Das ist Napoleon.
Napoleon ist ein Teenager um die 16. Er geht auf die Highschool und wohnt bei seiner Oma, die ein Lama als Haustier hat.
Napoleon zeichnet gerne. Am liebsten Mädchen und pupsende Einhörner. Vielleicht ist ihm dieses Talent ja von Nutzen, wenn es demnächst heißt, ein Mädchen für den Schulball auf sich aufmerksam zu machen…
Napoleon äußere Erscheinung ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig: Zausellocken, Brille, verschlafene Schlitzaugen, Eierabschreckvisage, der Mund immer offen, dann noch 20 Kilo Untergewicht, keinen einzigen Muskel im Körper, schlürfender Gang, emotionsloser Blick, Säuselstimme, viel zu enges Einhorn-T-Shirt, viel zu enge Hose, Moonboots… unterm Strich ein fleischgewordener „Millhouse“, nur viel trotteliger, mürrischer und unattraktiver. Ein Hänfling. Ein Kümmerling mit Hemd in der Hose. Ein Spargeltarzan.
Napoleon hat auch einen Bruder. Der heißt Kip, ist 31, wohnt auch mit Napoleon bei Oma und chattet den lieben langen Tag im Internet. Sein Erscheinungsbild ist fast noch ein bisschen unansehnlicher als das von Napoleon. Aber vielleicht kann da ja Kips Internet-Freundin Abhilfe schaffen, die ihn bald besuchen kommt.
Napoleon hat auch einen Freund. Der heißt Pedro, ist Mexikaner und geht mit Napoleon auf die Highschool. Pedro hat sich für das Amt des Schülersprechers eingeschrieben, hat nun nur keinen blassen Schimmer, wie man auf Stimmenfang geht. Und zu allem Überfluss hat sich Pedro in einem Anflug von Blödheit alle Haare abrasiert, weil ihm sein Kopf so warm vorkam. Doch Napoleon steht im tapfer zur Seite…
Das nur ein paar der zahlreichen Handlungsschauplätze von NAPOLEON DYNAMITE. Eine Haupthandlung gibt es nicht, nur mehrere Nebenschauplätze und eben Napoleon, der sich wie ein roter Faden durch den Film schlängelt.
Die Vorstellung, einen Nerd, einen kompletten Loser, Außenseiter und Vollhorst zum Helden eines Spielfilms zu erheben, ist schon mal nicht schlecht. Die Tatsache, dass dieser sympathische Trottel den ganzen Film über so bleiben darf, wie er ist, also auch am Ende noch immer als Trottel dasteht, macht den Streifen schon eindeutig zu etwas besonderem. Denn wo darf denn heutzutage ein Depp noch Depp sein, ohne nicht gleich von wild gewordenen Style-Faschisten und Trend-Nazis á la Bohlen, Klum, D! oder diesen üblen „Das Model & der Freak“-Zicken zu einem porentief reinen, aber komplett unindividuellen H&M-Zombie ummodelliert zu werden, hä!?
Gut, der Napoleon hat vielleicht nicht grad das beste Selbstbewusstsein, daran ließe sich vielleicht echt noch arbeiten. Aber so vom Menschlichen her ist er schon voll in Ordnung. Is’ doch egal was für Klamotten man anhat, oder ob Brillen oder Kontaktlinsen. Hauptsache man fühlt sich wohl in seiner Haut und schafft’s vielleicht noch 'n paar Mal nett zu seinem Nachbarn zu sein, das reicht doch. Muss ja nicht immer der erste Platz sein, von Platz 2 oder 3 hat man doch immer noch 'ne ziemlich gute Aussicht.
„Hallo Napoleon! Wie war’s in der Schule?“
– „Das war der schlimmste Tag meines Lebens! Was denkst du denn!?“
Fazit:
Unreißerisch, gediegen, erfrischend uncool! Eine wahnsinnig herzliche Komödie über die schönen Seiten des Trottel-Seins, angenehm anders als 08/15-Highschool-Komödien und schon jetzt Kult.
So unschuldig und naiv wie „Winnie the Pooh“, aber genau wie „Spongebob“ nicht unbedingt nur was für Kinder, sondern auch (bzw. vor allem) was für große Kinder und unbelehrbare Kindsköpfe.
Kommt, lassen wir uns alle Kümmerbärte wachsen – Juhu!
...und nicht vergessen:
VOTE FOR PEDRO!