von der Zauberin ab, und macht ein eklig-glitschiges Geräusch. Kurz danach sieht man sie in voller Pracht. Mit leichtem Buckel, verknächertem Oberkörper, Geschwülzten, einer Glatze mit ein paar langen, einzelnen Haaren, einem langen Kinn aus dem auch ein paar Haare sprießen und eine sehr lange Nase, auf der eine Warze sitzt. Hat man sich an dieses Bizarre Äußere gewöhnt, ist es nur noch halb so "schlimm", doch aus Sicht eines Kindes ist gerade die "matschige Demaskierung" absoluter Horror. Desweiteren hat die große Oberhexe ellenlange Finger und auch ein paar nette schwarze Krallen bzw. Fingernägel. Die Maskenbildner haben sich wirklich super ausgetobt und ein grandioses Ergebnis erzielt. Die boshaftigkeit der Hexe kommt allein schon durch das Aussehen perfekt zur Geltung. Doch das ist natürlich noch lange nicht alles. In derselben Szene befreien sich rund 100 weitere Hexen (die bei genauer Betrachtung des Films auch stellenweise von Männern verkörpert werden ^^) von ihren Handschuhen, Perrücken und Schuhen, und zeigen ihre grässlichen Zähne, und ihre Schorfkrusten auf dem Kopf, an denen sie sich permanent kratzen. Auch die Hinrichtung einer Hexe, die der Oberhexe ins Wort fällt ist zwar nicht hart, aber durchaus erschreckend insziniert. Die Oberhexe spricht aggressiv ihren Zauberspruch, richtet ihren Blick auf ihr Opfer und verbrennt dieses mit lila Strahlen die aus ihren Augen schießen - bis von der Hexe nur noch ein Häuflein Asche auf und unter ihrem Stuhl übrig ist. Diese Szene sieht man natürlich nicht komplett, sondern teilweise im Off. Als nächstes wird im Film der Junge Bruno in eine Maus verwandelt. Wie er sich schüttelt und zappelt, und nach jedem Schnitt mehr zu einer Maus wird und erst gegen Ende des Verwandlungsprozesses auch schrumpft ist weiter eine für Kinder sehr unheimliche Szene. Diese Prozedur geschieht wenig später noch Einmal mit dem Jungen Luke, aber dieses Mal ist es nicht mehr ganz so unheimlig, weil man ja schon Zeuge der ersten Verwandlung geworden ist.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Szenen, die wirklich unheimlich sind. Da wäre z.B. gleich die Eröffnungssene. Nach dem recht beschwinglichen Vorspann geht es direkt ins Thema, und man hört der Oma von Luke zu, wie sie ihm von den Hexen erzählt. Natürlich untermauert von der bildhaften Darstellung, WAS sie gerade erzählt. Man erfährt, dass Hexen Glatzen haben und Perrücken tragen, keine Zehen sondern nur garstige Stummel dort haben. Sie kleiden sich wie normale Frauen, gehen arbeiten wie alle anderen Menschen, leben in ganz normalen Häusern und man kann sie nur von normalen Frauen unterscheiden, wenn man ihnen tief in die Augen sieht, und ein violettes Glimmern darin erkennt. Hexen haben einen super Geruchssinn, und Kinder riechen für sie nach Hundehaufen. Außerdem verbringen Hexen hauptsächlich ihre Zeit damit kleine Kinder zu töten. Die Hintergrundmusik ist (im ganzen Film; aber besonders in diesen Szenen) sehr gut gewählt, und ein Stück weit mystisch.
Der erste "heftige" Moment ist, als die Großmutter Luke von dem Mädchen Erika erzählt, dass damals von einer Hexe gestohlen, und später im Gemälde der Eltern als Figur in dem Bild aufgetaucht ist. Es läuft einem ein Schauer über den Rücken, als der Vater mit unheimlich beängstigendem Gesicht auf das Gemälde zugeht, und seine Tochter ihn aus dem dortgezeichneten Fenster eines Bauernhauses ansieht; und im Hintergrund leise "Papa, Papa" zu hören ist. Diese Szene ist absolut furchteinflößend, und hat mir früher einige schlaflose Nächte bereitet. Und ja; sie beeindruckt mich jedes mal aufs Neue.
Noch in den ca. ersten 10 Filmminuten taucht auch schon die erste "reale" Hexe vor unserem Hauptdarsteller Luke auf. Er ist sicher oben in seinem Baumhaus am spielen, und eine scheinbar normale, sich etwas die Nase rümpfende Frau kommt auf ihn zu, die sich durch ihren violetten Glimmer in den Augen sofort als Hexe enttarnt. Sie versucht ihm eine Schlange zu schenken. Doch glücklicherweise taucht in der Entfernung Lukes Oma auf und die Hexe verkrümelt sich.
Bis zum großen Hexenkongress im Hotel passiert nun nicht viel, es wird aber ständig mit dem Zaunpfal gewinkt, und wir wissen bald: Das Hotel ist voller Hexen.
Nach dem Hexenkongress gibt es noch eine kleine, aber doch recht gut umgesetzte Szene; und zwar stößt die Oberhexe einen Kinderwagen einen Abhang herunter, wohlwissend dass der sich auf der Flucht befindende Luke hinter ein paar Büschen kauert und natürlich versuchen wird, das Baby zu retten. Die Mutter bekommt natürlich mit, dass ihr Kind gerade dabei ist in den sicheren Tod zu stürzen, und schreit aus aller Leibeskraft. Die Oberhexe steht daneben und lacht böse. In dieser Szene wird die abgrundtiefe Boshaftigkeit der Glatzköpfigen Anführerin nocheinmal unterstrichen.
Nachdem Luke auch eine Maus ist, nimmt der Film ein kleines bisschen an Tempo ab, und man kann auch die kleineren Kinder wieder unbeobachtet zusehen lassen. Denn jetzt kommen einige recht witzige einschübe, die aber an dieser Stelle absolut okay sind, und nicht fehlen dürften. Denn sonst würde es sich bei "Hexen hexen" absolut nicht mehr um einen Kinderfilm handeln.
Gegen Ende wird es noch Einmal etwas rasanter, und man wird Zeuge, wie sich alle Hexen in Mäuse verwandeln, und die Oberhexe schließlich ihr Ende findet. Endlich!
Ich muss jetzt gerade tatsächlich überlegen, ob ich dem Film auch für irgendetwas einen Minuspunkt geben muss... Mir fallen höchstens zwei kleine Dinge ein, die aber absolut nicht der Rede wert sind, und bestenfalls einen Punktabzug von 0,1 Punkten bedeuten könnte ;)
Und zwar stört es mich schon immer etwas, dass die Oberhexe mit ihrer langen Nase unter ihre "Angelica Huston-Maske" passt; genau wie die Hexen allesamt lange Finger und Fingernägel haben, aber dennoch ganz gewöhnliche Handschuhe tragen.
Außerdem ist mir aufgefallen, dass ein Dialog zwischen Hexe und Großmutter nicht ganz nachvollziebar ist. Es würde zu lange dauern die Szene genau zu erklären, deshalb kurz: Großmutter fragt Miss Earnst (die Oberhexe) wo ihr Enkel Luke sei. Dieser ist bereits eine Maus, und die Oberhexe weiß, dass es sich bei Luke um ihren Enkel handelt. Die Oberhexe antwortet zuerst laut "Wenn ich Ihren Enkel sehe, werde ich... (lacht und verschwindet, und spricht dann nur noch zu sich)... ihn in eine Maus verwandeln; und du geschwätziges altes Weib bist als Nächste dran." -Das wären so meine kleinen Störer im Film; wie gesagt, absolut nicht der Rede wert.
Die Schauspieler machen ihre Sache allesamt gut und man nimmt jedem seine Rolle ab. Bishin zur Putzfrau wurde hier perfekt gecastet, und jeder ist mit vollem Einsatz dabei.
Und man merkt absolut, dass hier mit viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde. An diesem Film wage ich zu behaupten hatte bestimmt jeder Beteiligte seinen Spaß.
Umso ärgerlicher ist es, dass dieser großartige Familienfilm in Deutschland bisher nicht auf DVD erschienen ist!!! Wenn man bedenkt, welcher DRECK auf DVD veröffentlicht wird, kann ich absolut nicht nachvollziehen, dass Warner Bros. es bisher nicht geschafft hat, dieses Meisterwerk auf DVD herauszubringen. Gerade zu diesem Film würde mich ein tolles Making Off interessieren, besonders bei der Masken- und Kostümwahl gibt es bestimmt einiges Wissenswertes. Dieser Film hat es mehr als verdient, eine tolle DVD-Veröffentlichung hier in Deutschland zu bekommen, mit tonnenweise Bonusmaterial!
Fazit: Nach mehrmaligem Überdenken bin ich dazu gekommen, dass "Hexen hexen" kein Kinder- sondern eher ein Familienfilm ist, da Kinderfilm sich doch etwas abwertend anhört, und der ernsthaftigkeit des Films etwas schadet. Kinder, Erwachsene und auch ganz Alte Leute können sich herrlich gruseln, aber auch wirklich ihren Spaß daran haben; denn "Hexen hexen" bietet mehr als ein paar nette Effekte und gute Schauspieler. Es ist ein Film, der von Vorne bis Hinten genau durchdacht und bis ins kleinste Detail perfekt umgesetzt wurde. Außerdem hat der Film eine große Protion an Charme, und ein gewisses "Etwas", dass man nicht in Worte fassen kann... Es stimmt einfach alles!
Deshalb bleibt mir nichts anderes, als zum Schluss diesem gelungenen Film natürlich die volle Punktzahl zu geben.
10/10