Review

Luo Li [ Ti Lung ] hat ein Problem. Er muss aus HK verschwinden, da er auf der Abschussliste eines Syndikates steht, nachdem er den Sohn vom Boss umgelegt hat. Triadenoberhaupt He Ying [ Candice Yu ] macht ihm ein Angebot: Er beschafft ihr den Mörder und Erpresser Naiwen [ Phillip Ko ], der sich in Kambodscha bei der Guerillatruppe von Yindan [ Ko Hung ] versteckt hat, wird dafür bezahlt und steht auch so lange unter ihrem Schutz.
Luo Li sagt zu...

Je nach Betrachtungsweise ist Mercenaries from Hong Kong einer der Filme, bei dem man entweder ohne zu Zaudern sofort zugreift oder trotz des Angebotes lange mit sich hadert; wobei für die Überlegung und Entscheidung genau ein Faktor ausschlaggebend ist: Wong Jing ist als Regisseur gelistet.
Das Gesamtpaket klingt nämlich abgesehen davon vielversprechend und sollte eher zu Begeisterungsstürmen hinreissen als Grund für Erwägungen zu sein: Eine der letzteren Shaw Brothers Produktionen, modern day Actioner, Kleinkriegsfilm – ein Subgenre, bei dem allein Viele Tränen der Seligkeit in den Augen haben dürften -, Starbesetzung bestehend aus Helden der 70er Jahre.
Mit Wong hinter der Kamera besteht aber die wahrlich nicht geringe Chance, dass das Projekt gehörig daneben geht; und wer dessen Werke kennt, wird leider auch davon ausgehen müssen. Nun war das aber erst seine dritte Arbeit und entweder er unterlag hier noch mehr Repressalien von Seiten der Finanziers oder traute sich nicht so recht. Jedenfalls ist der Grundton des Filmes zwar beileibe kein 100prozentig ernster, aber eben auch kein kindisch - abgedrehter wie heutzutage als sein Markenzeichen geltend.

Hier sorgt er durch Skript und Regie dafür, dass der Film unterhaltsam auf gewisse Art wird; sicherlich vermischt er dabei schon Elemente späterer Komödien mit ein, hält sich aber grundsätzlich zurück und lässt die Geschichte für sich stehen. Diese bezieht sich auf die westlichen Todesmissions – Actioner der 60er und 70er Jahre; also eben Das Dreckige Dutzend, oder Ein dreckiger Haufen, Die Wildgänse kommen oder Die Wildgänse 2. Ein mittlerweile und auch später durchgeprobtes Genre, indem zwar wenig Überraschendes passieren, aber auch wenig schiefgehen kann. Solange man sich mit den Grundzutaten auskennt und diese auch anwenden kann; Wong hat zwar nie vorher Dergleichen gedreht, aber sicherlich auch Kinokarten gelöst.
Dementsprechend unterscheidet man sich in Aufbau, Mittelteil und Abschluss wenig von seinen Kollegen aus Übersee; aber warum sich darüber beschweren, wenn einen eh nur die Schauspieler und dann natürlich die Action interessiert. Ausserdem gelingt es Wong hier, trotz der Tatsache dass man erst nach geschlagenen 45min den Dschungel betritt, auch vorher genügend Pfeffer in die Szenerie zu bringen. Erreichen tut er es, indem er die Umstände der Operation und die Rekrutierung bereits mit allen möglichen Unwirren und Gefahren umkleidet; also schon vor dem Waldboden mächtig loslegt und dadurch nicht nur die Abwechslung erwirtschaftet, sondern auch das Tempo anzuziehen weiss.

Starten tut man direkt mit einem tödlichen Hit, der mit Sex and Drugs, vielen grossen Löchern aufgrund einer Pumpgun und einer stuntgeladenen Verfolgungsjagd ausgeschmückt wird. Bereits die erste Szene geht also direkt in die Vollen, drückt kräftig aufs Gas und legt die Messlatte für spätere Einheiten erstmal weiter nach oben. Alles ziemlich ruppig gefilmt, ohne Einführung oder wirkliche Szenenanordnung; sondern nur als pre – title gedacht und deswegen nur die Schauwerte beachtend. Auch nachfolgend halten sich die Dialoge erstmal gering und versuchen, Belangloses und Nichtzugehöriges tunlichst zu vermeiden; Luo Li muss nach dieser Racheaktion seinen Hintern in Sicherheit bringen und bekommt zur Unterstützung das Angebot von He Ying. Da er sich eh nach Kambodscha absetzen wollte, kann er es auch mit dem Gehalt von 1 Million und Fünf seiner Freunde tun; die Einstellung der anderen Teammitglieder nimmt erstmal die weitere Laufzeit in Anspruch. Diese werden dann nicht nur gleich jeder seiner speziellen Eigenschaften hin aufgezeigt, sondern dabei auch weiterhin versucht, die Porträtierung der einzelnen Charaktere immer durch eine körperlich aktive Situation zu bringen.
Blanche [ Nat Chan ] ist Bombenspezialist und Frauenheld.
Ruan Naxing [ Michael Chan ] hats mit den Messern.
Hong Fan [ Johnny Wang ] mit den Fäusten.
Lei Tai [ Lo Lieh ] ist der Sniper in der Geschichte und Curry [ Wong Yu ] Taschenspieler, Dieb und Safeöffner.
Alle haben auch bereits irgendwie Ärger mit anderen Schergen, bekommen anders als im Krieg im Zivilleben nicht mit der Gesellschaft und ihren Pflichten zurande und stehen deswegen eben immer vor Probleme. Für jeden stellt der Auftrag und besonders die Höhe der Bezahlung die Möglichkeit dar, doch für eine Weile mal wieder etwas aus seinem Leben zu machen. Es mal wieder für einige Momente anzureichern, auch wenn man es nur auf dem Schlachtfeld meistert.

Hierbei wird zwar auch mögliches Drama miteingebracht – Lei Tai hat z.b. eine kranke Tochter, die dringend auf einen kostspieligen Krankenhausaufenthalt wartet - , aber schnell zugunsten von etwas Schabernack seingelassen. Der Film geht nicht gleich in die lustige Richtung, aber die Teammitglieder untereinander liefern sich Wortgefechte, reissen aus Versehen Ladyboys auf und laufen grundsätzlich im Partnerlook Weisse Hose / Roter bauchfreier Blouson und Ähnlichem durch die Gegend. Also etwas, was sich Marvin, Bronson, Eastwood und Glenn nicht hätten leisten dürfen, ohne vom zahlenden Publikum mit einem geringschätzigen Blick bedacht oder gleich ausgelacht zu werden.
Hier ist das okay; HK Filme Anfang der 80er Jahre sahen eben so aus, auch wenn es feschere Leute als die sichtlich gealterten Ti Lung und Lo Lieh gebraucht hätte, um die Mädels heiss zu machen.

Um Sexappeal geht es ja auch gar nicht, aber die Kleidung, die Sprüche, das gesamte etwas schludrige, mittlerweile unmodische Aussehen des Filmes sorgt eben dafür, dass man zwischenzeitlich fast ein „Lucky Stars go War“ wird; es fehlt zumindest innerhalb der in der Stadt gesetzten Szenen nicht viel, um sich an diesen Titel endgültig anzupassen. Grund dafür ist abgesehen von all dem Materiellen eben auch die Tatsache, dass Wong wie Sammo Hung keiner ist, der mächtig angestrengt beim Drehen wirkt. Die Anschlüsse sind alle schnell gesetzt, viel wirkt auch mehr improvisiert statt geprobt und auch beim ersten Take zur Zufriedenheit ausgeführt, obwohl es noch nicht so richtig sass. Eine wirkliche Betonung oder gar ein Hinarbeiten auf Spannung und Tension gehört nicht oder selten zu ihrem Repertoire. Die Auswirkungen dessen sind beileibe nicht fatal, aber der Film braucht später auf jeden Fall seinen Locationwechsel, weil er sich sonst trotz allem Unterhaltungswert, der präsentierten Action in Parkhaus / Bar / Gebäudekomplex und einem Yuen Wah ohne Schnurrbart sicherlich totgelaufen hätte.

„Willkommen in Thailand“ also; kaum im Dschungel angekommen wird man von allen Seiten angegriffen, klärt die Lage mit massig Toten und viel Explosionen und verzieht sich mit dem geschnappten Naiwen wieder aus dem Gestrüpp.
Die ganze Episode dauert 15, vielleicht 20min; jedenfalls nicht solange, um zumindest geographisch in die Heroes shed no Tears / Eastern Condors / Angel Force Kategorie zu fallen, auch von der formellen Realisierung ist es bis zu den Erstgenannten noch etwas hin. Die Explosionen stimmen; auch die Shootouts gehen soweit in Ordnung, haben ja auch noch ein paar Jahre Zeit bis zu den bullet ballets Ende der 80er. Das Martial Arts ist allerdings eher schwach und sollte man lieber übersehen. Wie zum Anfang schliesst auch im Showdown eine Verfolgungsjagd auf den Strassen und damit eine Materialschlacht an; wenn die ganzen Autostunts nicht so penetrant getimt und gleichzeitig unbedarft wirken würden. Sie sind halt immer auf den Effekt hin ausgerichtet, welcher dann aber mehr gewollt als gekonnt und dabei auch eher billig aussieht.

Sowieso ist der gesamte Film beileibe kein Gesamtkunstwerk, sondern blutiges Action Fast Food für Zwischendurch: Schnell, Plot provisorisch errichtet, etwas dumm – trashig, die Akteure leicht zu alt oder sonstwie weniger passend. Das Zeitgefühl der frühen 80er ist im Nachhinein betrachtet sehr schön eingefangen worden und der gefürchtete Wongsche Witze hält sich im Vergleich zu seiner folgenden Filmography stark zurück. Mehr kann man nicht erwarten, und mehr bekommt man auch nicht. Weniger aber auch nicht. Wem das reicht...

6.5/10

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