30 über Nacht!
Gut, nicht ganz, aber über drei Jahre. Solange hat es bis zur Vollendung der Trilogie gedauert und in der Zwischenzeit ist Damien Thorn, seines Zeichens Prinz der Dunkelheit, zum aufstrebenden Jungunternehmer geworden, der die Firma seines einstmaligen Ziehvaters übernommen hat. Man sieht, die Macht sprießt und gedeiht prächtig.
Mit der Macht kam auch das Erwachen aus der geistigen Umnachtung, die Damien in jungen Jahren noch daran hinderte, seine eigene Existenz zu begreifen. Die Intentionalität, das endgültige Begreifen des eigenen Zustands darzustellen ist nun Aufgabe des Schauspielers Sam Neill. Endlich darf Damien von Grund auf böse sein.
Im Drehbuch hat man sich einiges einfallen lassen, um von der Geradeaus-Mentalität von “Damien - Omen II” abzuweichen und ein paar Überraschungen zu bieten. Der Antichrist fürchtet die Ankunft Christi, lässt also seinen ökonomischen und gesellschaftlichen Einfluss spielen, um alle potenziellen Christuskinder zu töten und damit den Umkehrschluss des misslungenen Unterfangens aus “The Omen” zu versuchen, während er selbst seinerseits auch gejagt wird von Anderen. Interessengruppen in höchsten Kreisen lassen ihre Urinstinkte spielen, um gegenseitig den Schweif des Vordermanns in die Fänge zu bekommen. Exemplarisch die offenbar als gesellschaftskritisch gedachte, very british Fuchsjagd irgendwo im zweiten Filmdrittel - “Barbara’s Baby - Omen III” ist ein Hasch-Mich-Spiel mit Sitte und Anstand. Nobel geht die Welt zugrunde.
Auch Graham Baker fällt nichts weiter ein, als plakativ einen Schock an den anderen zu setzen und mit Kontrasten zu arbeiten, indem er unschöne Blutfontänen in die Büros wichtiger Geschäftsmänner verfrachtet. Ein platzender Kopf, verbrennende Antichristen-Attentäter während einer TV-Show (Medienkritik!) und Visionen von fauligen Babys mit Psychokräften - “Das Dorf der Verdammten”, und Mutti greift zum Bügeleisen und schlägt den netten Herrn mit der Brille nieder.
Zwischendrin werden religiöse Motive zu Hundertschaften aufgefahren und Sam Neill hat mit ihnen zu kommunizieren. In einer unheimlich pathetischen Sequenz findet er in einem Zwiegespräch mit einer Jesus-Statuette, auf die ein Lichtstrahl fällt, seine endgültige Bestimmung und hat fortan den Schleier vor den Augen verloren. Was zur philosophischen Auseinandersetzung mit dem Unterschied zwischen bewusstem und unbewusstem Handeln hätte werden können, wurde eine opulente Verbeugung vor der Stärke des Glaubens, wiederum angetrieben durch unheilvolle Chöre. Die Gegenbewegung indes wirkt immer weniger rational, immer mehr wie eine Sekte von geistiger Umnachtung, wahnsinnige Kuttenträger, die sich von Seilen mit dem Dolch voran auf rechtschaffene Männer stürzen (und Neill trägt eine Frisur, die aussieht wie die personifizierte Unschuld) - wer soll diesen Verrückten die Geschichte von der Teufelssaat und den sieben Dolchen glauben?
Denn wo Damien nun schon Bewusstsein erlangt hat, wirkt er viel zu wenig bedrohlich, immer noch wie ein verschüchtertes Kind, das verdutzt mit allerhand Situationen konfrontiert wird, die es nicht kontrollieren kann. Im Kopf hatte man sich schon Lavaströme ausgemalt, die durch die Großstädte wabern wie Flüsse durch Venedig, ein von Smog bedeckter Himmel, das Leuchten des ewigen Höllenfeuers am Horizont und gleich daneben eine riesenhafte, dunkle Gestalt, höher als jeder Wolkenkratzer, mit den Schatten der Umgebung verschmelzend und aus einem feuerroten Augenpaar und einem Mund voller spitzer Zähne heraus diabolisch grinsend. Gott bewahre, verfilmt würde man sowas nicht sehen wollen, es wäre eher ein metaphorischer Gedanke zur universellen Hilflosigkeit der Menschheit im Schoße ihrer Blindheit für Himmel und Hölle. Diese Dimensionen werden aber nicht bedient; es ist eher die Geschichte eines Geschäftsmannes, der von ein paar Wahnsinnigen um die Ecke gebracht werden will, auch weil er selbst ein Wahnsinniger ist, der den Tod vieler Babys im Sinn hat. Tiefergehende theologische Ansätze zu suchen wäre dabei auch ein vergebliches Unterfangen. In der Summe ist das über weite Strecken ziemlich langweilig.
Deswegen: Stirb, Damien. Stirb endlich oder versklave die Welt. Beides wäre mir recht, aber verschone niemanden, der die Geschichte möglicherweise erzählen könnte...