Um es vorweg zu nehmen :
"Paparazzi" ist grob, oberflächlich bis übertrieben in seiner Charakterzeichnung, die Story ist nicht besonders originell und tendenziell fragwürdig, aber "Paparazzi" ist auch sehr unterhaltend, direkt, schnell geschnitten und gut gespielt. Dazu gerade einmal 80 Minuten lang - ein klassisches B-Picture, wenn auch in optisch einwandfreiem Gewande.
Betrachtet man die Geschichte des B-Pictures, so fällt auf, daß man hier immer schon mehr wagen konnte als im Mainstream-Kino, daß man die Regeln des "Political Correctness" ein wenig außer Kraft setzen konnte. Da dieser Film von Mel Gibson produziert wurde (was auch an einigen Cameo-Auftritten von ihm und anderen Stars zu erkennen ist), fiel mir als erste Referenz sein Film "Payback" ein, ein ähnlich grob gestrickter, auf reinen Emotionen aufgebauter Film, der auch schon das Thema Selbstjustiz durchspielte - allerdings unter Gangstern und da wird solch ein Verhalten ja immer unter "Rache" eingeordnet...
Im Grunde geht es in "Paparazzi" aber um nichts anderes. Der Film geht gleich in die Vollen und man meint, daß die Protagonisten hier ausschließlich durch ihren Adrenalinspiegel geprägt werden. Anders ist weder das Verhalten von Bo Laramie ( Cole Hauser ) zu erklären , der sofort handgreiflich wird, als er einen Fotografen zum ersten Mal dabei ertappt, wie er seine Familie fotografiert. Noch weniger verständlich ist die Reaktion eben dieses Fotografen (Tom Sizemore), der ja gerade von Laramies unkontrolliertem Verhalten profitiert, sich aber durch dessen (nachvollziehbaren) Beleidigungen dazu hinreißen läßt, diesen "zerstören" zu wollen, anstatt mit ruhiger Überlegenheit dessen Schwäche weiter zu nutzen.
So nimmt der Film schnell Fahrt auf und es verwundert nicht, daß in dieser hochgepushten Situation Unglücke geschehen. Personen, die beschwichtigen, wie etwa die Therapeutin für Laramie, werden hier als leicht wunderliche Kopfmenschen dargestellt, denen die harten Realitäten "da draußen" nicht klar sind. Hier gilt nur das "Recht auf Rache" und selbst der Polizei sind Recht und Gesetz nicht mehr so wichtig, wenn sie die Beweggründe des "Geschädigten" nachvollziehen können...
Obwohl teilweise mit erheblichem technischen Aufwand agiert wird (z.B. mit hochwertigen Überwachungskameras), fällt auf, daß die männlichen Alpha-Tiere bei fast sämtlichen ihrer Aktionen ihr Gehirn ausschalten. Wie sonst ist zu erklären, daß jemand ausgerechnet dem Mann, der ihm gerade das Leben retten will, in dem Moment androht, ihn danach fertig zu machen - hätte er da nicht noch ein paar Sekunden warten sollen bis er sicheren Boden unter den Füßen hat ? - Oder warum geht Sizemore mit gezückter Kanone in ein von ihm selbst überwachtes Haus ? - Und davon gibts noch einiges mehr...
Wäre der Film von irgendeiner Truppe unbekannter Möchte-gern-Filmemacher gedreht worden, käme mir der "Trash" Gedanke sehr schnell, aber hier handelt es sich um eine Menge erfahrener Leute, denen ich ohne Überzuinterpretieren "Absicht" unterstelle - und da ist es auch kein Zufall (oder nur der Wunsch nach einem "Frischen Thema") ,daß hier alles im ureigensten Milieu der ausführenden Personen statt findet...
Fazit : erfrischend unterhaltender, respektloser Film, dem man anmerkt, daß sich hier alle einen riesen "Spaß" gemacht haben - und genau der überträgt sich auf den Betrachter. Dabei wird alles schön fragwürdig, politisch unkorrekt abgehandelt, aber ohne die berühmte moralische Keule, so daß man sich am Ende fragt ,ob Bo Laramie nicht doch einen weiteren Adrenalin-Film neben seiner Hauptserie abgedreht hat...
Sämtliche Personen handeln so überdreht und aufgepusht, daß man sich diesem B-Picture vergnügt für einen Abend widmen kann - ohne weiteren Nachhall oder Diskussionsbedarf(7/10).