Napoleon Dynamite eines der wenigen filmischen Argumente dafür, dass ein Film nicht zwangsweise einen guten Plot oder überhaupt etwas Plotähnliches, Charakterentwicklung und perfektes komödiantisches Timing benötigt um gut zu sein. Der Film pfeift auf die meisten Grundlagen des Filmemachens und schaffte es dennoch in den US-Kinos ein beachtliches Publikum zu finden, obwohl sich die Kritiker hierüber uneins waren wie sonst selten.
Irgendwo in Iowa, Napoleon Dynamite (Jon Heder), ein Loser wie man ihn sich in seinen klischeebeladensten Träumen nicht besser vorstellen kann lebt zusammen mit seinem schmächtigen Bruder Kip (Aeron Ruell) und seiner Tante in einen öden Kaff in der Wüste. Seine Highschool Kollegen halten ihn für einen Freak und treiben allerlei Schabernack auf Napoleons Kosten. Erst als es darum geht seinen einzigen Kumpel Pedro (Efren Ramirez) zum Schülersprecher zu verhelfen zeigt Mr. Dynamite was in ihm steckt und das ist nicht viel.
Obwohl die Worte Schüler und High School gerade gefallen sind, könnte der Film gar nicht weiter von üblicher Teenyware entfernt sein, man kann ihn quasi schon als Anti-High School Komödie beschreiben auch wenn er hauptsächlich an einer spielt. Dass Tempo ist mörderisch langsam, wie auch das Leben des Antihelden. Zwischen Lamafütterung und Abschlussball begleiten wir ihn, seinen Bruder und deren ewig in den 80ern hängen gebliebenen Onkel Rico (Jon Gries) durch peinliche Situationen und den misslungenen Versuchen ihrer Existenzen Herr zu werden. Es gibt kaum wirkliche Gags im eigentlichen Sinne nur dumme Situationen, Sprüche und Reaktionen, der Humor in Napoleon Dynamite ist in dieser Form noch nicht in einem Film da gewesen und an seiner sehr speziellen Art scheiden sich die Geister. Entweder ist der Film besonders intelligent und kommt daher so gewollt dumm daher, oder er ist wirklich unglaublich dumm und wird irrtümlicherweise für sehr intelligent gehalten, darüber bin ich mir noch nicht so recht im Klaren. Aber um ehrlich zu sein ist es für das Ergebnis egal. Der Streifen entwickelt einen eigenen Rhythmus und die schrulligen aber jederzeit liebenswerten Freaks, welche sich ihr Stelldichein geben wissen zu faszinieren. Die Darstellerriege ist einfach köstlich wie sie gelangweit, fast schon narkotisch, durch die Szenen schlurft. Man erwartet am besten gar nichts von den Film, er will auch nichts spezielles sein, außer vielleicht ein Außenseiterportrait, welches trotz der klaren Überzeichnungen seiner Figuren so lebensecht daherkommt wie wenige andere Filme und jene Personen zu Helden macht, die in Komödien immer nur die Deppenrollen spielen dürfen. Wie gesagt hieran werden sich die Geister scheiden, aber trotz des sehr gemächlichen Tempos, der ständig gleichen Lacher und der Haupthandlung welche erst zwanzig Minuten vor dem Abspann beginnt, ist dieser Film auf eine unbeschreibliche Art und Weise unglaublich gut. Wer das verstehen will muss ihn sehen und selbst dann ist die Gefahr groß, dass man dem ausgegebenen Geld und der verschwendeten Zeit hinterher trauert.
Fazit: Napoleon Dynamite ist ein sehr ungewöhnlicher Film ein skurriles Außenseiterdrama in der äußeren Form einer High School Komödie. Entweder man kann etwas damit anfangen und findet den Streifen großartig oder man langweilt sich und wundert sich was der Blödsinn soll, dazwischen wird es nicht viele Meinungen geben. Napoleon ist irre witzig, fernab des Hollywood Mainstreams, zudem authentisch, klasse gespielt mit einem Schuss Melancholie und einer gehörigen Portion Lethargie in der Inszenierung. Wenige Filme verdienen sich die Bezeichnung Kult, ich denke die Zeit wird zeigen, dass Napoleon Dynamite einer davon ist.